BierFlut Braunschweig - Der Dialog mit der Stadtverwaltung
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- Veröffentlicht: Mittwoch, 16. Juli 2014 20:38
- Geschrieben von BierFlut // Stadt Braunschweig
Die BierFlut auf der Oker wurde von der Stadtverwaltung verboten. In der Pressemitteilung der Stadt heißt es schlicht: "Auf den Gesprächswunsch der Stadtverwaltung via Facebook habe der Veranstalter nicht reagiert." Die ist jedoch nur die halbe Wahrheit: Es gab einen Emaildialog zwischen Den Initiatoren und der Stadtverwaltung, den wir hier präsentieren, damit sich die Leserin und der Leser selbst ein Bild machen können.
Email von der Stadt Braunschweig an die Emailadresse der BierFlut-Initiatoren vom 24. Juni:
Sehr geehrte Damen und Herren,
durch Ihre Internetseite bei „Facebook" und einen Artikel in der Zeitschrift „Subway" bin ich auf die Veranstaltung „Bierflut", die am 19.07.2014 stattfinden soll, aufmerksam geworden.
Nach derzeitigem Stand haben bereits mehr als 6000 Personen ihre Teilnahmebereitschaft auf der Veranstaltungsseite bekundet.
Eine Veranstaltung dieser Größenordnung kann erfahrungsgemäß nicht ohne ein Mindestmaß an Regelungen und Vorbereitungen auskommen.
Ich möchte Sie – als Veranstalter - daher bitten, die Veranstaltung in Kooperation mit der Stadt Braunschweig abzustimmen.
Hierzu ergeben sich unsererseits zunächst folgende Fragen:
1. Sie haben als Startpunkt den Bürgerpark angegeben. Welche Strecke der Oker soll anschließend befahren werden und wo soll die Veranstaltung enden? Liegen Wehre auf der geplanten Strecke? Gibt es ausreichend sichere Ein- und Ausstiegsstellen, um den Bereich der Wehre großräumig zu meiden?
2. Welche Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten haben sie geplant? Befinden sich diese in öffentlicher Hand oder wurden bereits Absprachen mit Privatpersonen, deren Stege ebenfalls genutzt werden sollen, getroffen?
3. Wo sollen die Teilnehmer der Veranstaltung parken? Wie ist die Müllentsorgung und die Verrichtung der Notdurft (z. Bsp. Aufstellung von Mobiltoiletten) organsiert?
4. Gibt es ein Sicherheitskonzept? Welche Maßnahmen sind angedacht, um potentiellen Gefahren entgegenzutreten ? (z. Bsp.: Rettung von Personen aus dem Wasser, Versorgung und Transport von Verletzten etc.)
Ich möchte Sie bitten, bis zum 30.06.2014 zu den oben genannten Fragen Stellung zu beziehen.
Weiterhin weise ich vorsorglich darauf hin, dass Sie als Veranstalter für anfallende Kosten haftbar gemacht werden können.
Mit freundlichen Grüßen
i.A.
(NAME VON DER REDAKTION ENTFERNT)
Stadt Braunschweig
Fachbereich Bürgerservice // Öffentliche Sicherheit // Ordnungs- und Gewerbeangelegenheiten
Antwort der BierFlut-Initiatoren an die Stadt Braunschweig vom 27. Juni
Hallo Herr XXX,
wir freuen uns sehr, von Ihnen zu hören und sind sehr begeistert, dass die Stadt diese Veranstaltung nicht von vornerein verbietet. Auch wir haben uns schon einige Gedanken zu den von Ihnen gestellten Fragen gemacht und beantworten diese gerne.
Weiterhin wollen wir darauf hinweisen, dass es sehr in unserem Interesse liegt, die Stadt Braunschweig positiv darzustellen und wir keinesfalls negative Randerscheinungen bei dieser Veranstaltung wünschen.
Auch die überregionalen Medien (Fernsehen) haben bereits Kontakt aufgenommen. Vielleicht liegt hier eine Chance und das Potenzial, die positive Außendarstellung Braunschweigs weiterhin populär zu machen.
