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Stellungnahme von Dietrich Küssner zu Ulrich Menzel und die „vergessene Revolution“

In der BZ vom 24.11.d.J. wird mit Bild vom Historiker Ulrich Menzel an die „vergessene Revolution“, d.i. die russische Oktoberrevolution erinnert. Menzel behauptet, es habe vor einhundert Jahren keine Revolution im Zarenreich stattgefunden, „ganz anders als der große Gegenspieler und Hegemon USA.“ Ich frage mich, welchen Geschichtsunterricht Menzel genossen hat. Nach der Oktoberrevolution begann eine eindrucksvolle Alphabetisierung der russischen Bevölkerung, ein beispielloser industrieller Aufschwung, der die sowjetische Führung in die Lage versetzte, was die deutsche Bevölkerung nicht vermochte, nämlich die Regierung Hitler zu stürzen und ein für alle Mal zu beenden. Der Dank dafür wurde den aus dem vereinigten Deutschland abziehenden sowjetischen Truppen auch öffentlich ausgesprochen.

Bisher protzte Russland an diesem Jahrestag mit seinem Waffenarsenal. In diesem Jahr war davon nichts zu sehen. Das hat gewiss auch außenpolitische Gründe, aber immerhin ist es ein Ausdruck militärische Deeskalation, was beachtet werden sollte, wer die Ordnung der Welt von seinem Nabel Braunschweig aus betrachtet.

Aber die Menzelsche Fehlbetrachtung passt auch zum wortbrüchigen Vorrücken der Natotruppen an die russische Westgrenze. Keine Revolution, also keine Gefahr, also ran an die Grenze.

Braunschweig rüstet sich allenthalben zum Jubiläum vor 100 Jahren Revolution in der Stadt Braunschweig. Es besteht ein markanter Unterschied: die Revolutionäre in Russland erschossen die Zarenfamilie, eine unschöne Begleiterscheinung aller derartigen Revolutionen, in Braunschweig kümmerte sich Sepp Oerter um die Pensionsansprüche der Staatsbediensteten. Mal abwarten, was uns Prof. Menzel zu diesem Vorhaben auftischen wird.

Dietrich Kuessner, Braunschweig

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