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Immer noch geheim: Antibiotika in der Geflügelmast

Bekanntlich sollen in unserer Region 420 Hähnchenmast-Anlagen gebaut werden, damit der Mega-Schlachthof in Wietze demnächst ausreichend beliefert werden kann. 1 Million (!) Tiere pro Woche sollen dort geschlachtet werden. Neben den schauerlichen Perspektiven für den Tier- und Umweltschutz handeln wir uns damit auch lebensbedrohliche Risken ein.

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Ein besonderes Problem bedeutet der zunehmende Einsatz von Antibiotika, die über das Fleisch, aber auch über Gülle und Abwässer in die Umwelt gelangen und so die Entstehung von resistenten Bakterienstämmen begünstigen. Diese Resistenzen verursachen laut Robert-Koch-Institut in Deutschland schon jetzt 15.000 Todesfälle jährlich (Süddeutsche Zeitung).

Gerade in großen Betrieben müssen Antibiotika häufig eingesetzt werden, um Seuchen zu verhindern. Nach Zahlen des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums werden jedes Hähnchen und jede Pute inzwischen durchschnittlich  2,3-mal behandelt – und das bei knapp 5 Wochen Lebenszeit. Das bedeutet praktisch, dass viele Tiere ihr ganzes kurzes Leben lang Medikamente bekommen. So wird auch die seit 2006 als Masthilfe in Futtermitteln verbotene Beimischung von Antibiotika unterlaufen.

Am Donnerstag wurde nun von den Grünen ein Antrag im Bundestag eingebracht, um wenigsten eine Erfassung der Medikamente in der Geflügelmast zu erreichen. Durch Recherchen von NDRinfo war bekannt geworden, dass der Tierarzneihandel auf Grund einer Ausnahmeregelung nicht bekannt geben muss, wohin Medikamente für die Geflügelwirtschaft geliefert werden. Begründet wurde dies mit den speziellen Strukturen in diesem Bereich – bei Angabe der jeweiligen Postleitzahlen seien die Betroffenen leicht auszumachen und deshalb sei kein Datenschutz gewährleistet. Friedrich Ostendorf, agrarpolitischer Sprecher der Grünen, meinte dazu:

“Ich bin lange im Geschäft und weiß, warum auf einmal in so einer Verordnung alle Tierarten erfasst sind bis auf Geflügel. Hier haben Lobbyinteressen gewirkt.“

Es wäre immerhin ein erster Schritt, wenn die Bundesregierung dem Antrag der Grünen folgen würde. Auch der niedersächsische Landwirtschaftsminister Lindemann hat jetzt auf den öffentlichen Druck reagiert und fordert in einem Filmbeitrag von NDRinfo die Offenlegung des Antibiotika-Einsatzes. Noch wichtiger wäre dann allerdings der nächste Schritt: eine drastische Reduzierung der Medikamente – und der Ausstieg aus der Massentierhaltung.

 


Kommentare   

 
0 #5 Uwe Meier 2011-07-15 01:20
Ihre Argumente zur individuellen Verantwortung widersprechen meiner politischen Argumentation nicht.Und Ihre Argumente sind auch richtig - sie sind nur nicht hinreichend. Die Politik darf bei politischen Problemen nicht aus der Verantwortung gelassen werden!__Der Spruch von Frau Armbrecht "Schuld sind immer die Anderen" ist nicht folgerichtig, da er am Kern des Problems vorbei geht. "Schuld" sind diejenigen, die für sich in Anspruch nehmen, die Entscheidungen zu treffen und die dafür auch gewählt werden. Die das Ordnungsrecht bestimmen. Und das ist nun mal die Politik.
Das heißt nicht, dass der Verbraucher aus der Verantwortung zu entlassen ist. Soweit er kann, soll er dem politischen Konsum nachgehen, der auch aus Konsumverzicht bestehen kann.
 
