Katzen: Kastrieren von Freigängern

Von netten Leuten aus Braunschweig, die seinerzeit ein Kätzchen von uns adoptiert haben, hat uns der Bericht von Frau Beate Gries aus Braunschweig, u.a. zur Katzenkastration erreicht. Diesen möchten wir gerne kommentieren.

In Celle Stadt sind wir schon weiter was eine Kastrationsverordnung für Freigängerkatzen/-kater angeht, dort wurde vergangenen Monat eine Kastrations- und Kennzeichnungsverordnung eingerichtet. Was uns in dem Zusammenhang sehr verwundert ist, daß kaum jemand von "Registrierung" spricht. Kein Tierarzt ist verpflichtet, ein gechipptes Tier für den Halter zu registrieren und der Chip selber übernimmt das auch nicht automatisch. Vielmehr muß jeder Halter sich selber drum kümmern und sein Tier z.B. beim Deutschen Haustierregister oder bei Tasso anmelden. Das geht mit wenigen Clicks online und ist kostenlos.


Der Landkreis Celle kommt ebenso langsam in die Strümpfe wie etliche andere Kommunen in unserem Land. Man hat das Gefühl von Schreibtischtätern umgeben zu sein, die nicht sehen wollen, daß es Katzenelend nicht nur in unseren Nachbarländern gibt, sondern auch hier in unserem eigenen Land, direkt vor unseren Haustüren. Die Arbeit die Tierschutzvereine landauf landab tun ist gut, es wird kastriert, was das Zeug hält. Nur leider ist es ein Faß ohne Boden, das auf dem Rücken der Tiere, auf dem Rücken von Katzenfreunden und auf dem Rücken von Tierschutzvereinen ausgetragen wird.

Bedenken Sie einmal die Fortpflanzungsrate. Geht man von einem einzigen Katzenpaar aus und (um einfacher rechnen zu können) einer Wurfstärke von 4 Katzenbabies, wobei die Geschlechteraufteilung (um einfacher rechnen zu können) bei 50:50 liegt. Rechnet man nur mit den weiblichen Tieren weiter, haben wir am Ende des zweiten Jahres 81 weibliche Tiere. Mindestens. Denn nach unseren Erfahrungen fallen mehr Babies und i.d.R. überwiegen die weiblichen Tiere. 81 weibliche Tiere am Ende des zweiten Jahres von ursprünglich nur einer weiblichen Katze. Das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, um das Ausmaß des Katzenelends auch nur erahnen zu können.

 

 

Ein Argument das uns immer wieder vorgehalten wird: wir haben kein Katzenproblem, wo sehr IHR denn so viele Streuner, daß eine KSVO her müsste?? Die Antwort ist ganz einfach: diese Tiere sind scheu. Die Leute die sie füttern bekommen die kompletten Populationen zu sehen und sonst sieht man meist nur vereinzelt Streuner.

Nicht nur, daß diese Katzen oft ein furchtbares Leben führen, sie sind auch zu einem extrem hohen Prozentsatz krank. Ektoparasiten (Flöhe, Haarlinge), Endoparasiten (Würmer), Pilz, Katzenschnupfen, Katzen-Aids, Katzen-Leukämie, Bauchfellentzündungen, um nur einige zu nennen. Unkastrierte Katzen sind relativ standorttreu. Unkastrierte Kater erweitern ihren Radius immens während der Rolligkeit der Katzen, damit sie so viele weibliche Tiere wie möglich "beglücken" können. Kater sind während der Rolligkeit der Katzen extrem aggressiv und so manche kastrierte, behütete Katze (und Kater) kommen ihnen in die Quere und werden verprügelt. Weibliche Tiere können mittlerweile 3x jährlich empfangsbereit sein!

 

Krankheiten werden nicht nur bei Prügeleien übertragen, viele sind auch durch Tröpfchenübertragung von einer Katze zur nächsten gewandert. Pilz und die Katzenkratzkrankheit befallen auch den Menschen.

Nach unseren Nachforschungen haben aktuell Bremen, 1 Kommune in Sachsen, 1 Kommune in Sachsen-Anhalt, 26 Kommunen in Niedersachsen und 45 Kommunen in Nordrhein Westfahlen eine Kastrationsverordnung eingerichtet. Die tatsächliche Anzahl der teilnehmenen Kommunen liegt höher, denn es gibt keine zentrale Stelle an die die Einführung der KSVO gemeldet wird. Wir arbeiten an einer Vervollständigung der Liste.

Wir würden uns wünschen, daß unsere Mitbürger Verständnis zeigen für Streuner. Diese Tiere haben sich ihr Leben auf der Straße nicht ausgesucht. Es handelt sich um Haustiere die nicht unversorgt auf die Straße gehören. Wir wünschen uns eine Zusammenarbeit zwischen Mitbürgern und Katzenschützern um dem Katzenelend tierschutzgerecht entgegen wirken zu können (Futterstellen, Kastrationen) und wir wünschen uns Sponsoren die den Katzenschützern helfen, die teuren Kastrationen zu bezahlen. Viele dieser Katzen benötigen zusätzlich tierärztliche Versorgung wegen ihrer Krankheiten. Und vor allem wünschen wir uns kommunale Politiker die ein Ohr haben für die Nöte in ihrem Umfeld. Kommunale Politiker, die sich nicht mit jedem Thema auskennen können, die sich aber sehr wohl von den Fachleuten vor Ort erklären lassen sollten wie das Problem in den einzelnen Ecken unseres Landes aussieht und wie wir gemeinsam etwas dagegen tun können.

 

Solche Bilder müssen der Vergangenheit angehören!

 

1. Vorsitzende Anne Melchior

Ortsrätin Meißendorf

TSV Scotty's Freunde e.V. & Igelstation Meißendorf

PRO Kastrationsverordnung, Scotty's Pfötchenschule

Geschäftsstelle
Storchenweg 10
29308 Meißendorf
05056 - 97 12 63
0175 - 755 03 58
www.igelstation-meissendorf.de

 


Kommentare   
 
0 #1 Anette Rostek 2012-04-28 11:28
Vielen Dank an die Redaktion des Braunschweig-Spiegel für den Mut, diese schrecklichen aber realen Fotos aus unserer Region zu zeigen.

Es ist ein Fass ohne Boden. Die Tierschützer  brauchen Unterstützung. Freilebende Katzen ohne Zuhause sind ein "Produkt" unserer Wegwerfgesellschaft. Es sind Haustiere, keine Wildtiere!!! Man lässt sie nicht einfach unkastriert auf der Strasse zurück!

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal hervorheben, dass wir in Deutschland sichtbar schlimmere Verhältnisse mit Strassentieren (Rudel streunender halb verhungerter Hunde und Katzen)hätten, wie wir das heute nur noch aus Süd-, Osteuropa und anderen Regionen der Welt kennen, würden nicht unermüdlich viele mitfühlende Tierschützer/innen ihr Geld, Freizeit und ihre Seele in die Kastration und die Versorgung dieser armen Lebewesen "investieren". Das ist den meisten Bürgern gar nicht bewusst!