"Water Makes Money" schreibt Geschichte

Sehr verehrte PrivatisierungsgegnerInnen und Interessierte an der Bewahrung unserer Lebens-Ressource Wasser,

der Film "Water Makes Money" hat Geschichte geschrieben. Eineinhalb Jahre nach der überwältigenden Premiere in 150 Städten Europas äußerte sich bezeichnenderweise der Pressechef von Veolia Deutschland, Matthias Kolbeck wie folgt:

Leider richte sich Veolias Klage gegen den Film nicht auch gegen die deutschen Macher. Nachdem ein französisches Rechtshilfeersuchen von den deutschen Behörden abgelehnt wurde, habe der französische Mutterkonzern die deutsche Veolia-Tochter aufgefordert, Leslie Franke und Herdolor Lorenz nach deutschem Recht zu verklagen. Veolia Deutschland habe dies Ansinnen aber nach reiflicher Überlegung abgelehnt mit der Begründung: Water Makes Money und die französische Klage gegen den Film habe dem Konzern bereits derart geschadet, sodass eine deutsche Klage diesen Schaden nur noch erhöhen könne.

Ist das nicht ein wunderbares Kompliment?! Nicht freiwillig hat der mächtige Konzern auf eine Klage in Deutschland verzichtet. Es scheint, die Angst vor der großen Öffentlichkeit hat Veolia eines besseren belehrt!

Bis heute haben fast 1,5 Millionen Menschen den Film gesehen. Diese Macht der Öffentlichkeit ist auch ein großes Kompliment an die vielen hundert engagierten Menschen, aktiven Gruppen und Bürgerinitiativen, die gegen die privaten Interessen der Wasserkonzerne kämpfen und Water Makes Money zu ihrem Werkzeug gemacht haben. Ein kleiner Sieg der Zivilgesellschaft.

Der Wermutstropfen: Die Klage bleibt noch anhängig ist nun ausgerechnet allein gegen Jean-Luc Touly und den französischen Filmvertrieb gerichtet, der den Film mit Sicherheit NICHT zu verantworten hat. Zwar pfeifen es die französischen Spatzen von den Dächern: Veolia wird es kaum nicht wagen, vor der Präsidentenwahl den mit dem Konzern eng verbundenen Sarkozy mit einem unpopulären Prozess zu beschädigen. Aber wir und Sie alle: Wir müssen wachsam bleiben und dann, wenn es zum Strafprozess kommt, die Öffentlichkeit herstellen, die dann auch unsere französischen Freunde vor Justizwillkür schützt. Noch immer werden ja die im Film dargestellten Fakten nicht bestritten. Nur "Korruption" soll man es nicht nennen dürfen!

Seit Water Makes Money in 2008 begann, über die lukrative Ausbeutung der Lebensressource "Wasser" mittels PPP aufzuklären, ist der Aktienwert von Veolia auf 13,28% (von 64,55 auf 8,57) gefallen und der Weltkonzern in eine schwere Krise geraten!

Sicher ist das nicht vor allem der Verdienst des Filmes. Aber nehmen wir nur das Beispiel Italien. Bei der Vorbereitung des nationalen Volksbegehrens gegen die Privatisierung der Wasserversorgung wurde eine italienische Fassung des Films landauf landab mehrere 100 male öffentlich vorgeführt (Diese Karte zeigt nur die lizenzierten Aufführungen. (Auf ein lizenziertes Screening kamen mindestens 10 weitere nicht lizenzierte) Noch nie war in Italien ein nationales Referendum erfolgreich, da mindestens 50% der Wahlbürger mit "Ja" stimmen müssen - und das bei der erdrückenden Medienmacht Berlusconis! Das Volksbegehren war erfolgreich - und in Italien nannten dies viele eine "Kulturrevolution". Jetzt muss Veolia Aqua sich ganz aus Italien zurückziehen! Welch Niederlage für den erfolgsgewohnten Weltkonzern. Mittlerweile muss sich das Unternehmen unter dem Druck der Aktionäre sogar aus 40 von 77 Länder zurückziehen, in denen der Konzern bisher präsent war!

