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„Vergessene und verschwiegene Geschichte – Die Geschichte der Gedenkstätte Wolfenbüttel“,

Hinrichtungsgebäude als Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel

Vortrag

Dr. Helmut Kramer

am Donnerstag, 24. Juli 2014, 19.00 Uhr

im Ratssaal des Rathauses hält.

Die Geschichte der Wolfenbütteler Gedenkstätte ist fast ebenso spannend wie ihr Gegenstand – die NS-Justiz selbst. Schon die historische Hinrichtungsstätte ist eine in Stein gehauene Geschichte. Mit dem Baubeginn schon 1937 sollte dem für den Krieg eingeplanten „vermehrten Hinrichtungsbedarf“ Rechnung getragen werden. Nach den mehr als 600 Hinrichtungen in den Jahren ab 1939 war das Gebäude in den ersten Nachkriegsjahren in Vergessenheit geraten.

Etwas Aufmerksamkeit gab es erst, als im Jahre 1983 die Absicht des Hannoveraner Justizministeriums bekannt wurde, das Gebäude abreißen zu wollen. Gegenüber einer Initiative vieler Wolfenbütteler und Braunschweiger Bürger verschlossen die Verantwortlichen die Ohren.

Darüber, wie es schließlich doch gelang, die geplante Entsorgung der den Juristen lästig gewordenen Vergangenheit zu verhindern, nämlich durch Alarmierung des europäischen Auslands, und wie es 1990 zur Gründung der Gedenkstätte kam, ist in Wolfenbüttel noch zu wenig bekannt.

Die Veranstaltung soll auch über die Schwierigkeiten in den Anfangsjahren der Gedenkstätte informieren, aber auch über die Möglichkeiten zu einer stärkeren Einbeziehung der Wolfenbütteler Bürger in die Arbeit der Gedenkstätte. Es wird Gelegenheit zu gezielten Nachfragen geben.

 Jede Gedenkstätte widmet sich der eigenen Geschichte schon deshalb, weil sich darin die schwierige Auseinandersetzung mit den Verbrechen der NS-Zeit spiegelt. In der Ausstellung und den (spärlichen) Veröffentlichungen der Wolfenbütteler Gedenkstätte gibt es für die Zeit von 1945 bis zur Gründung der Gedenkstätte Ende 1989 einen großen weißen Fleck. Dazu gehört nicht nur die Verwahrlosung der ab 1947 zu Entlausungszwecken dienenden Hinrichtungsstätte, sondern auch der Versuch des niedersächsischen Justizministeriums, durch den geplanten Abriss des historischen Hinrichtungsbaus die Vergangenheit zu entsorgen, zu vereiteln.

 Für die Zeit nach Gründung der Gedenkstätte ist nur bekannt, dass eine unter Mitarbeit ehrenamtlich arbeitender Experten entstandene Ausstellung Ende 1999 eröffnet wurde und dass die jahrelange erfolgreiche Durchführung von Tagungen für Richter, Referendare und Pädagogen im Jahre 2002 ersatzlos beendet wurden. Abseits des medialen Mainstreams erfuhr man Seltsames: Ungefähr im Jahre 2007 hatte der Gedenkstättenleiter ein für die Erinnerung an die Verbrechen der juristischen Schreibtischtäter vorgesehenes Ausstellungsstück (ein Aktenregal) eigenmächtig und ohne Wissen der Dienstvorgesetzten verschwinden lassen. Das unter Anleitung des damaligen Gedenkstättenleiters in den Jahren 2009/2010 von Schülern gestaltete Gräberfeld ließ er verwahrlosen.

 Im Anschluss an den Vortrag soll auch darüber diskutiert werden, warum die Gedenkstätte ihre eigene Geschichte getilgt hat und auf welche Weise sie sich von den Bürgern abgeschottet hat: durch Nichtbeantwortung von Kritik und Beschwerden, durch Verweigerung von Auskünften über Opfer und Täter und die Verweigerung von Einsicht in die historischen Akten, die allerdings möglicherweise katastrophal lückenhaft und ungeordnet sind; aber auch durch Ausschluss gerade von renommierten Experten vom Zutritt zu der öffentlichen Gedenkstätte. Was eine vor drei Jahren einberufene „Internationale Expertenkommission“ treibt, wird wie ein Staatsgeheimnis behandelt. Ein Bürger, der sich wegen dieser Vorgänge beschwert hatte, wurde von dem früheren Kultusminister Althusmann dadurch abgestraft, dass er die Beschwerde ohne jede Begründung als Produkt eines Querulanten zurückweisen ließ.

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