Einladung zum Lerntag. Juden in Braunschweig
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- Veröffentlicht: Donnerstag, 14. Januar 2016 00:07
- Geschrieben von Frank Ehrhardt, Gedenkstätte KZ-Außenlager Braunschweig Schillstraße
Die Gedenkstätte KZ-Außenlager Braunschweig Schillstraße lädt anlässlich des Holocaust-Gedenktages wiederum zu einem Lerntag ein. Die Veranstaltung ist dieses Mal mit „Juden in Braunschweig – Leben vor dem Holocaust“ betitelt und findet am Sonntag, den 31.1.2016, zwischen 14. und 17.30 Uhr in der Gedenkstätte statt. Zur Diskussion gestellt werden drei Beiträge, die sich der Lebenswelt der jüdischen Braunschweiger im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts aus sehr unterschiedlicher Perspektive nähern. Wegen der begrenzten Sitzmöglichkeiten wird eine Anmeldung (0531 / 2702565 oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) erbeten.
Einladung zum Lerntag. Sonntag, den 31. Januar 2016, 14. – 17.30 Uhr
Juden in Braunschweig - Leben vor dem Holocaust
1100 Juden zählte die Volkszählung 1925 unter Braunschweigs Einwohnern. Eine Mehrheit der jüdischen Familie lebte seit langem hier und war beruflich und sozial völlig integriert. Die Weimarer Verfassung kannte keine diskriminierenden Bestimmungen für jüdische Staatsbürger mehr. Doch in weiten Kreisen der Gesellschaft war Antisemitismus verbreitet.
Über das Leben der jüdischen Bevölkerung im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts ist heute wenig bekannt. Wir möchten deshalb die Aufmerksamkeit in einem Lerntag, der anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus stattfindet, Aspekten des alltäglichen Lebens zuwenden. Sie berichten uns davon, mit welchen Problemen sich Juden damals befassten und wie sie ihren Platz in der Gesellschaft sahen. Wir freuen uns auf Ihre Mitwirkung!
Wegen der begrenzten Sitzmöglichkeiten bitten wir Sie um eine telefonische Anmeldung oder eine Email.
Bauen für die jüdische Landwirtschaft: Heinrich Tessenow in Peine und Steinhorst
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts führten die Diskussionen um die so genannte „Berufsumschichtung der Juden“ zu Initiativen, durch eine praktische Ausbildung jugendlicher Juden im Gartenbau die berufliche Struktur der jüdischen Bevölkerung zu verändern. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg kam es zur Gründung von jüdischen Ausbildungseinrichtungen in der Nähe von Peine und in Steinhorst (Landkreis Gifhorn). Als Architekt wurde hierfür Heinrich Tessenow gewonnen, der zu den führenden Persönlichkeiten der so genannten Reformarchitektur zählte. So verbinden sich in den beiden Anlagen die Ideen der Lebensreformbewegung mit jenen des spezifisch jüdischen Reformprojekts einer sozialen „Umschichtung“.
mit Dr. Ulrich Knufinke, Bet Tfila Forschungsstelle an der TU Braunschweig
Frauen, hinein in den C. V.!
So lautet 1931 die programmatische Überschrift eines Artikel in der Zeitung des „Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens” (C. V.). Inwiefern kamen jüdische Frauen dieser Aufforderung nach und schlossen sich der größten jüdischen Organisation im Deutschen Reich an? Wie organisierte sich und welche Tätigkeitsfelder bearbeitete die weibliche Mitgliedschaft dieses Vereins, der 1893 als Abwehrverein gegen den Antisemitismus gegründet wurde? Anhand von biographischen und regionalen Fallbeispielen, auch aus Braunschweig, werden wir gemeinsam diesen Fragen nachspüren.
mit Rebekka Denz, Judaistin und Historikerin, Braunschweig
„Bevölkerungspolitisch unerwünscht“? Osteuropäische Juden in Braunschweig im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts
Zu bescheidenem Wohlstand hatte es Max Bergwerk zu Beginn der 1920er Jahre schon gebracht. Er war Geschäftsführer der Berliner Partiewaren GmbH, besaß mehrere Häuser in Braunschweig und war an einer Immobiliengesellschaft beteiligt. Sein Anwalt, Norbert Regensburger, versuchte die Behörden nun davon zu überzeugen, dass „[d]er Antragssteller […] weder wirtschaftlich noch kulturell in die Kategorie der sogenannten Ostjuden [gehört], vielmehr sind sowohl er wie seine Ehefrau durchaus in deutsche Verhältnisse eingelebte Menschen.“ Abgelehnt wurde der Einbürgerungsantrag dennoch. Wie war die Situation der um den Ersten Weltkrieg in die Stadt gekommenen jüdischen Migranten aus Osteuropa? Eine Spurensuche…
mit Jonathan Voges, Historiker, Hannover