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Arbeitsplätze ohne Startbahnverlängerung

Die Politik des Landes Niedersachsen braucht neben dem JadeWeserPort die Startbahnverlängerung in Braunschweig als ein weiteres publikumswirksames Demonstrationsobjekt ihrer vermeintlichen wirtschaftspolitischen Kompetenz zur Schaffung von Arbeitsplätzen. Keiner der Befürworter einer Startbahnverlängerung hat bisher jedoch einen Nachweis führen können, dass mit einer Startbahnverlängerung bestehende Arbeitsplätze gehalten oder neue geschaffen werden können. Folgerichtig sprechen sich die Deutsche Bank, die Lufthansa, das Board of Airline Representatives in Germany sowie ARD Panorama, Financial Times Deutschland, Der Spiegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung und andere gegen derartige Prestigeobjekte aus. Das DLR muss sich als Subventionsempfänger dem Ansinnen des Landes beugen und dafür entsprechende technische Begründungen liefern.


Fakt ist, dass ein Airbus A320 bei voller Zuladung und Betankung mit einer maximalen Startmasse von 77 to am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg nicht starten kann. Das braucht er aber auch nicht. Das DLR hat als Grund für den Ersatz des Flugzeugs VFW-614 zunehmende Engpässe bei der Ersatzteilbeschaffung für dieses Flugzeug angegeben. Eine Erhöhung der Nutzlast oder gar Langstreckenflüge wurden nicht als Grund für die Beschaffung des Airbus A320 genannt. Wird der Airbus also nicht voll, sondern nur mit der Hälfte der max. Treibstoffmenge von 16 to betankt, bleibt für Forschungsflüge mit 7,5 to Nutzlast (50% mehr als beim Flugzeug VFW-614) eine mehr als adäquate Reichweite von ca. 2.400 km (100% mehr als beim Flugzeug VFW-614) und das Flugzeug kann in Braunschweig starten und landen. Die neuste Begründung des DLR lautet daher: Der Airbus des DLR muss in Braunschweig vollbetankt starten können! Sollte der Airbus aber wirklich einmal vollbetankt starten müssen, steht der Flughafen Hannover zur Verfügung. Sind umfangreiche Flugversuche mit voller Betankung erforderlich, steht der Sonderflughafen beim DLR Oberpfaffenhofen mit 2.286 m Bahnlänge zur Verfügung. Mehrkosten fallen dabei angesichts der mit einer Startbahnverlängerung verbundenen Umwelt- und Naturschäden sowie der Kosten einer Verlängerung, die zu 83% von den Steuerzahlern zu tragen wären, überhaupt nicht ins Gewicht. Im übrigen gibt es seit mehr als 30 Jahren zwischen den Forschungszentren Braunschweig und Oberpfaffenhofen des DLR eine enge Kooperation und einen Austausch bei Forschungsarbeiten. Auch die Lokalpolitik liefert Gegenargumente. So behauptete der Fraktionsführer der CDU im Rat der Stadt Braunschweig am 18.07.2006 im Hinblick auf vermeintliche Erfolge seiner Partei emphatisch: „Die DLR hat uns beispielsweise vorgerechnet, dass wir in den letzten 3 Jahren 30% Zuwachs an qualifizierten Arbeitsplätzen bekommen haben – in wenigen Jahren nur in dem Bereich – nur in den wenigen Jahren.“ Man höre und staune - alles ohne Startbahnverlängerung! Da kann man nur sagen: weiter so mit weiteren 30% neuen Arbeitsplätzen in den nächsten 3 Jahren, aber ohne das unsinnige Prestigeobjekt einer Startbahnverlängerung. Der Widerstand gegen das geplante Projekt wächst. Nach nur dreimonatiger Vorbereitungszeit hat die Bürgerinitiative Braunschweig (BIBS) mit tatkräftiger Unterstützung von Mitgliedern der Bürgerinitiativen Flughafen Braunschweig-Wolfsburg bei der Kommunalwahl 2006 vier Sitze im Rat der Stadt Braunschweig erlangt - einen mehr als die seit Jahren etablierte FDP. Zwei der neuen Ratsmitglieder, Frank Gundel (Hondelage) und Horst Steinert (Kralenriede), sind aktive Mitglieder der Initiativen. Nur noch wenig mehr als ein Viertel der Braunschweiger Bürgerinnen und Bürger haben sich dagegen für den Oberbürgermeister dieser Stadt und für dessen Politik ausgesprochen. Trotz dieser erfreulichen Entwicklung ist jedoch weiterhin ein starkes Engagement der Bürgerinnen und Bürger gegen Fehlentwicklungen in ihrer Stadt wie die geplante Startbahnverlängerung gefordert.

Ralf Beyer

Quelle: Hondelager Monat - Zeitung für den Stadtbezirk Hondelage in Braunschweig 5/2006
www.hondelager-monat.de

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