Pokémon GO - Wenn Überwachung zum Spiel wird
- Freitag, 29. Juli 2016 15:50
- Birger Haarbrandt
"Pressemitteilung"
Wir wissen, was ihr tut, wenn ihr stumm am Straßenrand stehend über euer Smartphone gebeugt, mit dem Finger auf dem Display nach oben wischt und nach der vierten Wiederholung jubelt. Pokémon GO sorgt mittlerweile für mehr Gesundheit und Bewegung als jedes Fitnessstudio, zu einladend sind die kleinen Boni, die es zu erringen gilt.
Aber: Spielt ihr noch oder kämpft ihr schon um eure Daten?
Wie neben Netzpolitik.org [1] auch bereits die Piratenfraktion im schleswig-holsteinischen Landtag [2] aufzeigte, steht der Datenschutz bei Pokémon GO in keinem Verhältnis zu den im Spiel erreichbaren Erfolgen. Nicht nur behält sich der Spielbetreiber Niantic Labs - der mit "Ingress" bereits seit einigen Jahren Vorreiter auf dem Feld der Augmented-Reality-Spiele ist - vor, Daten über die Spieler zu sammeln und gegebenenfalls weiterzuleiten, was auch hinsichtlich der Privatsphäre nur als bedenklich gewertet werden kann. Auch gilt für Pokémon GO das, was für so viele vermeintlich kostenlose Dienste gilt: Wenn ihr nicht dafür bezahlen müsst, seid ihr die Ware.
Das bekräftigen auch die offiziellen Datenschutzbestimmungen von Pokémon GO [3]: "Beispielsweise könnten wir Webbeacons nutzen, Cookies zu platzieren oder mit ihnen zu kommunizieren, um (?) die Wirksamkeit unserer Werbung zu überwachen."
"Dadurch, dass Niantic Labs sich hier die Möglichkeit einräumt, Bewegungs- und andere gegebenenfalls bedeutende Daten über den Spieler auf unklaren Kanälen mit nicht eindeutig spezifizierten "Partnern" zum Zweck der Monetarisierung zu teilen, macht sich der Spieler oft unbewusst zum Objekt von Überwachung, er wird zum "gläsernen Spieler".
Das entspricht in keinster Weise den PIRATEN-Vorstellungen von Selbstbestimmung, Privatsphäre, Datenschutz und Freiheit", erklärt Stefan Zander, 1. Vorsitzender der Braunschweiger PIRATEN und Ratskandidat zur Kommunalwahl 2016.
Niantic bietet aber auch die Möglichkeit eines Opt-Out-Verfahrens. Hierzu muss eine Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! mit dem Betreff ?Arbitration Opt-out Notice? innerhalb von 30 Tagen seit der ersten Anmeldung geschickt werden. Das heißt, dass auch diejenigen Spieler, die
von Anfang an dabei waren, noch Zeit dazu haben. Wir raten dennoch zur Eile.[4][5]
Informiert euch, lest die Datenschutzbestimmungen und überlegt, ob ihr eure Rechte dafür tatsächlich freiwillig aufgeben wollt. Datensicherheit
ist in einer Zeit, in der ein Großteil unseres Lebens digital stattfindet, eines der höchsten Güter.
[1] http://netzpolitik.org/2016/datenschutzerklaerung-von-pokemon-go-grosszuegige-erlaubnis-zur-datenweitergabe-an-staatliche-stellen/
[2] http://www.ltsh.de/presseticker/2016-07/12/16-58-03-7eab/
[3] http://www.nianticlabs.com/privacy/pokemongo/de

