Denkmalschutz - Thema verfehlt?
- Montag, 04. Februar 2019 09:04
- Sabine Sambou und Edmund Schultz, BI Baumschutz
BI Baumschutz will Rechtsmittel prüfen lassen, um die Bäume auf der Jasperallee zu retten
Aufgrund eines Rats-Antrages der BIBS-Fraktion hatte der Fachbereich Stadtgrün und Sport, schon bevor Rat und Ausschüsse darüber beraten und entschieden haben, eine Stellungnahme der oberen Denkmalschutzbehörde zur Jasperallee erbeten.
Die Baumschützer/innen kritisieren, dass diese Stellungnahme den Ratsmitgliedern und der Öffentlichkeit erst 1,5 Stunden vor der Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses am 30.01.19 bekannt gegeben wurde. Bürgernähe sieht anders aus! Ratsmitglieder arbeiten schließlich ehrenamt-lich und gehen in der Regel bis kurz vor den Sitzungen ihrer normalen Berufstätigkeit nach.
"Durch dieses bürgerferne, taktische Verhalten, konnten sich die Ausschussmit-glieder nicht ausreichend vorbereiten.
Weiter führt sie aus: "Da die Stellungnahme vom 25.01.19 stammt, also fünf Tage unter Verschluss blieb, kann man hier durchaus Absicht unterstellen. Das Gleiche gilt auch für das Baumgutachten vom 28.06.18 von Dr. Scherer, das über zwei Monate geheim gehalten und erst kurz vor der Bezirksratssitzung am 05.09.18 veröffentlicht wurde. Auch der umfangreiche Ursprungsantrag der Verwaltung über die von ihr gewünschten Fällungen und Neupflanzungen für 392.000 Euro wurde erst am Vortag der Sitzung des Grünflächenausschusses bekannt gegeben. Es hat den Anschein, als ob das Projekt gegen jede Kritik mit allen Mitteln und um jeden Preis durchgeboxt werden soll!." Das, was die Stadtverwaltung hier mit interessierten Bürgern und kritischen Ratsmitgliedrer macht, ist schlicht unan-ständig und widerspricht der ständig betonten "Bürgernähe".
Sabine Sambou von der BI Baumschutz beschäftigt sich mit der Stellungnahme: "Wir haben nicht den Eindruck, dass der Denkmalschutz hier die Aufgabe erfüllt, die ihm seinen Namen gibt. Fotos aus den letzten Jahrzehnten zeigen eindeutig, dass die letzten 70 bis 100 Jahre kleine, große, junge und alte Bäume nebenein-ander standen. Genau dies ist der Zustand, der 1995 als Gesamtensemble unter Denkmalschutz gestellt wurde und den eine Denkmalschutzbehörde schützen sollte. Wozu geben wir sonst Steuergelder für diese Behörden aus?"
Baumschützerin Birgit Huvendiek geht ins Detail: "Der erste Absatz beschreibt eine allgemeine Definition von Alleen, wie man sie leicht in Literatur oder Internet finden kann. Sie trifft auf jeden beliebigen Zustand der Jasperallee zu. Im zweiten Absatz wird die offensichtliche Tatsache beschrieben, dass 'nicht mehr Bäume gleichen Alters und sehr ähnlicher Form die freien Flächen gliedern.' Es ist natürlich logisch, dass es nicht mehr so aussieht, wie in den ersten Jahrzehnten nach der ersten Pflanzung 1897. Es steht ja auch nicht dieser uralte Zustand unter Denkmalschutz, sondern der lebendige, heterogene Zustand von 1995, den man auch heute sieht. Woraus die Behörde dann im letzten Absatz den Schluss zieht, die Fäll- und Pflanzpläne der Braunschweiger Stadtverwaltung seinen "angemes-sen", erschließt sich aus der Begründung in keiner Weise. Unter einem Schulauf-satz würde stehen 'Thema verfehlt!'"
Edmund Schultz von der Bürgerinitiative ergänzt: " Inzwischen interessieren sich immer mehr TV-Satire-Magazine für das absurde Treiben in Braunschweig, sogar das ZDF. Apropos Satire: Uns irritiert auch, dass ausgerechnet eine Denkmal-schutzbehörde im zweiten Absatz ihrer Stellungnahme den Schluss zieht, '... dass hier grundlegend neue Bodenstrukturen für das gesunde Baumwachstum geschaffen werden müssen.' Da fragt man sich doch, ob jetzt auch Pflanzen/ BodenexpertenInnen im Denkmalschutz arbeiten? Oder gilt hier vielleicht der alte Sinnspruch über Gutachten:
"Das Gutachten das ist und bleibt, was eines ab vom andern schreibt!".
Am 17. Januar diesen Jahres wurden wir zufällig Zeuge von etwa 29 Rammkern-sondierungen. Dabei wurde erfreulicherweise überall recht guter Boden fest-gestellt, obwohl die Arbeiter ihrer Aussage nach eigentlich schlechten Boden und viele Steine finden sollten. Für uns gab es so viele kleine und große Irritationen, dass wir jetzt Rechtsmittel prüfen lassen wollen. Wir sind gespannt auf die Ratssitzung am 12.02.19.
Für den Sommer planen wir auf der Jasperallee ein Ahornfest!"