...und nun die Kartoffeln
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- Veröffentlicht: Montag, 13. Mai 2013 17:27
- Geschrieben von Uwe Meier
"Jetzt reicht's mir: Pferd statt Rind - Schimmelpilz im Futter - Betrug bei Eiern" schrieb Thilo Bode in "foodwatch" am 14. April. Natürlich weiß dieser erfahrene Öko-Haudegen, dass es so wie gehabt mit der Ernährungsindustrie weitergehen wird, denn das Problem liegt im System. Aber es war schon etwas sehr heftig. Ein Skandal folgte dem anderen, es war kaum Zeit zum Luftholen, da kam schon der nächste. Vor zwei Wochen waren dann die Bienen dran mit den drei bienengefährlichen Wirkstoffen aus der Stoffgruppe der Neonicotinoide, wobei dieser Streit anders gelagert ist, denn von kriminellen Machenschaften ist nichts bekannt.
Und nun die Kartoffeln (Siehe SZ). Es wird gegen Kartelle und Preisabsprachen ermittelt.
In vier Monaten vier handfeste Skandale nur in der Ernährungsbranche - das hat doch was. Überraschend ist das nicht, zumal es permanente Skandale gibt. Wie das Wegwerfen von 11 Mio. Tonnen Nahrungsmittel in Deutschland, etwa 1 Mio Hungertote weltweit, Nahrungsmittelspekulation, Waldvernichtung, Landraub und das überbauen fruchtbarar Böden, so auch besonders in Braunschweig. Man kann die Aufzählung fortsetzen. Es überrascht, wenn mal nichts in der Tagespresse steht.
Wenden wir uns der Systemfrage zu: Es besteht der allgemeine Wunsch und auch die Erwartung nach einem "verantwortlichen Wirtschaften". Dieser Wunsch kommt auf, weil irgendwie (oder durch die Skandale) wahrgenommen wird, wie rücksichtslos und zum Schaden von Mensch, Tier und Natur die wirtschaftlichen Ziele der herrschenden Wirtschaftsweise verfolgt werden. Doch anstatt zu fragen, ob diese Rücksichtslosigkeit nicht vielleicht im System begründet liegt, sprich: aufgrund der Kosten-Gewinnrechnung dieser Wirtschaft möglicherweise notwendig ist, denkt man als kritisch aufmerksamer Mensch einfach: "Das darf doch nicht wahr sein!", obwohl sich bei folgerichtigem Nachdenken herausstellen könnte, dass es wahr ist, also nicht die Ausnahme, sondern als Regel zu fassen ist.
Es ist daher kein Wunder, dass so manche Kritik am Kapitalismus immerzu mit dessen "Auswüchsen" befasst ist, ohne dem nachzugehen, was da jeweils und nach welchen Maßstäben wächst und sich deshalb immer wieder auswächst. Sicher, man kann sich daran klammern, dass manches vom Gesetzgeber verboten ist. Doch Hallo! Kann man vielleicht auch mal zur Kenntnis nehmen, dass die Gesetze, die die kapitalistische Wirtschaftsweise schützen, mit diesen Auswüchsen rechnen. Dass man weiß um die Gier und Skrupellosigkeit in der Geschäftswelt, zumal dann, wenn das Geld der Maßstab aller Dinge geworden ist.