Zwei neue Bücher: Axel Klingenberg und Till Burgwächter
- Details
- Veröffentlicht: Samstag, 14. April 2012 11:37
- Geschrieben von Matthias Bosenick
Axel Klingenberg – Keine Zukunft für immer – Verlag Andreas Reiffer 2012
Till Burgwächter – Väter, Völker und Vandalen – Verlag Andreas Reiffer 2012
Im handlichen Taschenformat bringt Andreas Reiffer je ein neues Buch von zwei Braunschweiger Autoren mit Titelbildern von Patrick Schmitz unters Volk. Till Burgwächter und Axel Klingenberg bilden zwei Drittel des Metal-Lesetrios „Read 'em All“, aber nur eines der Bücher befasst sich mit Musik, nämlich Klingenbergs „Keine Zukunft für immer – Das Punk-Lexikon“. „Lexikon“ trifft es gottlob nicht so ganz – das einzige, was an dem Büchlein wirklich an ein Lexikon erinnert, ist die nach Buchstaben sortierte Anordnung der Themen. Um Vollständigkeit ist Klingenberg gar nicht bemüht – wer etwa seine Lieblingsband sucht, die er 1978 bei einem Trip nach Südlondon liebenlernte, wird vermutlich enttäuscht. Klingenbergs Anliegen ist es vielmehr, seine eigene Erfahrung mit Punk in eine Form zu bringen. Löblich dabei ist, dass Klingenberg nicht verherrlicht und beschönt, wenn er in Erinnerungen und Betrachtungen schwelgt. Dabei schreibt er, wie er liest: Mit zurückhaltender Ironie und einem nur schwer versteckten Grinsen. Klingenbergs Witz ist beiläufig, aber treffgenau. Wenn der Familienvater über die spießige Anti-Spießer-Haltung, Spuck-Attacken, Hausbesetzer oder Kommerz spottet, greift er überzeugte „Punker“, wie er sie nennt, zwar an, nimmt ihnen aber mit der Tatsache den Wind aus den Segeln, dass er viele seiner Lexikoneinträge selbst erlebt hat, also weiß, wovon er spricht. Diverse Bandhistorien runden das Paket ab. So ist „Keine Zukunft für immer“ naturgemäß unvollständig, vom Themenspektrum aber umfassend und in Summe informativ und unterhaltsam, also empfehlenswertes Lesevergnügen.
Till Burgwächters „Väter, Völker und Vandalen – Ein Parforce-Ritt durch die Geschichte der beliebtesten Volksstämme“ ist dies auch, verfolgt aber einen völlig anderen Ansatz. Der Unterschied liegt nicht allein darin, dass Burgwächter seine Einträge nicht alphabetisch sortiert hat. Vordergründig sucht sich Burgwächter Volksstämme der Weltgeschichte heraus, erzählt deren Geschichte anhand von Wikipediaeinträgen mit seinen eigenen, gewohnt schnoddrigen Worten nach und lästert, was das Zeug hält. Ihm gelingt es dabei sogar, nachvollziehbare Zusammenhänge herzustellen und damit zu informieren. Auf den zweiten Blick ist sein Buch zudem mitnichten so politisch unkorrekt und latent rassistisch, wie es beim groben Blättern den Anschein haben mag: Burgwächter stellt nämlich alljene Machthaber bloß, die mit ihrem Machtbestreben andere unterdrücken, töten und schädigen. Damit stellt er einen deutlichen Bezug zu heute her, oder vielmehr: Er überlässt es dem Leser, Parallelen zu etwa Politikern, Wirtschaftsbossen oder sonstigen Egozentrikern herzustellen. Burgwächters bisweilen flapsige Wortwahl passt da nur zu gut. In beiden Fällen kann man sich prächtig vorstellen, wie die Texte klingen, wenn ihre Autoren sie vorlesen, und dass man dann als Zuhörer jede Menge Spaß hat.