Kluge-Köpfe-Dialog Meine Stadt - Mein Viertel: Stadt (neu) denken

Was wünschen sich junge Menschen für ihr Viertel und welche Möglichkeiten gibt es, diese Ideen umzusetzen? Welche Angebote zur Identifikation bietet die Stadt Braunschweig und welche Rolle spielt Subkultur dabei? Diese und weitere Fragen wurden am 14. Mai 2013 im Rahmen des dritten Kluge Köpfe-Dialoges in Braunschweig diskutiert. Ab 19 Uhr standen vier Experten/innen zum Thema Stadtplanung und –entwicklung dem Publikum in der DRK-KaufBar Rede und Antwort.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der Experten/innen, war es an den Interessenten in der gut besuchten DRK-KaufBar die Impulse für die Diskussionsrunde zu geben. Eine Frage, die gleich zu Beginn aufkam, war jene nach den Möglichkeiten potentielle Ideen zur Gestaltung von leer stehenden Gebäuden oder Flächen umzusetzen. Jürgen Wolff, Vorstandsvorsitzender des Friedrich-Wilhelm Viertel e.V. machte darauf aufmerksam, dass es an ernst gemeinten Nutzungsideen mangelt. „Wir haben in Braunschweig unheimlich viel Leerstand, aber es ist schwierig die Immobilien an junge kreative Leute zu bringen.“ Das Hauptproblem sei dabei, so Wolff weiter, dass die Leute die Gebäude nur zu Zwischenmiete nutzen möchten und nicht langfristig planen“. Ulrike Hatzer, freie Regisseurin und Theaterpädagogin, teilte die Meinung, dass der Zugriff auf Immobilien heutzutage sehr schwer ist. „ Man kann ja nicht einmal mehr ein Plakat irgendwo anbringen, da eine Wand immer irgendjemandem gehört. Häufig kennt man die Eigentümer auch gar nicht mehr. Viele Gebäude werden nur noch von Immobilienfonds verwaltet. Die sitzen unerreichbar in Berlin, Dublin oder sonst wo“, merkte Hatzer die Situation überspitzend an. Ihrer Meinung nach braucht man aber gar nicht unbedingt immer einen bereits bestehenden, festen Ort, sondern lediglich den Freiraum sich zu bewegen. „Hier fehlt es allerdings an Möglichkeiten, öffentlicher Raum ist zu schnell reglementiert“, so Hatzer. Das wichtigste sei jedoch Partner für seine Ideen zu finden. Auch Prof. Reiner Schmidt vom campus.office der Hochschule Anhalt, gab Interessenten den Tipp, „in der Community in der man was machen will aktiv zu werden.“ Man müsse die Sache Schritt für Schritt angehen und sich Verbündete suchen oder über Kontakte arbeiten, so Schmidt.


Akteure aus dem Bereich Stadtentwicklung beim dritten Kluge Köpfe-Dialog (v.l.n.r.):

Ulrike Hatzer, Reiner Schmidt, Susanne Grimm, Jürgen Wolff und Moderator Falk-Martin Drescher

Einen etwas anderen Ansatz beschrieb Susanne Grimm von der Abteilung für Stadtplanung bei der Stadt Braunschweig. Am Beispiel des Schlossbrunnens in Braunschweig machte Sie darauf aufmerksam, dass nicht immer ein gezieltes Projekt mit einer bestimmten Idee dahinter notwendig sei, um den Lebensraum Stadt zu bereichern. „Man muss den Stadtraum nur attraktiv gestalten, dann wird er auch angenommen“, erläuterte Grimm.

Neben den Ideen zur Erweiterung des kulturellen/attraktiven Angebots der Stadt stand aber auch Kritik am Status quo auf dem Programm. Im Fokus stand hier die Frage nach bereits bestehenden kulturellen Institutionen in Braunschweig. Aus dem Publikum wurde diesbezüglich angemerkt, dass sich das Image von Braunschweig seit Jahrzehnten nicht geändert habe. „Im Gegensatz zu einigen Großstädten ist die Stadtteildynamik in Braunschweig nicht sehr ausgeprägt, weshalb die Stadt eher statisch wirkt“. Als negative Folge der fehlenden Kultur wurde weiterhin die mangelnde Möglichkeit genannt sich mit der Stadt identifizieren zu können. „Kultstatus hat hier lediglich der Fußball in Form der Braunschweiger Eintracht.“ Auch Hatzer stellte die Vorteile kultureller oder subkultureller Institutionen einer Stadt heraus. „Ich sehe Subkultur als Möglichkeit in einer Stadt anzukommen. Gerade für Leute, die neu in eine Stadt kommen, bietet sie die Möglichkeit sich schneller zu Recht zu finden“, so die Regisseurin. Gleichzeitig verdeutlichte sie, dass Kultur oder Subkultur jeglicher Art nicht verortet werden kann, sondern sich entwickeln muss. Trotzdem könne man auch in diesem Bereich nicht nur untätig zuschauen. So wiesen sowohl Schmidt als auch Grimm darauf hin, dass im Bereich des Kulturmarketings deutlich mehr getan werden müsse. „Wir brauchen mehr Personal im kulturellen Segment, nur dann kann sich in diesem Bereich auch entscheidend etwas ändern“, stellte Schmidt fest.

Angeregte Diskussion in Kleingruppen

Nach gut zwei Stunden endete der dritte Kluge Köpfe-Dialog, der für alle Seiten viele neue Ideen und Impulse hervorbrachte. In einer angeregten Diskussion wurden Interessen ausgetauscht, Perspektiven erläutert und neue Kontakte geknüpft.

Weitere Informationen: www.kluge-koepfe.org

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