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Arbeitszeitverkürzung ist nicht nur nötig, sondern auch möglich

             Zum Vortrag von Heinz. - J. Bontrup am 18.11. 2013 im Gewerkschaftshaus

Die BIAP hatte zusammen mit dem DGB zu einer Veranstaltung geladen: „Ohne Arbeitszeitverkürzung gibt es nie wieder Vollbeschäftigung". Der Referent, Professor Bontrup, stellt fest, man habe es nicht leicht mit diesem Thema: Während Ver.di großes Interesse zeige, winke die IG Metall ab: Lieber mehr Lohn. Oder zuerst die Überstunden reduzieren. Bontrup, eilends für diesen Abend hierher gekommen (am nächsten Morgen musste er wieder um acht Uhr an der Ruhruniversität unterrichten), gab sich optimistisch: „Es frisst sich langsam seinen Weg." Man müsse deutlich machen, dass es keinen anderen Weg zur Vollbeschäftigung gebe als die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohn – und Personalausgleich.

Bontrup wies nach, dass es in der Geschichte der Bundesrepublik eigentlich nur zehn Jahre, nämlich die sechziger Jahre, Vollbeschäftigung gegeben habe. Schon in den siebziger setzte ein, was heute an der Tagesordnung ist: prekäre Beschäftigung. Neben den 3 Millionen gemeldeten Arbeitslosen gibt es heute nicht nur 800 000 Menschen in Maßnahmen, Fortbildungen usw., die nicht in der Statistik erscheinen, sondern es gibt auch 12,7 Millionen Beschäftigte, die nur in Teilzeit arbeiten. Gut die Hälfte von ihnen würde gerne in Vollzeit arbeiten, aber sie finden keine Arbeitsplätze. Zählte man sie zu den Arbeitslosen (zu denen sie eigentlich gehören, wenn sie weniger als 15 Stunden in der Woche arbeiten), käme man auf über 10 Mill. Arbeitslose, d.h. eine Arbeitslosenquote von 15 %!  Von diesen prekär Beschäftigten sind 90% Frauen. Bontrup sagt Altersarmut in großem Umfang voraus.

Aber niemand spreche von den Kosten der Arbeitslosigkeit: Arbeitslosenunterstützung, Steuerausfälle, Ausfall der Sozialversicherung – Bontrup beziffert den Ausfall auf über 100 Milliarden im Jahr. Bekämen sie Arbeit, könnte der Staat seine Schulden problemlos bezahlen.

Ein Blick auf die Statistik zeigt: In Deutschland steigt die Produktivitätsrate der Arbeit, aber die Arbeitszeit selbst stagniert. Die Konsequenz: Leiharbeit und Werkverträgen als moderne Form der Unterbeschäftigung. Ansonsten erzwungene Teilzeitarbeit, kombiniert mit den Überstunden der in Vollzeit Beschäftigten. Burn out, Depression und Suppenküche lassen grüßen.

Bontrup sparte nicht mit temperamentvollen Invektiven gegen eine Gesellschaft, welche die Botschaft der Wissenschaft nicht hören will: Arbeitszeitverkürzung ist möglich und notwendig, damit die Gesellschaft nicht an die Wand gefahren wird. Sie ist nicht nur bezahlbar, sondern kommt das Gemeinwesen billiger als die jetzige Schieflage. Sie gibt den Menschen – und Bontrup geht davon aus, dass jeder Mensch arbeiten möchte – wieder einen Halt.

Ein überaus instruktiver Abend, an dem leider zu wenige Braunschweiger teilnahmen.

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