Das neue "Spaßbad" und das Ende der Gemeinnützigkeit
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- Veröffentlicht: Dienstag, 11. Oktober 2011 22:27
- Geschrieben von Udo Dittmann
Der Eintritt im Badeland Wolfsburg beträgt zur Zeit 3,70 € pro Stunde. Eine Tageskarte dort kostet 9,70 € pro Person, im Badezentrum Gliesmarode nur 4,05 € (für Kinder 3,10 €), im Nordbad sogar nur 3,10 für einen Erwachsenen. Und was soll das neue "Spaßbad" kosten? Man spricht von 14 € oder mehr. Dabei hätte man noch allen möglichen Luxus (Sauna, Wellnessbad usw.) Aber wer braucht denn das?
Welche Familie kann sich das auf Dauer leisten, dort öfter schwimmen zu gehen? Doch wohl nur gutverdiendende Mittelschichtsfamilien und Singles. Hartz-IV-Familien wohl kaum - sie sind quasi beim neuen "Spaßbad" von vornherein ausgeschlossen, schon wegen der Kosten. Das gilt auch für viele andere Familien. Und für Senioren und Vereine ist das "Spaßbad" nur begrenzt tauglich.
Als Kind hatte ich im Sommer eine Jahreskarte für das Freibad, sie kostete damals 5 DM. Im Sommer war ich dann fast jeden Tag im Schwimmbad. Heute ginge das gar nicht mehr. Damals gab es noch so etwas wie soziales Empfinden in der Gesellschaft. Heute gibt es das höchstens noch als Schlagwort, Werbe- oder Wahlkampfspruch.
Es wäre gut, hier endlich mal wieder Zeichen zu setzen. Gegen Eigennutz, soziale Kälte und Ausgrenzung. Das selbst die SPD für ein "Spaßbad" gestimmt hat, sollte zu denken geben. Wer Luxus haben will und es sich leisten kann, soll eben nach Wolfsburg fahren. Hier in Braunschweig sollte man sich aber wieder mehr auf die sozialen Werte und den Gemeinsinn besinnen. Gerade das Badezentrum Gliesmarode und das Nordbad sind bei Familien, Senioren und Vereinen sehr beliebt. Sie zu schließen, wäre einfach schade und ein Schritt in die falsche Richtung.
Braunschweig ist seit Jahren ohne Jugendherberge, Eissporthalle, jetzt droht die Schließung wichtiger Schwimmbäder. Das beliebte FBZ wurde einfach abgerissen - jetzt kommt ein Luxushotel. Wie lange soll dieser Ausverkauf sozialer Werte weitergehen?
Von der Situation an vielen Schulen ganz zu schweigen, wo inzwischen die Decke runterkommt und PPP-Verträge für einige exklusive Schulen abgeschlossen wurden. Es wäre schön, wenn endlich wieder mehr Gemeinnützigkeit ins Spiel käme. Wie sollen Schüler soziale Werte lernen, wenn es ihnen von den Erwachsenen nicht vorgelebt wird? Insbesondere die SPD ist hier gefragt, die diese Werte früher einmal als Kernpunkte in ihrem Programm hatte.