Nun zu den gestellten Fragen:
1. Sie haben als Startpunkt den Bürgerpark angegeben. Welche Strecke der Oker soll anschließend befahren werden und wo soll die Veranstaltung enden? Liegen Wehre auf der geplanten Strecke? Gibt es ausreichend sichere Ein- und Ausstiegsstellen, um den Bereich der Wehre großräumig zu meiden?
Angedacht ist die Oker im Bereich von der Volkswagenhalle (ab der Brücke) bis zur letzten Brücke vor der Okercabana zu nutzen. Hier liegt kein Wehr und die Einstiegsstellen in diesem Bereich sind flach. Es liegt also kein großer Abhang auf der Strecke, wie in anderen Bereichen der Oker.
Das Fahren in eine Richtung (wie es in Finnland der Fall ist) ist nicht geplant. Die Boote sollen alle auf der Stelle (bzw. in einem kleinen Radius) treiben.
2. Welche Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten haben sie geplant? Befinden sich diese in öffentlicher Hand oder wurden bereits Absprachen mit Privatpersonen, deren Stege ebenfalls genutzt werden sollen, getroffen?
Als Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten gibt es ausreichend Stellen, an welchen kein Gewächs oder ähnliches wächst. Diese können die Teilnehmer sicher nutzen. Auch private Anleger oder Stege sind hier nicht vorzufinden, weshalb hier keine Absprachen o.ä. getroffen werden mussten.
3. Wo sollen die Teilnehmer der Veranstaltung parken? Wie ist die Müllentsorgung und die Verrichtung der Notdurft (z. Bsp. Aufstellung von Mobiltoiletten) organsiert?
Für die mit dem Auto anreisenden Besucher werden wir zeitnah noch das Parkhaus Wallstraße und das Parkhaus am Eiermarkt bekannt geben. Von hier aus ist es nur ein kurzer Weg zum Veranstaltungsort. Für anders Anreisende wird der Fahrplan der BSVAG mit entsprechenden Haltestellen ausgeschrieben.
Für die Verrichtung der Notdurft haben wir leider keine Vorkehrungen treffen können. Dies liegt am finanziellen Aufwand, den es mit sich bringen würde. Hier wäre es toll, wenn Sie als Stadt einen Beitrag leisten würden. Es wäre wirklich toll, wenn auch die Stadt diese Veranstaltung unterstützen würde.
Für die Müllentsorgung haben wir bereits mehrere Aufrufe gestartet, dass jeder seinen "Dreck" auch wieder mitnimmt. Eine weitere virale Maßnahme hierzu ist bereits in Arbeit, da es uns sehr am Herzen liegt, die Stadt sauber zu halten.
4. Gibt es ein Sicherheitskonzept? Welche Maßnahmen sind angedacht, um potentiellen Gefahren entgegenzutreten ? (z. Bsp.: Rettung von Personen aus dem Wasser, Versorgung und Transport von Verletzten etc.)
Auch hier haben wir uns schon Gedanken gemacht. Es sollen im Vorfeld verschiedene Rettungsleitstellen über die Veranstaltung informiert werden. Ziel ist es, dass hierdurch Rettungskräfte und -Wagen bereitstehen. Wenn Sie in diesem Punkt Unterstützung anbieten wollen, würden wir diese gerne annehmen. Wenn nicht, informieren wir die Rettungskräfte wie bereits beschrieben.
Auch die Polizei wird selbstverständlich über unser Vorhaben informiert und sicherlich vor Ort sein.
Wie Sie wahrscheinlich bereits wahrgenommen haben, wird diese Veranstaltung anonym organisiert. Es gibt also keinen offiziellen Veranstalter. Gerne würden wir es anders handhaben, dies wäre und ist aber aufgrund unterschiedlichster Faktoren leider nicht möglich. Wir hoffen inständig, dass Sie uns nicht als anarchistisch motivierte Gruppe sehen! Vielmehr möchten wir eine tolle Veranstaltung nach Braunschweig holen, um hier mit Gleichgesinnten einen tollen Tag zu verbringen. Dies kann für die Stadt eine riesige Chance sein, ihr Image und auch das Ansehen der regionalen Unternehmen extrem positiv darzustellen.
