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Postfaktisch - ??? Wort des Jahres 2016 – Was heißt das?

Postfaktisch ist ein Kunstwort, das sich an dem englischen Begriff Post Truth orientiert. Auf Deutsch übersetzt heißt das ungefähr “Jenseits der Wahrheit”. Gemeint ist damit, dass die Fakten und Tatsachen in der öffentlichen Diskussion zunehmend unwichtiger würden. An die Stelle der objektiven Wahrheit träten Emotionen und das Aussprechen “gefühlter Wahrheiten”. Laut Pressemitteilung der Gesellschaft für deutsche Sprache seien “immer größere Bevölkerungsschichten in ihrem Widerwillen gegen »die da oben« bereit, Tatsachen zu ignorieren und sogar offensichtliche Lügen bereitwillig zu akzeptieren.”

Das Wort verschleiert mehr, als es erhellt. Machen wir das Wort mal praktischer, denn es fehlt dem Wort die Klarheit. „Postfaktisch“ heißt übersetzt nichts anderes als „falsch“. Die Meldung stimmt nicht, die Nachricht ist eine Ente, das Gerücht entbehrt jeder Grundlage. Es gibt einen Unterschied zwischen wahr und falsch wie zwischen Tag und Nacht.

Betrachten wir nun mal das Wort politisch: "Sind unsere Zeiten denn nun „postfaktisch“, wie die Kanzlerin behauptet, oder nicht? Hier ist bereits die Frage falsch gestellt, denn die Formulierung beinhaltet ja die Behauptung, dass es zuvor „faktische“ Zeiten gegeben hat; also Zeiten, in denen die Politik die Gefühle der Wähler ignoriert und sich ausschließlich auf faktenbasierter Ebene abgespielt habe. Das ist natürlich Unsinn.

Zwischen den Zeilen heißt „postfaktisch“ eigentlich nur, dass das Establishment erkannt hat, dass es die politischen Debatten der Gegenwart nicht mehr auf Sachebene führen kann, weil es faktisch die schlechteren Argumente hat. Immer mehr Menschen haben erkannt, dass der Neoliberalismus 99 Prozent Verlierer produziert und sie selbst dazu gehören. Sie glauben nicht mehr, dass man ganze Volkswirtschaften durch eine Kürzungspolitik sanieren kann. Immer mehr Menschen glauben auch nicht mehr daran, dass unser „freier Westen“ sich gegen einen „aggressiven Putin“ verteidigt und dass wir weltweit unsere Töchter und Söhne in Kriege schicken, in denen es um Frauen- und Menschenrechte gehen soll. Und weil all diese „Fakten“ nicht mehr geglaubt werden, leben wir nun in „postfaktischen“ Zeiten? Wenn das so ist, dann oute ich mich hiermit als Fan des „Postfaktischen“." Von Jens Berger "Nachdenkseiten"

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