Respekt und Toleranz - Auszubildende in der Gedenkstätte
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- Veröffentlicht: Donnerstag, 12. Juni 2014 21:36
- Geschrieben von Arnulf Heinemann und Simona Häring
Respekt und Toleranz – Auszubildende aus Salzgitter zu Gast in der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel
Ehemalige Hinrichtungsstätte in der JVA Wolfenbüttel
Ein Bericht von Arnulf Heinemann und Simona Häring
Das Thema „Respekt und Toleranz“ ist Teil des Ausbildungsprogramms von MAN. Unter diesem Aspekt besuchten 21 Auszubildende der MAN Truck & Bus AG, Werk Salzgitter, erneut die Gedenkstätte in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Wolfenbüttel. Im damaligen Strafgefängnis war 1937 eine von zwei zentralen Hinrichtungsstätten für Norddeutschland errichtet worden. Die Gedenkstätte dokumentiert mit zwei Dauerausstellungen die Entwicklung der Justiz und des Strafvollzuges im nationalsozialistischen Deutschland.
Zu Beginn des Workshops beschäftigten sich die Auszubildenden mit den Schicksalen verschiedener Jugendlicher. Zum Beispiel mit dem des 17jährigen Italieners Francesco Paolin, der in den Reichswerken Hermann Göring in Salzgitter (heute Salzgitter AG) gearbeitet hat. Er begann verschiedene kleinere Diebstähle. Obwohl er nicht vorbestraft war und zudem noch nicht volljährig war, hatte das Sondergericht Braunschweig „das Vorliegen eines besonders schweren Falles bejaht“. Franzesco Paolin wurde zum Tode verurteilt und in Wolfenbüttel hingerichtet.
Die Auszubildenden gingen der Frage nach, inwieweit es Alternativen zur Verhängung von Todesstrafengegeben hat. Mussten Richter und Staatsanwälte zwangsläufig so harte Strafen verhängen oder gab es Ermessensspielräume? Die jungen Erwachsenen erfuhren, dass auch NS-Zeit die Höhe der Strafe oft in der Entscheidung des jeweiligen Gerichtes lag.
Ausstellung in der ehemaligen Hinrichtungsstätte
Deutlich wurde, dass im Nationalsozialismus die Werte Respekt und Toleranz insbesondere gegenüber Minderheiten kaum vorhanden waren.
Am Nachmittag erhielten die Auszubildenden zusätzlich viele Informationen über den aktuellen Strafvollzug. Martin Berger, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der JVA Wolfenbüttel, referierte über die Unterbringung der Gefangenen, deren Arbeitsmöglichkeiten sowie die Ausbildungs- und Freizeitangebote.
Die Auseinandersetzung mit dem – in der Vergangenheit – geschehenem Unrecht, die eindringliche Wirkung des authentischen Ortes und zugleich die Präsenz eines „voll funktionierenden“ Gefängnisses löste viele Fragen aus und regte zum Nachdenken an.
Die Kooperation zwischen der MAN Bus & Truck AG, Berufsausbildung Salzgitter, und der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel wird noch in diesem Jahr fortgesetzt. Ein weiterer Termin ist für den 4. Dezember 2014 geplant.