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Stadt feiert ihren Ehrenbürger: Empfang zum Geburtstag von Gerhard Glogowski

Ehrenbürger Gerhard Glogowski feierte seinen 75. Geburtstag mit vielen Freunden und politischen Weggefährten in der Dornse des Altstadtrathauses. Foto: Marcus von Bucholz

Nein, durch die Erinnerung an Skandale wollte man sich die gemütliche Feier in der Dornse des Altstadtrathauses nicht verderben lassen. Der einzige der vier Redner, der das böse Unwort in den Mund nahm, war der geehrte Jubilar höchstselbst: Ex-Ministerpräsident, Ex-Oberbürgermeister und Braunschweigs Ehrenbürger Gerhard Glogowski sagte zur Feier seines 75. Geburtstags: „Wenn man das Richtige tun will aber zur falschen Zeit, dann nennt man das einen Skandal.“ Ein Satz, der ganz am Ende seiner eigenen Jubelveranstaltung wie weisswaschendes Weihwasser auf die 150 geladenen Gäste herabtröpfelte. Denn ganz so moralisch und temporär eingegrenzt ist das mit den Skandalen nur aus fragwürdig euphemistischer Sicht.

Sowohl Oberbürgermeister Ulrich Markurth (links) als auch Ministerpräsident Stephan Weil hoben in Ihren Reden die Verdienste des Jubilars für die Stadt Braunschweig und Niedersachsen hervor. Foto: Marcus von Bucholz

Dass da mal was war und die Karriere des heutigen Jubilars im Sessel des Niedersächsischen Ministerpräsidenten abrupt nach nur etwas mehr als einem Jahr donnerkrachend endete – nebbich. Selbst Amtsnachfolger Stephan Weil erinnerte sich lieber der Verdienste seines Kurzzeit-Vorgängers und überbrachte „Glückwünsche im Namen von fast acht Millionen Niedersachsen.“ Der Name seines SPD-Parteigenossen habe „in der Landesregierung bis heute einen Ruf wie Donnerhall“.

 

Das Jazztrio der Städtischen Musikschule verlieh der Feier einen würdigen Rahmen. Foto: Marcus von Bucholz

Die Festredner lobten: Die Hubertus Heils, Sigmar Gabriels und Boris Pistorius’ dieser Welt hätten von Glogowskis Vorbild gelernt, seien von ihm protegiert und ins politische Geschäft eingeführt worden – wie auch der damalige Polit-Laie Dr. Wilhelm Polte, der bewegt über die Braunschweiger Entwicklungshilfe zum Aufbau einer eigenen städtischen Selbstverwaltung in Magdeburg nach Anleitung durch den brüderlichen Westfreund referierte. Es bleibt ein Gerücht, dass „Glogo“ ihm persönlich den Gebrauch von Fotokopierern erklärt hat, damit Polte Oberbürgermeister unserer Partnerstadt werden kann. Wahr indes ist, dass Glogowski über Vorwürfe stürzte, er habe sich seine Prunkhochzeit mit Gattin Marianne, Reisen zu „Aida“-Aufführungen am Fuss der ägyptischen Pyramiden oder eine „Edelsause“ als Aufsichtsratsvorsitzender der Braunschweiger Stadtwerke von gemeinen Bürgern und Steuerzahlern finanzieren lassen. „Das feuchtwarme politische Biotop“ sei „tödlich für einen, der anfällig ist“, entnahm 1999 Der Spiegel den Gesprächen mit Informanten, und kommentierte über Glogowski: „Zur Hybris kam der Durst, und wer ihm zu häufig nachgibt, verliert schon mal die Realität aus dem Blick.“ (Der Spiegel Nr. 48/1999, S. 34-36).

Bei Blut- und Weißwursthäppchen, exzellentem Matjes, allerlei Spezereien vom Buffett, Bier, Rot- und Weißwein verhallten diese mahnenden Presseworte schnell im Nirgendwo der Gegenwart. Die vielen Gäste, unter ihnen Pröpstin Uta Hirschler, die TU-Präsidentin Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla, Hannovers Ex-OB und Ehrenbürger Herbert Schmalstieg, die Präsidenten von Arbeitsamt, Landgericht, Industrie- und Handelskammer, Landtagsabgeordnete, KommunalpolitikerInnen und Vertreter aus Verbänden und Wirtschaft genossen den unterhaltsamen Tag, der von der Stadt Braunschweig ausgerichtet und bezahlt wurde. Ein Jazztrio der Städtischen Musikschule umrahmte musikalisch die Veranstaltung, zu der Oberbürgermeister Ulrich Markurth als Gastgeber geladen hatte. „Nicht nur bei den Menschen sein, sondern mit den Menschen sein“ sei die Gabe seines Amtsvorgängers gewesen, stellte Markurth fest. Ob im Skatclub, als Erfinder des Braunschweiger Karnevals oder als „Kürbiskönig“ seines Kleingartenvereins – stets habe sich der „gebürtige Lindener“ (heute ein Stadtteil von Hannover) für Braunschweig eingesetzt.

Der Geehrte selbst durchbrach den Reigen der Huldigungen mit pointiert-anekdotisch Autobiographischem. So erinnerte er der Zeiten, als der SPD-Bezirk Braunschweig sogar dem darbenden Landesverband Geld geliehen habe, „weil wir der einzige Bezirk in der Bundesrepublik Deutschland waren, der mit Geld umgehen konnte“. Auch die schwerste Stunde seines Lebens, den Tag nach der Abdankung als Ministerpräsident, hat er noch in guter Erinnerung. Da habe er auf dem Bohlweg die Tochter einer alkoholkranken Frau getroffen, die man Jahre zuvor der Mutter wegnehmen wollte. „Sie hat mich spontan umarmt, weil wir das damals geregelt haben. Ein bildhübsches Mädchen, das gerade Abi gemacht hatte.“ Eine kleine Wohltat im großen Ganzen.

Viele der hochkarätigen und vielbeschäftigten Gäste nahmen sich die Zeit, den Jubilar bis nachmittags um 14 Uhr zu feiern.

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