 
 
0 #4 Michael 2011-07-12 19:07
Selbstverständl ich ist die Politik für den Verbraucherschutz verantwortlich! __Das entbindet den Verbraucher aber nicht von der Notwendigkeit, bei _seinem privaten Konsum eigene Maßstäbe anzusetzen. _Die Verantwortung nur auf die Politik zu schieben, ist doch nur ein Alibi, um nicht _auf liebegewonnene Gewohnheiten verzichten zu müssen. _und auch sowenig Geld wie möglch ausgebenWer gibt schon gern mehr Geld aus als notwendig? _Es bleibt also meistens nur beim theoretischem Ansatz. _In er Realität ist der Drang, so preiswert wie möglich seine Bedürfnisse zu _befriedigen, größer als die Vernunft.__Wer z. B. bei Feinkost Albrecht für ein paar Cent Produkte kauft, _muss doch davon ausgehen, dass dieses Produkte gar nicht nachhaltig, _fair und tiergerecht produziert werden kann.__Wenn jedoch nur noch wenige diese Produkte nachfragen, wird der Hersteller_sie auch nicht mehr produzieren!__A uf einen optimalen Verbraucherschutz könnt ihr lange warten!_Immer mehr Entscheidungen werden nicht mehr national, sondern europaweit _entschieden.Viele dieser Entscheidungen treffen in Brüssel Beamte auf _Verwaltungsebene.___Was hindert uns daran,nach Möglichkeit nur noch solche Produkte zu kaufen, _deren Herkunft wir kennen und deren Produktionsbedi ngungen unseren _Maßstäben entsprechen?_Un d das Gute daran, wir können sofort damit anfangen, wenn wir denn auch wollen!__
 
 
 
0 #3 Wilma Armbrecht 2011-07-12 18:17
Diese Haltung "Schuld sind immer nur die Anderen"- die Politiker, die Konzerne, Herr X, Frau Y ist einfach,
denn so braucht man sich selber nicht zu hinterfragen und seine Konsum-Gewohnhe iten zu verändern.
Man lebt einfach so weiter wie bisher und wartet darauf, dass der Andere etwas verändert.
So wird man wohl vergeblich warten.....

Dazu ein Zitat von Vaclav Havel:
Jeder von uns hat die Möglichkeit
zu begreifen, dass auch er,
sei er noch so bedeutungslos und machtlos,
die Welt verändern kann.
Jeder aber muss bei sich anfangen.
Würde einer auf den anderen warten,
warteten alle vergeblich.
 
 
 
0 #2 Uwe Meier 2011-07-12 15:14
Der Hinweis auf die Verbraucher ist zwar grundsätzlich richtig und Verbrauchermacht hat auch durchaus schon zu Erfolgen geführt (z. B. der Südafrikaboykott gegen die Apartheit), doch darf mit diesem gern genutzten Argument die politische Verantwortung nicht relativiert werden. In erster Linie ist die Politik verantwortlich für einen optimalen Verbraucherschutz! __Nur zu gerne wird von politischer und wirtschaftlicher Seite auf auf die Macht der Verbraucher hingewiesen und dass der Markt das produziere was der Verbraucher wünsche, um Verantwortung nicht übernehmen zu müssen. Diese marktradikale Argumentation wird auch im neuen (2011)Verbrauch erschutzgesetz deutlich, für das eine entsprechende verbraucherfreundliche Kennzeichnung abgelehnt wurde.__In diesem Gesamtkontext bleibt zivilgesellscha ftlichen Organisationen nicht anderes überig als selber das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen. Und das tun die auch. Aber auch diese Aktivitäten brauchen den Rahmen von Gesetzen.__„Nachhaltigkeit ist eine Aufgabe der politischen Systeme“, so GRUNWALD (2010). Die Aufgabe des Menschen ist es aber, „politisch für die Nachhaltigkeit einzutreten – jenseits von Stromsparen und ökologisch korrektem Konsum“.__Grunwald, 2010: Wider die Privatisierung der Nachhaltigkeit - Warum ökologisch korrekter Konsum die Umwelt nicht retten kann. GAIA 19/3(2010): 178 –182
 
 
 
0 #1 Wilma Armbrecht 2011-07-10 21:33
Hier sollte man auch einmal auf die Macht der Verbraucher hinweisen.
Alles, was wir kaufen bzw. nachfragen, wird auch produziert.
Wer gegen Hähnchenmastanl agen ist, sollte, auch kein Hähnchen-Fleisch aus Mastanlagen kaufen!
 
 
 

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