Liebe Leser und Leserinnen des b-s! Der b-s hat ab 1. Mai 2019 unter braunschweig-spiegel.de einen neuen Auftritt. Unter archiv.braunschweig-spiegel.de erreichen Sie den b-s von 2008 bis April-2019 in seiner letztmaligen Form, incl. funktionsfähiger interner Beitragslinks, als historisches Dokument.

Die Suchfunktion der Archivfassung ist NICHT mehr aktiv. Sie finden die Beiträge der Jahre 2005 bis 2019 jedoch über https://www.braunschweig-spiegel.de
Die Menüstruktur der Archiv-Fassung ging dabei jedoch komplett verloren.

Die Veränderungen die in der Amtszeit von Ex-OB Dr. Gert Hoffmann stattfanden (https://de.wikipedia.org/wiki/Gert_Hoffmann#Oberb%C3%BCrgermeister_in_Braunschweig) sind hier dokumentiert. Hierunter fallen umstrittene Privatisierungen, Flughafenausbau, Schlossparkvernichtung, und Errichtung von ECE-Schlossarkaden ...

Chronologisch beginnt der b-s hier: http://archiv.braunschweig-spiegel.de/index.php/diese-zeitung-seit-2005


Doppelter Preis für Erdgas in Deutschland?

Wenn es nach unseren Freunden aus den USA ginge, ist der doppelte Preis für US-Erdgas in Deutschland für das Gesunden der US-amerikanischen Frackingindustrie erstrebenswert. Die USA produzieren inzwischen mehr Erdgas als Russland, aber sie können diese Mengen nicht allein in den USA absetzen, so dass dort die Erzeugerpreise über den Verkaufspreisen liegen. Die Frackingindustrie den USA steht trotz voranschreitender Technik noch immer in den tiefroten Zahlen.

Um das Gas nach Europa zu transportieren, wird es für den Transport mit Gastankern durch Kühlung auf −160 °C verflüssigt. Dadurch wird das Gas nicht nur wesentlich teurer als das Erdgas in Europa, sondern auch durch den hohen Energieeinsatz für die extreme Kühlung, klimaschädlicher. Würde allerdings Europa einen merklichen Teil der Produktion abnehmen, könnten die Preise in den USA und Europa steigen.

Der US-Fracking-Gasimport hätte besonders Einfluss auf die Miet- und Mietnebenkosten, die für viele Menschen in Deutschland eine hohe Belastung darstellen. Diese Kosten würden durch Frackinggas merklich steigen. Auch die europäische Wirtschaft würde durch höhere Energiekosten stärker belastet werden.

Die hier für meine Berechnungen verwendeten Zahlen über die Frackingindustrie, stammen überwiegend aus einer gemeinsamen Analyse des "Institute for Energy Economics and Financial Analysis" (IEEFA) und dem "Sightline Institute" mit dem Titel „Red Flags on U.S.Fracking“ vom Oktober 2018.

Damit die Frackingindustrie in den USA kostendeckend produzieren kann, hätten die Preise 2017 bis zum ersten Halbjahr 2018 um 27% höher liegen müssen. Erst dann wären die Ein- und Ausgaben der Frackingindustrie gleich groß. Die Verluste der noch existierenden 33 Fracking-Firmen betrugen von 2010 -2017 197 Milliarden Dollar, darüber hinaus gingen schon über 100 der ursprünglichen Frackingfirmen Bankrott. Daher ist eine Preissteigerung  von 27% (schwarze Null) nicht ausreichend. Es werden mindestens 50% Gewinn erwartet. Da der Gaspreis der amerikanischen Lieferungen jetzt schon mehr als 20% bis 30% über dem russischen Gas in Deutschland liegen würde, wäre ein Gaspreis von mindestens dem 1,8-fachen des heutigen Preises für die USA in Europa erstrebenswert. Fest steht: Nach den jahrelangen Verlusten wollen die Industrie und die Aktionäre endlich Gewinne sehen. 

Zum aktuellen Erdgaspreis am 13.11.2018 in den USA ist festzustellen, dass er in den letzten 10 Tagen um 28% gestiegen ist! Wie das erreicht wurde, müsste ich raten. Mit diesem Preis dürfte die amerikanische Frackingindustrie derzeit kostendeckend arbeiten. Wenn darauf die Transportkosten nach Europa zugeschlagen werden, kommen wir jetzt schon auf einen Preis, der ungefähr 70% über dem deutschen Erdgaspreis liegt.

