AbL-Appell an SPIEGEL: Agrarindustrie-Kritik bitte ohne Bauern-Diffamierung

"Pressemitteilung"

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AbL: Agrarwende funktioniert nur mit Bäuerinnen, Bauern und Bauernhöfen.  

In einem Offenen Brief hat der Landesverband Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) an die Redaktion des SPIEGEL appelliert, die berechtigte Kritik an Agrarminister Schmidt und dessen Kurs in Richtung einer „industriellen, umweltschädigenden Agrarindustrie“ nicht mit einer ungerechtfertigten Diffamierung von Bäuerinnen, Bauern und Bauernhöfen zu verknüpfen. In einem Artikel der aktuellen SPIEGEL-Ausgabe hatte es geheißen, die Bauern fühlten sich „wie Herren über das Land“ und gingen damit um, „als wäre es ihr privates Ausbeutungsgebiet“.

Die AbL reagiert darauf wie folgt: „Richtig daran ist, dass Bauern weiter Herren über Ihr Land bleiben wollen und müssen, wenn man nicht will, dass das Landeigentum in die Hände von Finanzinvestoren oder Agrarindustriellen übergeht. Und eigentlich ist dieses bäuerliche Eigentum auch ein Garant dafür, dass das Land nicht ausgebeutet wird – wegen des Denkens der Bauernfamilien in Generationsfolgen, trotz des massiven Drucks zur Anpassung an ungewollte agrarindustrielle Entwicklungen.“

Natürlich seien bei Landbewirtschaftung und Tierhaltung gesellschaftliche Vorgaben zu beachten – ein Grund mehr, diese so zu formulieren, dass sie sowohl der Gesellschaft als auch dem Erhalt von Bauernexistenzen nützten. Die AbL betont, sie teile die Kritik an der agrarindustriellen Entwicklung und deren Folgen – deshalb sei die AbL ja neben bundesweit 300 Bürgerinitiativen und zahlreichen Verbänden einer der Träger des Netzwerks „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“. In dem SPIEGEL-Artikel (und auch in den darin vorgestellten Studien bzw. Positionierungen von Greenpeace, Germanwatch, Umweltbundesamt, Wissenschaftlichem Beirat oder auch Deutschem Tierschutzbund) werde dieser entscheidende Punkt aber leider nicht in den Mittelpunkt gestellt: dass die sozioökonomischen Träger dieser Agrarwende nur Bäuerinnen und Bauern und deren Bauernhöfe sein könnten  – hierzulande, in der EU und weltweit: “Die Alternative zum Erhalt der immer mehr dezimierten und bedrohten bäuerlichen Existenzen wären doch sonst unzweideutig große Agrarindustrie-Unternehmen und letztlich Agrarkonzerne.“

Auch wenn viele Bauern mittlerweile (produktionstechnisch oder auch mental) zu Teilen des geschilderten Agrarindustrie-Systems geworden seien - laut AbL sind gerade Bäuerinnen und Bauern von den Verwerfungen dieses Systems am heftigsten betroffen. Sie hätten aber leider keine Interessenvertretung, die diese agrarindustriellen Entwicklungen offen thematisiere und angehe. Umso mehr seien die gesellschaftlichen Organisationen und Institutionen gefordert, neben berechtigter Agrarindustrie-Kritik eine Strategie für eine bäuerliche Landwirtschaft zu entwickeln, in der die berechtigten gesellschaftlichen Ansprüche und zugleich auch das Interesse der Bauern an fairen Erzeugerpreisen (anstelle von Subventionen) ihren Platz hätten. Leider fühlten sich viele Bauern, die mit der Bauernverbandsspitze unzufrieden seien, von einigen Umwelt- und Tierschutz-Organisationen, die von „bäuerlicher Landwirtschaft“ redeten, diffamiert. Der Gebrauch der Pauschal-Keule „konventionelle Landwirtschaft“ verkenne, dass nicht die Umstellung auf Bio-Landbau der alleinige oder hauptsächliche Weg sein könne, sondern vor allem die Verbesserung von Landwirtschaft und Tierhaltung insgesamt.