In Deutschland bleibt Veolia noch präsent. Dafür zieht sich sein Zwillingskonzern Suez komplett aus Deutschland zurück: Über Nacht verkauft Suez die Wasser- und Abwasserversorgung in Rostock, Schwerin, Goslar, Halle, Leuna, Saale-Unstrut und Rheingau an den deutschen Globalplayer Remondis. Den Bürgermeistern wird es in den Ohren klingeln. Was hat Suez und auch Veolia doch in der letzten Zeit über Nachhaltigkeit, starke und zuverlässige Partner schwadroniert. Und über Nacht ist dann plötzlich der "starke Partner" verschwunden, die Versprechen vergessen, und die Bürgermeister dürfen nicht im mindesten mitreden, im besten Fall werden sie nachträglich informiert, in wessen Hände die Wasserversorgung ihrer Bürger nun gerät. Ein Lehrstück an Verlässlichkeit, das Suez in Deutschland und Veolia in 40 Ländern der Erde gerade bietet!

Kein Wunder! Der Gedanke der Rekommunalisierung der Wasserversorgung wird allerorten mächtiger, und überall hilft "Water Makes Money" mit : Zeigt der Film noch die zentrale Figur der strukturellen Korruption in der Ile-de-France André Santini in der Funktion des Vorsitzenden des Wassereinzuggebiets Seine-Normandie, so haben sich die Kräfteverhältnisse mittlerweile derart verschoben, dass Anne le Strat, die Vorkämpferin des kommunalen Wassers, Santini aus dem Amt drängen konnte und nun selbst die Vorsitzende ist. Oder Berlin. Auch hier konnte der Film in zahllosen Veranstaltungen helfen, dass das Volksbegehren zur Aufdeckung der geheimen Verträge bei der Privatisierung der Berliner Wasserbetriebe erfolgreich war. Obwohl alle Parteien außer Teilen der Grünen gegen das Volksbegehren auftraten!

Mittlerweile gibt es Water Makes Money in sechs Sprachversionen (französisch, deutsch, englisch, spanisch, italienisch und portugiesisch) Noch immer gibt es jede Woche irgendwo in der Welt mindestens ein Aufführung.

Inzwischen haben wir einen Online - Shop eingerichtet, der die Verschickung der Filmkopien erheblich vereinfacht. Dort finden Sie u.a. auch andere Filme, die wir in den letzten Jahren produziert haben. http://shop.kernfilm.de/

Schließlich möchten wir auf zwei wichtige Aktionen der PPPgegner aufmerksam machen, die wir unterstützen:

- Gemeingut in BürgerInnenhand (GiB) und die attac AG Privatisierung starten einen Aufruf zum Thema: PPP ade. 12 Jahre sind genug!

Als erster Warnschuss an die Regierung und die PPP-Lobby steht ein offener Brief an Finanzminister Schäuble. Bis zum 31.3.2012 soll der Aufruf von möglichst vielen Menschen unterschrieben werden. www.gemeingut.org/aufruf .

- Mitte März findet in Marseille die weltweit größte PublicPrivatePartnership Propagandashow und Lobbyveranstaltung zum Thema Wasser statt - das Weltwasserforum. Gleichzeitig treffen sich in Marseille die Privatisierungsgegner aus der ganzen Welt vom 14. bis 17. März 2012 im Rahmen des Alternativen Weltwasserforums FAME. www.fame2012.org Hier wird der Ort sein, an dem aufgeklärt, vernetzt, Allgemeingut orientierte Lösungen einer gerechten Ressourcenverteilung diskutiert werden. http://www.fame2012.org/en/join-us/donate/

 


Kommentare   
 
0 #1 Matthias Kolbeck 2012-02-28 10:55
Schöne Geschichte - aber sie stimmt nicht. Mehr Informationen: http://bit.ly/wScmiU