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Von Szenendieben und Filmverfremdern: Footage-Bilder im Photomuseum

Szenenfoto von Angelo-Novi aus dem Leone-Werk „Es war einmal in Amerika“. Foto: © Nachlass/Estate Angelo Novi 

Bilder prägen und erschaffen das kollektive Gedächtnis. Dies umso mehr, wenn sie millionenfach über die Leinwand flimmern und – nahezu ikonografisch – für einen Film, ein ganzes Genre oder gar ein Lebensgefühl stehen. Das kann das nackte Bein von Ann Bancroft als „Mrs. Robinson“ im Vordergrund des Filmplakats zur „Reifeprüfung“ sein, oder der im Sterben grotesk verrenkt vom Boden abhebende Westernschurke in „Spiel mir das Lied vom Tod“.

Begleitend zum „Braunschweig International Film Festival“ widmet sich das Museum für Photographie im Oktober und November dieser „Footage“-Fotografie. Und das gleich mit den Ansätzen dreier verschiedener Künstler. Klassisch die Arbeiten von Angelo Novi, der 30 Jahre als Fotograf an den Filmsets der bedeutendsten italienischen Regisseure seiner Zeit arbeitete (Bernardo Bertolucci, Sergio Leone, Pier Paolo Pasolini). Aus der Reportagefotografie kommend, setzte Novi seinen dokumentarischen Stil erstmals 1960 am Set für Roberto Rosselini ein. Sein Enkel Max Pietro Hoffmann zur Braunschweiger Ausstellung: „Mein Großvater begnügte sich nicht mit dem bloßen Abfotografieren der Filmbilder. Er erzählte trotz der gegebenen Realität am Set mit den Mitteln der Fotografie seine eigene Geschichte der szenischen Handlung.“ Berlusconi soll bewundernd zu ihm gesagt haben: „Hör auf Fotos zu schießen, die mich neidisch machen. Du stiehlst meine SchauspielerInnen, du stiehlst meine Sets, das Licht und die Kostüme, du stiehlst sogar meine Regie.“ Hunderttausendfach (und häufig schwarzweiß) erschienen seine Filmbilder in Zeitungen, auf Plakaten und in den Schaukästen, die es früher noch vor den Lichtspielhäusern gab – und verschwanden irgendwann im Bettkasten in seinem italienischen Heimatdorf. Dort haben die Erben sie nun geborgen.

Max Pietro Hoffmann und Museumsdirektorin Barbara Hofmann-Johnson erläuterten die neue Ausstellung im Museum für Photographie. Foto: Klaus Knodt

Martina Sauter (geb. 1974) geht ganz anders vor: Sie leiht sich Filmstills bekannter SchauspielerInnen und Szenen und verfremdet sie mit eigenen Quellen. Museumsdirektorin Barbara Hofmann-Johnson: „Im Nebeneinander der Filmzitate mit eigenen und fremden Bildausschnitten oder –details entstehen abstrahierte Bildräume, um neue Kontexte oder psychologisierende Momente für die Protagonisten zu schaffen.“ Gern beruhen ihre Bilder auf Arbeiten von David Lynch oder Alfred Hitchcock. Der Betrachter sieht ein Teil des Bildes als etwas Bekanntes, begreift den neuen Zusammenhang der Komposition aber nicht automatisch. So entstehen neue Spannungsmomente und Perspektiven.

Szene aus Eli Cortinas Video “The Most Given of Givens”. Foto: The artist and Soy Capitán, Berlin

Am Intensivsten spielt die Film- und Videokünstlerin Eli Cortinas (geb. 1979, lebt in Berlin) mit Verfremdungen und szenischen Collagen, die das filmische Original in Frage stellen. Die Stipendiatin der Villa Massimo in Rom, die bereits im Centre Georges Pompidou, im Museum Ludwig und der Kunsthalle Budapest ausgestellt hat, hängt u.a. Bilder aus ihrem Video „The Most Given of Givens“. Das komplette Video wird als Zusammenarbeit mit dem BIFF vom 17. bis 22. Oktober täglich um 11 Uhr im Universum Filmtheater gezeigt (www.filmfest-braunschweig.de). Weitere Videoarbeiten laufen in der Ausstellung des Museums für Photographie.

Martina Sauter, Graces Zimmer, 2005 Foto: © Martina Sauter

Die Ausstellung läuft vom 6. Oktober bis zum 26. November. Am Sonntag, 22. Oktober, um 16 Uhr lädt das Museum für Photographie zu einer Ausstellungsführung mit den beiden Künstlerinnen und den Erben von Angelo Novi ein. Jeden 2. Donnerstag im Monat hat das Museum die Öffnungszeiten bis 20 Uhr verlängert und ermöglicht Führungen mit dem Museumsteam incl. Getränk.

Öffnungszeiten, Rahmenprogramm und Vorberichte unter www.photomuseum.de.  

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