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Jasperallee: Kettensägen - Massaker vorerst aufgeschoben

Die Bäume auf dem Mittelstreifen geben der Jasperallee zwischen Theater und Ring ihren unverwechselbaren Charakter. Der Streit um ihren Ersatz geht in die nächste Runde. Foto: Klaus Knodt 

Der Rat der Stadt soll erst am 6. November darüber entscheiden, was mit dem Baumbestand auf der Jasperallee zwischen Theater und Ring geschieht. Das erklärte die Stadtverwaltung am 13. Juni 2018 in einer Presseerklärung. 

„Damit weicht die Verwaltung von ihrer ursprünglichen, in der Mitteilung an den Rat vom 20. Februar 2018 geäusserten Absicht, bis Mitte 2018 zu einer Entscheidung zu gelangen, ab.“ Als Grund für die Verschiebung einer Entscheidung führte Dezernent Christian Geiger (Finanzen, Stadtgrün, Sport) u.a. „sehr konstruktiv geführte Gespräche“ mit der Bürgerinitiative Baumschutz, der Unteren Denkmalschutzbehörde, der Kreisgruppe Braunschweig des BUND sowie dem Stadtbezirksrat 120 an. Die Abweichung vom ursprünglichen Zeitplan sei „erforderlich, um im Vorfeld der Erarbetung einer Beschlussvorlage ausreichenden zeitlichen Vorlauf für die Bildung einer umfassenden Verwaltungsmeinung zu haben“ und „externen Akteuren... genug Zeit einzuräumen, sich auf Grundlage der fachlichen Vorüberlegungen einen inhaltlichen Überblick über das Thema zu verschaffen“, so die Stadt. Wie generös. 

Die rührige BI Baumschutz möchte den kompletten Baum-Altbestand erhalten. Fragt sich, ob Ersatzbäume nicht eventuell auch Sauerstoff produzieren können. Foto: Klaus Knodt 

Offensichtlich rudert die Verwaltung hier zurück, weil sie von ihrem eigenen Schnellschuss der Komplettabholzung überrollt wurde. Dank aufmerksamer BürgerInnen und Ini’s heißt es jetzt im Rathaus: Hinsetzen und lieber nochmal nachdenken. Wer Bäume umhackt, kann auch in der öffentlichen Darstellung kein ganz guter Mensch sein. Selbst wenn es aus fachlicher Sicht möglicherweise vertretbar wäre. 

Ist der schon tot oder darf der weiter leben? Anders als die Stadt darstellt, sind natürlich nicht alle Bäume in der Jasperallee abgängig. Foto: Klaus Knodt 

DASS da in der Jasperallee eine erhebliche Anzahl von Bäumen abgängig ist und (schon aus Gründen der Standfestigkeit) ersetzt werden muss, ist für die meisten Beteiligten unstreitig. WIE dies zu geschehen hat, entzweit allerdings die Gemüter. Und dass der hierüber geführte öffentliche Diskurs manchmal hart an der Grenze der Sachlichkeit entlangschlittert, erschwert die Entscheidungsfindung: Darf man Linden (die da ursprünglich standen!) pflanzen, obwohl auch die Nazis 1936 angeblich in Berlin „Unter den Linden“ welche gepflanzt haben? Darf man überhaupt noch Eichen pflanzen, weil sie doch als „deutsche Bäume“ per se (in Frankreich stehen übrigens mehr Eichenwälder als in der ganzen Bundesrepublik!) irgendwie politisch restaurationssuspekt sind? Da verliert sich eine vernünftige Diskussion mitunter in politischen Abstrusitäten. Dem Baum ist egal, welche Sau sich an ihm kratzt. 

 

In den Lücken des Altbestandes hat die Stadt mehrfach versucht, neue Bäume anzupflanzen. Diese gediehen jedoch nicht in der Konkurrenz um Licht, Wasser und Wurzelraum.
Foto: Klaus Knodt 

Bleibt als Fazit festzuhalten: Ein plötzliches Kettensägen-Massaker in der Jasperallee wurde dank vieler AktivistInnen erstmal abgewendet. Die Stadt räumt Diskussions- und Verhandlungsbedarf ein. Allerdings müssen viele der jetzt vorhandenen Bäume gemäss fachlicher Expertise auch irgendwann mal weg.  

Sollte man Linden pflanzen, verscheuchen die mit ihrem Windschutzscheiben-Klebesaft übrigens jeden Falschparker.

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