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In memoriam Dieter Barthel - Appell für eine höhere Lebensqualität in der Region Braunschweig

Erneuter Appell für eine höhere Lebensqualität in der Region Braunschweig mit naturnäheren Wäldern, Wiesen und Gewässern

"Die Augen öffnen", hätte Dieter Barthel als waldökologisch versierter, langjähriger Naturschutzbeauftragter der Stadt mit Blick auf die aktuelle Werbung der Löwenstadt Braunschweig gesagt, "wenn die Bürgerinnen und Bürger man bloß die Chancen erkennen würden, die sich aktuell für eine moderne Waldpolitik in unserer Region bieten." Persönlich hatte sich der im Oktober 2006 verstorbene Biologielehrer noch gegen die Erweiterung des Flughafens und für die wertvollen, vor Ort verbliebenen Buchen- und Eichenwälder eingesetzt. Prozentual sind diese in unserer industriell überformten Region deutlich zurückgegangen, und dazu gehören wertvolle Waldgesellschaften mit ihren so typischen Tier- und Pflanzenarten.

 

Dieter Barthel, so wie ihn viele Menschen in Braunschweig kannten.


 

"Die Vorstellungen unseres einstigen Kollegen zum Schutz der Wälder sind durch regionale Fachplanungen gestützt", ist aus dem forstlichen Umfeld zu vernehmen. Denn die mit lediglich 11 % verbliebenen Waldreste können gerade im Braunschweiger Land als Ausgangspunkt für eine Waldregeneration verstanden werden.

Ein Kreis enger Freunde wiederholte zum 78. Geburtstag des Pädagogen am 02.02. dessen eindringlichen Appell, dass "der Schutz der Wälder unser aller Lebensqualität erhöhen möge". Und tatsächlich sollten uns allen die Werte unserer Landschaft wieder ins Bewusstsein rücken.

 

Der Zeitpunkt ist gut gewählt, denn die neuen Mehrheiten im Niedersächsischen Landtag finden ihren Rückhalt auch in der Region Braunschweig. Und tatsächlich gibt es bei der Verbesserung von Waldschutz und Waldnutzung noch einiges zu tun. Hatte sich die alte Landesregierung noch offen gegen die Waldschutzziele der Bundesregierung ausgesprochen, wird die 2010 von alle Fraktionen des Bundestags erteilte Zustimmung zum Waldschutz nunmehr auf Rückhalt stoßen. Auch in unserer Region.Immerhin sind in Niedersachsen aktuell mit vorhandenen Waldschutzgebieten und der Kernzone des Nationalparks Harz nur etwa vier Prozent der Landeswälder geschützt – Ziel der Bundesregierung in der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt sind ganze zehn Prozent der öffentlichen Wälder, die es bis zum Jahr 2020 vor der Säge zu schützen gilt.

 

Dieter Barthel 1972 als Naturschutzbeauftragter mit Jugendlichen, denen er immer viel Zeit widmete,  um Wissen zu vermitteln.

 

 

 

 

 

Welche Botschaft soll hier übermittelt werden?

Auf dem ersten Erdgipfel in Rio de Janeiro im Jahre 1992 wurden – vor dem Hintergrund des dramatischen Artensterbens und der Waldzerstörung weltweit – der Erhalt der biologischen Vielfalt und der Kampf gegen den Klimawandel zu einer der zentralen Aufgaben für die Weltgemeinschaft erklärt. Der Waldschutz und die ökologisch nachhaltige Nutzung der Wälder, spielten dabei eine zentrale Rolle. Und das nicht nur in Ländern wie Indonesien und Kanada, die noch über große Urwälder verfügen, sondern auch bei uns. Wirkliche Urwälder gibt es hierzulande zwar nicht mehr, aber das kann ja mit etwas Geduld wieder werden. Und dazu ist es notwendig, dass ein Teil unserer Wälder sich selbst und der natürlichen Entwicklung überlassen bleiben. Dies schafft nicht nur abwechslungsreiche Waldwildnis, sondern lehrt uns auch, wie sich unsere Ökosysteme der Klimaveränderungen anpassen. Daraus wiederum kann die Forstwissenschaft Rückschlüsse für die bewirtschafteten Wälder ziehen. Der Nutzen solcher Schutzgebiete ist also vielfältig. Aus der Rio-Konvention abgeleitet wurde dann die von der Bundesregierung 2007 beschlossene „Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt“.

Damit zurück zu Niedersachsen. Die Bundesländer sind beim Thema Wald als größte öffentliche Waldbesitzer in Deutschland besonders gefragt. Was muss dort neben mehr Schutzgebieten – die sich übrigens auch zwei Drittel der Bürgerinnen und Bürger wünschen – für Niedersachsens vielfältige Wälder noch passieren?

Obwohl Niedersachsen Anfang der 90er Jahre mit dem recht fortschrittlichen "LÖWE-Programm" für eine Langfristige Ökologische Wald-Entwicklung gestartet war, wurde das Konzept im Laufe der Jahre nicht im Sinne einer wirklich naturnahen Waldnutzung umgesetzt. Vielmehr ging es mit dem Ö wie Ökologisch stetig bergab. Es wird also langsam Zeit, das Konzept zu überarbeiten und das ö wieder etwas grÖßer zu schreiben. Völlig neu muss es allerdings nicht erfunden werden, denn da gäbe es schon was: Nach einem konsequent an natürlichen Prozessen ausgerichteten Konzept werden zum Beispiel die Stadtwälder Lübecks oder Göttingens genutzt. Und zwar schon seit beinahe 20 Jahren.

Aktuell werden Fakten geschaffen, bevor geeignete Schutzgebiete ausgewiesen sind. Für mehrere Naturschutzverbände steht fest, dass ein echter Bürgerwald anders gedacht ist. Hoffentlich sieht dies der Braunschweiger Stadtrat genauso wie der frühere Naturschutzbeauftragte.

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