Bürgerinitiativen warnen vor Verfüllung der Atomüllkammer-Zuwege in der Asse
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- Veröffentlicht: Mittwoch, 26. Oktober 2016 14:11
- Geschrieben von Andreas Riekeberg, Asse II Koordinationskreis
"Pressemitteilung"
Vernässung des Atommülls droht – BfS-„Topfkonzept“ riskant und nutzlos. Das Bundesamt für Strahlenschutz will in der Asse auf der 750 m-Sohle Zuwege zu Atomüll-Kammern verfüllen. Um auf die weitreichenden Folgen dieser Maßnahmen aufmerksam zu machen und davor zu warnen, lud der Asse 2-Koordinationskreis nach Remlingen ein, unter dem Titel: „Asse 2: Flutung durch die Hintertür?! Drohende Verfüllung gefährdet unsere Region“.
Zwei Wissenschaftler, die zur wissenschaftlichen Expertengruppe der Asse 2- Begleitgruppe (AGO, „Arbeitsgruppe Option Rückholung“) gehören, trugen am 25.10. ihre jeweiligen Einschätzungen bezüglich der vom BfS geplanten Maßnahmen vor. Der Hydrogeologe Dr. habil. Ralf Krupp monierte, dass die vom BfS erstellte „Machbarkeitsstudie zur Offenhaltung“ wichtige Optionen und Varianten, einschließlich der Vorschläge der AGO, nicht betrachtet habe. Die darauf aufbauende „Risikoabwägung“ habe entscheidende Risiken der Verfüllung nicht erkannt und sie nicht in die Abwägung einbezogen. Das Ergebnis der Abwägung sei aus Sicht der AGO methodisch fehlerhaft und nicht nachvollziehbar. Dr. Krupp wörtlich: „Die Notfallvorsorge des BfS, insbesondere das Topfkonzept, wird während der Rückholung der Abfälle unwirksam und damit nutzlos. Im Fall eines unbeherrschbaren Lösungszutritts wird durch das Topfkonzept das radiologische Risiko drastisch erhöht, indem die Lösungen in die unverfüllten Einlagerungskammern kanalisiert werden.“
Der Anlagenbauer Dr.-Ing. Frank Hoffmann verglich die sogenannte „Notfallplanung“ des jetzigen Betreibers der Asse mit dem Schließungskonzept des vorherigen
Betreibers. „Die Notfallplanung des BfS setzt das alte Konzept seiner Vorgängerin, des Helmholtzinstitutes, zur Verfüllung um. Dabei werden nach meiner Auffassung die Abläufe aus den Einlagerungskammern in die Begleitstrecken verschlossen und eine zusätzliche Vernässung der eingelagerten Abfälle riskiert, wodurch Gefahren für die Rückholung entstehen können“, so Dr.-Ing. Hoffmann
Heike Wiegel, Vorstandsmitglied von AufpASSEn e.V. stellte die Forderungen des Asse 2-Koordinationskreises (A2K) vor, an erster Stelle die nach einem Moratorium bezüglich der geplanten Verfüllmaßnahmen: „Der A2K fordert ein sofortiges Aussetzen der Verfüllung der 2. Südlichen Richtstrecke auf der 750m Sohle und eine kritische Aufarbeitung der Probleme.“ Außerdem müssten die radiologischen Risiken des Topfkonzeptes beachtet und ernst genommen werden, dieses Konzept müsse revidiert und die Rückholung in die Notfallvorsorge einbezogen werden. Insbesondere das Bundesamt für Strahlenschutz wurde aufgefordert, „alle Handlungen zu unterlassen, die zu einer weiteren Vernässung des chemo-toxischen und radioaktiven Mülls führen können“, so Wiegel weiter. Alle beteiligten Behörden (das BfS selber, das Landesbergamt, die Umweltministerien in Hannover und Berlin) müssten die Vorschläge und Stellungnahmen der
wissenschaftlichen Arbeitsgruppe Option Rückholung unverfälscht ernsthaft prüfen und wissenschaftlich nachvollziehbar dazu Stellung nehmen. Die Veranstaltung findet am Di., 01.11.2016 um 19.30 Uhr im Rathaussaal Wolfenbüttel noch einmal statt.
Fotos:
1.) Laugensumpf vor Kammer 9 auf der 750 m-Sohle: hier will das BfS verfüllen. Radioaktive Laugen treten aus, vermutlich stammen sie aus der Atommüllkammer 10/750 und laufen durch die Kammer 9. Rostpartikel deuten auf eine Korrosion der Atommüll-Fässer. Nach der Verfüllung wäre unklar, wo die Laugen bleiben; sie könnten sich in der Einlagerungskammer aufstauen und den Atommüll vernässen oder ihn gar auflösen.
2.) Die Referenten: Dr. Ralf Krupp, Heike Wiegel, Dr.-Ing. Frank Hoffmann:http://www.asse-watch.de/pics/161025_Referenten_Krupp_Wiegel_Hoffmann
3.) die 750m-Sohle des Bergwerkes Asse 2 mit Kennzeichnung (in blau) der 2. südlichen Richtstrecke nach Westen, die das BfS demnächst verfüllen will.