Ursachen des Insektenschwunds klären und beenden
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- Veröffentlicht: Samstag, 21. Oktober 2017 07:01
- Geschrieben von Eckehard Niemann, AbL
"Pressemitteilung"
AbL fordert angesichts des Insektenschwunds eine klare Bestimmung und Beseitigung der Ursachen - statt vordergründiger Lobby-Behauptungen
Angesichts der besorgniserregenden Hinweise auf ein Insektensterben mit Folgen für Bestäubung, Biodiversität und ökologische Systeme fordert der Landesverband Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) alle Seiten dazu auf, diese ersten Forschungsergebnisse sehr ernst zu nehmen, sorgfältig und ehrlich weiter zu untersuchen und diese nicht zur vordergründigen Rechtfertigung allgemeiner agrarpolitischer Zielvorstellungen zu instrumentalisieren. Dies gelte gleichermaßen für die Agrarchemie-Lobby und für Naturschutzverbände.
AbL-Vertreter Eckehard Niemann betont, dass die Hinweise auf Insekten- und Vogelschwund - trotz methodischer Mängel - zweifellos eine kritisch-/selbstkritische Analyse der bisherigen Agrarentwicklung erforderten - und dies sowohl hinsichtlich des Einsatzes von bestimmten Insektiziden (Neonicotinoiden), der regional einseitigen Mais-Dominanz als auch der agrarstrukturellen Beseitigung von Natur- und Randstrukturen abseits der Felder.
Die AbL fordert anderseits dazu auf, den Begriff von „Monokulturen“ nicht weiter zu missbrauchen. Wer darunter verstehe, dass auf Äckern keine Mischkulturen mehrerer Pflanzenarten angebaut würden, der verkenne, dass dies von Bauern aus guten Gründen seit Jahrhunderten so praktiziert werde. Insofern könne dieses Anbau-Prinzip nicht der Grund für den Artenschwund sein. Viele Ackerbau-Früchte wie Getreide, Rüben oder Kartoffeln würden zudem früher wie auch heute den Insekten kaum eine Nahrungsgrundlage bieten.
Auch der – aus ganz anderen Gründen zu hinterfragende - Einsatz des Totalherbizid-Wirkstoffs Glyphosat zur Beseitigung von Unkräutern oder Vorfrucht-Rückständen vor der Aussaat neuer Kulturen könne schwerlich als wesentliche Ursache für den Verlust von Blühpflanzen und Insektenschwund herangezogen werden. Auch die Beeinträchtigung von insekten-fördernden Unkräutern oder Randstrukturen durch Düngung oder Überdüngung könne nach Einschätzung der AbL das Insektensterben nicht wirklich erklären.
Die AbL sieht einen ganz wesentlichen Grund für den Insektenschwund im Vordringen zu großräumiger ackerbaulicher Strukturen mit immer weniger vielfältigen Anbausystemen: Damit verbunden sei der Rückgang von wichtigen Rand- und Vernetzungsstrukturen an Wegeseitenräumen und Ackerrändern.
Umso wichtiger sei bei der anstehenden Neu-Justierung der EU-Agrarpolitik die Honorierung bäuerlicher mittel- und kleinstrukturierter Betriebe und Ackerflächen. Ein mögliches Verbot von Insektiziden (wie den Neo-Nicotinoiden) müsse begleitet werden durch eine EU-weite Förderung vielfältiger Fruchtfolgen, kleinerer Strukturen und einer längst gesetzlich gebotenen „guten ackerbaulichen Praxis“ - bei der ein Chemieeinsatz nur dann erlaubt sei, wenn Fruchtfolge oder mechanische Unkrautregulierung ausgereizt seien.
Foto: Klaus Kuttig