Stimmen der UNvernunft – Elisabeth Braw ( IX )
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- Veröffentlicht: Mittwoch, 02. Mai 2018 10:12
- Geschrieben von Andreas Matthies
„DER MODERNE KRIEG: Wir müssen vorbereitet sein“. (FAZ.net 23.04.2018 )
Elisabeth Braw packt den Stier bei den Hörnern: Den „Luxus der nahezu vollständigen Sicherheit, an die wir uns in den letzten 25 Jahren gewöhnt haben, können wir uns nicht mehr leisten“. Die Sicherheitslage verschlechtere sich, Deutschland könnte „durch einen russischen Raketenangriff oder Hacks von Kraftwerken zum Stillstand gebracht werden“. Und: „Manchen ist die sich stets verschlechternde Sicherheitslage unheimlich.“ Und die „Bedrohungen richten sich immer mehr gegen die Zivilgesellschaft“. Der erschreckte Leser wird zwischendurch immer wieder beruhigt: die „Wahrscheinlichkeit eines Angriffs sei gering“, es gehe ja nur darum, eine gewisse „nationale Resilienz“ herzustellen.
„Eine resiliente Gesellschaft versteht, dass schlimme Dinge geschehen können“.
Resilienz heißt soviel wie psychische Widerstandkraft. Sehr klar formuliert Braw den Zweck des Ganzen: „… Verteidigung bedeutet nicht nur Panzer und Kampfflugzeuge, sondern fordert eben auch Bürger, die genügend Wasser und Thunfisch in Dosen zu Hause haben.“ Zustimmend zitiert sie einen schwedischen Verteidigungsexperten: „Alle - sogar Schulen und Kitas - sind Teil der Verteidigung.“ Es geht also darum, das eigene Land kriegsfähig zu machen, nicht nur Deutschland oder Schweden, sondern alle Mitgliedsstaaten der NATO, wie Generalsekretär Stoltenberg fordert.
Die Älteren erinnern sich: das gab es schon einmal, es hieß „Zivilschutz“ und wurde mit der Auflösung des Ost-West-Konfliktes abgeschafft. Allerdings war schon davor seit vielen Jahren den meisten klar, dass man sich vor ABC-Waffen nicht schützen kann und dass es daher nur einen Zivilschutz geben kann, nämlich alles zu tun, um jede Art von Krieg zu verhindern.
Leider sind es gerade Organisationen wie der amerikanische „Atlantic Council“, dem Braw als „Senior Fellow“ angehört, die auf der Seite derer stehen, die eher die Eskalation vorantreiben und das Russland – Feindbild immer greller ausmalen.
Aus dieser Sicht erscheint es als sehr sinnvoll, der eigenen Gesellschaft zumindest „ein Gefühl der Sicherheit“ zu geben, wie der schon erwähnte Experte meint. Denn andernfalls droht die eigene Bevölkerung nicht mehr mitzuspielen, sobald sie wirklich einen Krieg befürchtet.
„Eine resiliente Gesellschaft darf .. zu keiner militaristischen Gesellschaft werden“
Wenn Braw von sich weist, die Gesellschaft militarisieren zu wollen, erinnert das stark an die vielfachen Beteuerungen etwa des NATO-Generalsekretärs, man wolle keinesfalls einen neuen kalten Krieg, die in der Regel mit einem weiteren Schritt der Eskalation oder übertriebenen Diffamierung Russlands verbunden sind. Immerhin sieht Braw es als vorbildlich an, dass in Dänemark „Tausende von Bürgern bereit stehen, um .. Brücken, Kraftwerke und andere Infrastruktur zu bewachen“. Sie würden sich „im Falle eines bewaffneten Konflikts auch um die Sicherheit des Landes kümmern, denn die aktiven Streitkräfte wären im Rahmen der NATO-Bündnisverteidigung außer Landes gebunden.“ Der Kommandant der Organi- sation gehört zum Militär und ist General.
FAZ.net: den Artikel doch lieber zurückgezogen?
Faz.net hat den Artikel am 23. April um 16:04 ins Netz gestellt, einen Tag später ist er dort nicht mehr zu finden Warum? Weil man diejenigen, die vor Eskalation und Krieg warnen, gern als „hysterisch“ abtun möchte, was man nach diesem Artikel kaum glaubhaft tun kann? Oder einfach, weil der Artikel „zur Unzeit“ kam? Bisher gab es keine Erklärung dazu. Durch kurzes Googlen lässt er sich aber rasch finden (siehe Überschrift).