An dieser Stelle wird jede/r unverständig die Augen verdrehen. Leben wir doch in einer Marktwirtschaft, so wird gesagt. Folgende Frage sollte beantwortet werden, bevor in Brunsbüttel ein Gasterminal gebaut wird: Warum sollte Deutschland für US-Frackinggas, mit einem ökologischem Fußabdruck wie Kohle, so viel Geld hinlegen? Etwa damit die US-amerikanische Frackingindustrie gesundet?

Marktwirtschaftlich lässt sich der Gasimport aus den USA nicht begründen. Dafür braucht es schon einen ordentlichen Wirtschaftskrieg, besser noch eine schleichende Kriegsstimmung und ständige Kriegspropaganda in Europa – schließlich soll das Gas nicht nur in Deutschland verkauft werden. Das US-Gas soll als sichere und zuverlässige Versorgung in Europa verkauft werden. Glauben wir das den USA? Die Erfahrungen sprechen dagegen. Russland hat, wie die Sowjetunion zuvor, über viele Jahrzehnte seine Verträge mit Westeuropa eingehalten.

Die Maßnahmen der USA gegen den Iran stützen die Interessen der Frackingindustrie.

Zurück zu den Preisen. Die von mir angenommenen Preise werden auch durch den japanischen Markt für LNG-Gas (mit Schiffen transportiertes Gas) bestätigt. In den letzten 8 Jahren lagen die Preise meistens um 50% über dem russischem Gas in Deutschland. Damit auch die Preise in Asien angehoben werden können, ist es sinnvoll gegen den drittgrößten Produzenten für Erdgas vorzugehen, dem Iran.

Der Iran verfügt nicht nur über preisgünstiges Erdöl, sondern auch über preiswertes Erdgas. Der Iran besitzt das größte bekannte geschlossene Erdgasvorkommen der Welt. Dieses ist noch nicht einmal erschlossen. Wen wundert es, dass auch gerade gegen den Iran ein harter Wirtschaftskrieg von der USA ausgerufen wurde.

Natürlich ist die Frackingindustrie keineswegs der wichtigste Grund für Wirtschaftskrieg und Säbelrasseln, aber einer, den man in seiner Bedeutung leicht unterschätzt.

Die Gaspipelines nach Europa sind für Europa wirtschaftlich sehr wichtig. Die USA sind gegen diese Pipelines. Wieso maßen sich die USA an, darüber bestimmen zu wollen? Die EU ist doch ein wirtschaftlich mächtiges und politisch unabhängiges Staatenbündnis!

Die EU politsch ein Zwerg?

Wenn die EU den Hang zur Selbstverzwergung hat, und sich selber zum Hampelmann der USA machen lässt, dann handelt sie nicht im Interesse ihrer Bürger. Folgendes Beispiel aus dem Hause Merkel zu den Pipelineplänen im Süden Europas, sei hier genannt.

„Nach der Einverleibung der Krim war es nämlich allen voran Angela Merkel, die auf scharfe EU-Sanktionen gegen Russland drängte. Im Zusammenspiel mit dem damaligen EU-Energiekommissar Günther Oettinger übte Merkel massiven Druck auf die Anrainerstaaten – allen voran Bulgarien – aus, um das Projekt Südpipeline einzustellen. Dass es in diesen Staaten nicht sonderlich gut ankommt, wenn Merkel unter Berufung auf die Russland-Sanktionen South Stream verhindert und nun argumentiert, Nord Stream 2, sei ein rein ökonomisches Projekt, das nicht durch die Russland-Sanktionen gefährdet werden dürfe, ist mehr als verständlich. Dass die flachen Entscheidungen aus dem Hause Merkel, die ganz klar gegen europäische Interessen gerichtet waren, für Merkel und Co. irgendwann zu einem Bumerang werden, war verständlich und absehbar.

Nun hat Nord Stream 2 dank Angela Merkels Rückgratlosigkeit einen zweiten Feind – die EU-Kommission. In Brüssel hält man von Nord Stream 2 nämlich wenig. Zuständig für derlei Fragen ist bei der EU-Kommission der Slowake Maroš Šefčovič, der seine Aufgabe vor allem darin interpretiert, Europa unabhängiger vom Erdgaslieferanten Russland zu machen. Dass Šefčovič nun neben den Osteuropäern auch noch die Balkanstaaten und Italien als Verbündete gewinnen konnte, ist schon ziemlich grotesk, aber auch eine Folge falscher deutscher Energiepolitik.“ (https://www.nachdenkseiten.de/?p=42694).

Additional information

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.