Liebe Leser und Leserinnen des b-s! Der b-s hat ab 1. Mai 2019 unter braunschweig-spiegel.de einen neuen Auftritt. Unter archiv.braunschweig-spiegel.de erreichen Sie den b-s von 2008 bis April-2019 in seiner letztmaligen Form, incl. funktionsfähiger interner Beitragslinks, als historisches Dokument.

Die Suchfunktion der Archivfassung ist NICHT mehr aktiv. Sie finden die Beiträge der Jahre 2005 bis 2019 jedoch über https://www.braunschweig-spiegel.de
Die Menüstruktur der Archiv-Fassung ging dabei jedoch komplett verloren.

Die Veränderungen die in der Amtszeit von Ex-OB Dr. Gert Hoffmann stattfanden (https://de.wikipedia.org/wiki/Gert_Hoffmann#Oberb%C3%BCrgermeister_in_Braunschweig) sind hier dokumentiert. Hierunter fallen umstrittene Privatisierungen, Flughafenausbau, Schlossparkvernichtung, und Errichtung von ECE-Schlossarkaden ...

Chronologisch beginnt der b-s hier: http://archiv.braunschweig-spiegel.de/index.php/diese-zeitung-seit-2005


Endlich wieder Weihnachtsmarkt. Teil 2 von 2

Wir drängeln mit klebrigen Händen und klebrig-feuchter gedeckter Mantelknopfleiste weiter, immer schön im Gänsemarsch, von „Oh, du fröhliche“ begleitet, die Gruppe fest im Blick, denn es muss ja ein Gemeinschaftserlebnis werden – ein stimmungsvolles vorweihnachtliches. Der nächste Glühweinstand wartet. Er liegt neben einem Bratwurststand. Praktisch, denn da müssen wir auch noch hin. Also erobern wir uns solidarisch etwas Platz im gröhlenden (nein, keine Weihnachtslieder) Gedrängel. Die Stimmung ist noch gut, doch hat mit Weihnachten nichts zu tun. Aber so etwas können nur stimmungsfressende Puristen denken und schreiben.

Das war ein kein guter  Tipp. Der Glühwein schmeckt nicht, irgendwie muffig. Wir beratschlagen: Beschwerde ja oder nein. Kollegin: „Nein, ich habe keinen Bock auf Streit". Der Kollege: „Aber der gehört auf dem Weihnachtsmarkt dazu". „Nein, so ein Quatsch, wer will 'ne Wurst? Fragt ein dritter. Ich nicht und ich auch nicht, oder hat der „faire" Würste im Angebot. Das mit dem "fair" war auf mich gemünzt, da ich doch gerade mit Freunden den Verein "Fair in Braunschweig" gegründet hatte. Und dann der Preis, so 'ne schlappe Thüringer für inzwischen 2,80 € und dann nicht mal Öko", konterte ich. "Dafür kann in Äthiopien ein Mädchen eine Woche zur Schule gehen". das wäre Nächstenliebe und was weihnachtliches." Oh je, jetzt hatte ich was angestoßen. Dafür stieg aber meine Laune. Und überhaupt die Bratwürste, ließ ich nicht locker und begann zu nerven.  Die kastrieren die süßen kleinen Eberchen doch ohne Betäubung." Wirklich eine Barbarei, schönes Weihnachten. Was würdest du denn sagen, wenn man dir einfach so die Eier abschneidet, sagte eine Zuhörerin einer Nachbargruppe. „Bin doch kein Schwein, so die Antwort. „Eben, die machen so was auch nicht, das sind süße intelligente Tiere mit einer frechen Steckdose als Schnauze!" Die Stimmung wurde schlechter und dann kam auch noch der Kollege mit nur drei Würsten – alle schön übereinandergestapelt. Der Senf tropfte und wohin? Der Volltrottel hielt die Würste über meinen Mantel, um seine Beute zu demonstrieren. Also, auf meinen schwarzen „Lodenfrey" , über die gedeckte Knopfleiste. Volltreffer!

All die ohne Bratwurst bekommen nun Schmalzkuchen, rief eine Kollegin. Ja, die wollte ich auch, obwohl die immer so fettig sind und lange im Magen rumliegen. Und überhaupt: Alkohol, fettige Schmalzkuchen und Zucker– alles nichts für empfindliche Mägen. Aber wir w(s)ollen ja fröhlich sein!

Ich denke, bloß vorsichtig mit dem Puderzucker, aber der ist wenigstens vegan, also unverdächtig. Wie viel Kohle die Verkäuferinnen hier wohl kriegen. Sicher nicht den Mindestlohn, der nun kommen soll. Lieber diese Frage nicht stellen – Stimmungsbremse will ich schließlich nicht sein.

„Oh, du fröhliche, oh du....". Und dann passiert's doch – beim Abbeißen eines Schmalzkuchens. Puderzucker auf meine klebrigbesenfte Mantelknopfleiste. Mein Essen bringe ich quasi als Cocktail mit nach Hause. Während mir Maria durch den Dornbusch über einen Lautsprecher entgegenplärrt, mache ich gute Miene. Die schönsten zwei Stunden des Jahres sind rum. Noch ein Absacker in Form eines Eierpunschs, dann ist mir schlecht. Wir sind uns einig, es war ein gelungener Abend. Aber ich denke, das war das letzte Mal – nie wieder Weihnachtsmarkt – bis zum nächsten Jahr. Dann aber bestimmt ohne Eröffnungsrede, auch wenn er sie dann zum Glück nicht mehr hält.

Ach ja, und mit Weihnachten hat das alles gar nichts zu tun – eher was mit Reinigung. Nicht der Seele, sondern des Mantels.

Additional information

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.