Filmfestival Braunschweig wird 30: Neuer Preis zum Jubiläum
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- Veröffentlicht: Donnerstag, 03. November 2016 09:41
- Geschrieben von Frank Terhorst
Das Braunschweig International Filmfestival (7.-13. November) feiert sein 30. Jubiläum – und gönnt sich einen neuen Preis. Erstmals vergibt das Festival in diesem Jahr den „Schwarzen Löwen“. Den mit 2.500 Euro dotierten Preis verleiht eine dreiköpfige Jury für den besten Film der „Beyond“-Reihe. Den Preis ermöglicht der Hauptsponsor des Festivals Volkswagen Financial Services.
Mit „Beyond“ startete das Filmfestival 2015 ein Programm, das sich zu einem aufregenden neuen Kino bekennt. „Wir haben Filme ausgesucht, die visuell oder thematisch Risiken eingehen, die Experimente jenseits cineastischer oder moralischer Konventionen wagen“, erläutert Festivaldirektor Michael P. Aust die Auswahl der neun Filme, darunter vier Deutschland-Premieren.
Nachdem im vergangenen Jahr mit „Beyond: Love“ Veränderungen im Liebes-Kosmos untersucht wurden, wird in diesem Jahr unter dem Titel „War on everyone“ verhandelt, was geschieht, wenn der Einzelne übermächtigen Kräften gegenübersteht.
Folgerichtig reduzieren die Filme Perspektiven, Raum, Zahl der Protagonisten: Bei „Ambulance“ von Mohamed Jabaly ist es ein Krankenwagen, aus dem heraus der Krieg zwischen Hamas und Israel beobachtet wird. „Clash“ von Mohamed Diab verlässt nie die 8 qm eines Polizei-LKWs. Bei „Kollektor“ von Aleksey Krasovskiy ist es ein einzelner Mann in seinem Zimmer, der sich retten muss.
Es sind sozialdramatische Umstände, Spiegelungen der aktuellen Brüche innerhalb der westlichen oder der muslimischen Welt, die zum Startpunkt von Filmen werden, die dann über die Konventionen des Arthouse-Sozialdramas hinauswachsen. So entstehen ganz eigene Genre-Mischformen, die zu sehr eindrücklichen, fast körperlich-unmittelbaren Erfahrungen führen – wie der außer Konkurrenz laufende, mit GoPro-Kameras aus Ego-Shooter-Perspektive gefilmte „Hardcore Henry“ von Ilya Naishuller aus Russland.
Der erste „Schwarze Löwe“ wird am Samstag, 12. November 2016 im Großen Haus des Staatstheaters Braunschweigs zusammen mit dem Publikumspreis „Der Heinrich“ für europäische Debüt- und Zweitfilme, dem deutsch-französischen Jugendpreis KINEMA und dem Hauptpreis des Festivals, der „Europa“ für herausragende darstellerische Leistungen und Verdienste um die europäische Filmkultur, verliehen.
Die Filme der „Beyond“-Reihe:
AMBULANCE | Deutschlandpremiere | 10.11., 21:00, LOT-Theater
Mohamed Jabaly, NO 2016, 79 Min., OmeU
Gaza City im letzten Krieg Israels gegen die Hamas in 2014. Ein roher eindringlicher Dokumentarfilm aus der Ich-Perspektive von Jabaly, der eine Krankenwagencrew begleitet. Der Film zeigt die Menschen und Schicksale hinter den Nachrichtenbildern.
AMOK | Deutschlandpremiere | 13.11., 17:00, LOT-Theater
Vardan Tozija, MK 2016, 103 Min., OmeU
Der introvertierte Filip ist im Waisenhaus brutalen Erfahrungen ausgesetzt. Ein korruptes Netzwerk aus Heimleitung und Polizei erstickt jegliche Hoffnung. Filip wird zum gnadenlosen Anführer einer Gang, die nichts zu verlieren hat. Drama.
CLASH | 10.11., 23:00, LOT-Theater
Mohamed Diab, EG|FR|DE 2016, 97 Min, OmeU
Im Inneren eines Polizei-LKW während der Aufstände in Kairo: Auf 8 qm sind Anhänger beider Seiten einander, dem Militär und der glühenden Hitze ausgeliefert. Die Kamera verlässt das Innere des Wagens nie. Drama über Gewalt, Chaos und Humanität.
HARDCORE HENRY | Out of Competiton | 11.11., 23:00, LOT-Theater
Ilya Naishuller US/RU 2015, 96 Min, OmdU
Der Film hebt die Messlatte im Actionkino auf eine neue Stufe: Ein Mann auf der Suche nach Identität und Ehefrau in einem Moskau der Zukunft. Man erlebt alles durch die Augen der Hauptfigur - der erste Film komplett aus der Egoshooter-Perspektive.
KOLLEKTOR | Deutschlandpremiere | 12.11., 23:00, LOT-Theater
Aleksey Krasovskiy, RU 2016, 75 Min, OmeU
Ein filmisches Experiment: Ein Ort, ein Darsteller – ein Mann in seinem Zimmer, der sich retten muss. Ein skrupelloser Schuldeneintreiber wird vom Jäger zum Gejagten. Ihm bleibt kaum noch Zeit, um eine tödliche Verdächtigung zu entkräften. Thriller.
LANTOURI | 09.11., 21:00, LOT-Theater
Reza Dormishian, IR 2016, 115 Min, OmeU
Eine innovativ erzählte Robin Hood Geschichte aus dem Iran, die zunächst wie ein Dokumentarfilm über eine iranische Straßengang beginnt, sich dann aber in einen Film über verschmähte Liebe, Rache, Schuld und Vergebung wandelt.
MUCH ADO ABOUT NOTHING | 12.11., 21:00, LOT-Theater
Alejandro Fernández Almendras, CL/US/FR 2016, 95 Min, OmeU
Rekonstruktion eines wahren Falls aus Chile. Der Sohn eines mächtigen Wirtschaftsbosses begeht Fahrerflucht. Der unbeteiligte Vincente wird zum Sündenbock gemacht. Der Film untersucht die Auswirkung korrupter Machtstrukturen auf Recht und Gesetz.
NIGHTLIFE | 11.11., 21:00, LOT-Theater
Damjan Kozole, CZ 2016, 85 Min, OmeU
Ljubljana. Ein prominenter Anwalt liegt in seinem Blut auf der Straße, von Hunden zerfleischt. Während die Ärzte um sein Leben kämpfen, wird seine Frau mit ihren Ängsten und moralischen Dilemma konfrontriert. Ein Film über die Fragilität des Lebens.
TORIL | Deutschlandpremiere | 08.11., 21:00 und 13.11., 19:15, LOT-Theater
Laurent Teyssier, FR 2016, 84 Min, OmeU
Frankreichs Süden. Philippe braucht sehr schnell viel Geld, um den Bauernhof seines Vaters zu retten. Ein einmaliger Deal mit einem mächtigen Drogenboss soll helfen. Wird es Philippe gelingen, sich aus den Verstrickungen wieder zu lösen? Thriller.