Nehmen Sie einmal an, die Veranstaltung läuft wie geplant überaus erfolgreich und deutschlandweit findet eine gute Berichterstattung darüber statt. Dann wäre es doch die Möglichkeit, als Vorreiter zu agieren und zu zeigen, dass man gewollt ist, etwas Schönes auszurichten.
Deshalb bitten wir Sie wirklich ernsthaft darum zu zeigen, dass ein Umdenken stattgefunden hat und ein "miteinander" statt aneinander vorbei zu "arbeiten" möglich ist und gelebt wird.
Wie bereits erwähnt werden Fernsehteams vor Ort sein, bei denen es doch toll wäre, wenn auch Sie (bzw. ein anderer Offizieller der Stadt) zur Bierflut Stellung bezieht.
Wir hoffen natürlich, dass keine weiteren Kosten für Müllbeseitigung o.ä. entstehen. Wir wollen offen mit Ihnen reden. Für diesen Fall haben wir bewusst die Anonymität gewählt, werden aber wie erwähnt jede Möglichkeit nutzen, es gar nicht erst dazu kommen zu lassen, dass jemand für etwas haftbar gemacht wird.
Es ist wirklich toll, dass Sie auf uns zu kommen. Wir sind an einer Kooperation sehr interessiert und auch offen für alle Vorschläge Ihrerseits. Sollten Sie also noch weitere Ideen haben, diese Veranstaltung und ihren Ablauf zu optimieren, sind wir aufgeschlossen und willig.
Auch das Thema Musiklautstärke und -Dauer liegt uns sehr am Herzen, weshalb wir hoffen, zeitnah von Ihnen hören.
In diesem Sinne wünschen wir einen schönen Abend und verbleiben mit freundlichen Grüßen.
Antwort der Stadt Braunschweig vom 2. Juli:
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bedanke mich für Ihre Antwort, die ich den beteiligten Behörden innerhalb der Stadtverwaltung sowie der Polizei zugeleitet habe.
Daraus ergeben sich weitere Fragen, die wir mit Ihnen in einem Kooperationsgespräch klären wollen.
Dabei sollen neben Fragen zur Sicherheit der Veranstaltungsteilnehmer, auch Fragen bezüglich der anfallenden Kosten sowie zur Entsorgung der Abfälle im Mittelpunkt stehen.
Vorsorglich weise ich darauf hin, dass die Veranstaltung ohne ein solches Gespräch, bei der die Fragen geklärt werden, nicht stattfinden kann und gegebenenfalls durch die Stadt untersagt werden müsste.
Ich lade sie daher zu einem gemeinsamen Gespräch, am kommenden Montag, den 07.07.2014 ein.
Das Gespräch findet um 14:30 Uhr im Gebäude des Fachbereiches Bürgerservice, Öffentliche Sicherheit in der Richard-Wagner-Straße 1-2, Raum 1.33 statt.
Bei dem Gespräch werden neben Vertretern der Verwaltung, auch Vertreter der Polizei und der Feuerwehr anwesend sein.
Mit freundlichen Grüßen
i.A.
XXX
Stadt Braunschweig // Fachbereich Bürgerservice // Öffentliche Sicherheit // Ordnungs- und Gewerbeangelegenheiten
Trailer der BierFlut bei Youtube
Kommentare
0 #1 Dirk 2014-07-20 13:31
Mich interessiert die rechtliche Grundlage der Allgemeinverfüg ung. Mit dem Leben tausender (!) Jugendlicher hätte sich auch einiges mehr auffahren lassen können: Komplettes Ausgangsverbot für ganz Braunschweig, Verhängung von Notstandsgesetz en, Abschaltung des Telefonnetzes zur Konspirationsab wehr, Schutzhaft aller Jugendlicher im Stadion, Einsatz der Bundeswehr - mit etwas mehr Hingabe und einer Spur mehr Wahnsinn hätte man daraus den größten Polizeieinsatz der Geschichte machen können. Der Veranstalter wird dann mit der NSA gesucht und bekommt die Rechnung über 35 Millionen Euro ...