DAS Duell Merbrück vs. Steinkel: Koalitionsfähige Sprechblasen

Quelle: Foto vom Fernseher

15 Millionen Menschen sollen sich das von den Medien inszenierte sog. Duell im Fernsehen angehört haben. Gab es einen Sieger oder eine Siegerin bei diesem unpolitischen Spektakel? Wohl kaum, sondern eher eine Niederlage ernsthafter Politik, Politikvermittlung und politischer Zukunftsorientierung. Allein dieser ins sportliche gehende Vergleich ist bescheuert. Glaubt denn jemand im Ernst, dass dieses unernste Politspektakel auch nur einen Bürger oder eine Bürgerin zur Wahlurne treibt oder Unentschiedenen eine politsche Entscheidungshilfe ist? Menschen, die nicht wählen gehen haben ihre Gründe und diese Light-Show mit komplexer Thematik ist einer der Gründe. Politisch Desinteressierte werden entweder den "On"- Knopf nicht betätigt oder sich bestätigt gefühlt haben nicht zur Urne zu gehen. Die Gefühle sollen entscheiden - und die entscheiden hauptsächlich. Nur deshalb der ganze Medienklamauk in den Stefan Raab gut reinpasste.

 

Die Fragesteller und Fragestellerinnen wurden ihrer Aufgabe nicht gerecht. Wie auch, sie sind doch Teil des Medien-Polit-Systems. Die hätten es in der Hand gehabt, Fragen nach der Zukunft der Wachstumsgesellschaft zu stellen, wie wir unsere Demokratie aus der Finanzwelt zurück bekommen und wie wir uns politisch, kulturell und ökonomisch vorbereiten auf eine Postwachstumsgesellschaft - in Freiheit. Aber das steht auch nicht in den Parteiprogrammen, weil es anscheinend nicht wichtig ist und man damit außerdem keine Wahlen gewinnen kann. Aber warum soll ich dann politischen Stillstand wählen, wenn elementare Zukunftsfragen nicht auf der politischen Agenda stehen, sondern immer noch auf den Tagesordnungen von Akademien und Enquet-Kommissionen?

Diese Polit-Late-Night-Show setzt auf das "Weiter So" mit "Brot und Spiele". Zitat aus Wikipedia: " Der Ausdruck bezeichnet auch heute noch die Strategie politischer (oder industrieller) Machthaber, das Volk mit Wahlgeschenken und eindrucksvoll inszenierten Großereignissen von wirtschaftlichen oder politischen Problemen abzulenken. Dies kritisiert aber gleichzeitig auch eine abgestumpfte Gesellschaft, deren Interesse über elementare Bedürfnisse und „niedere Gelüste“ nicht hinausgeht. Eine moderne Abwandlung des Ausdrucks kam in Deutschland durch einen Postkartenentwurf von Wolfgang Flatz in Umlauf: „Fressen, ficken, fernsehen“.

Es ist nicht erkennbar, warum sich viele Menschen plötzlich am Wahltag ernsthaft mit Politik befassen und sich für eine Partei entscheiden sollten. Kennen sie sonst als hoch gelobter und möglichst unkritischer Verbraucher doch nur die Entscheidung zwischen Shoppen und digitalem Geplappere auf der Straße. Politkritische Büger sind den Politikern doch ein Graus, wenn sie sich politisch einmischen. Aber zur Wahl sollten sie bitte gehen und sonst alles den Politprofis überlassen. Wie wenig ernsthaft es den politischen Jammerern über die niedrige Wahlbeteiligung ist, kann man auch an diesem Werbespot sehen, bei dem man zuvor den kommerziellen Werbespot (25 sec) ertragen muss.

Vor wenigen Tagen stellte ich ein Essey vom prominentesten Nichtwähler Harald Welzer in den Braunschweig-Spiegel (Der verfehmte Nichtwähler: Alles geht, wenn es auf nichts ankommt). Darin beschrieb er, warum er erstmalig nicht wählen geht. Trotzdem, der Soziologe Welzer ist ein hoch politischer Kopf. Das interessierte die TAZ, die ihn interviewte. Lesen Sie hier: "Verdammt noch mal, können wir mal über andere Fragen diskutieren?"