Braunschweiger Banken benachteiligen (nach wie vor) systematisch Geringverdiener, Sozialleistungsempfänger und Senioren bei Girokonten

"Pressemitteilung"

SoVD Braunschweig recherchiert erneut

Die Bild-Zeitung berichtete vor wenigen Tagen „wie uns die Banken verarschen“. Am meisten benachteiligt werden von Braunschweiger Banken aber Geringverdiener, Sozialleistungsempfänger und Senioren. Der SoVD-Braunschweig machte darauf bereits im August 2014 aufmerksam. An der Situation hat sich wenig bis nichts geändert. Die Braunschweigische Landessparkasse, die bekanntlich einen öffentlichen Auftrag hat, überholt in ihrer nach Gewinn strebenden Privatkundenpolitik dabei sogar börsennotierte bundesweit agierende Banken.

Fakt ist: Die Banken haben es bei der momentanen Zinspolitik der EZB nicht leicht. Das ist trotzdem keine Erklärung dafür, dass die Braunschweigische Landessparkasse und die Volksbank-BraWo ihre quasi als kostenlos angebotenen Basis-Giro-Konten an einen Mindest-Geldeingang knüpfen. Bei der BLSK sind das 1.500 Euro Mindesteingang, sonst 1,50 Euro/Monat, bei der Volksbank-BraWo sind es 1.000 Euro, sonst 3,99 Euro/Monat. Diese Geldeingänge erreichen viele Sozialleistungsempfänger, Geringverdiener und Altersarme nicht. Sie werden also doppelt bestraft. Erschwerend kommt hinzu, dass Senioren oder unter Armut leidende Menschen häufig gar kein Internetzugang haben, weil sie damit nicht umgehen können oder einfach das Geld nicht haben – dadurch werden viele Bankgeschäfte wie Belegüberweisungen noch teurer. Die BLSK zeigt sich dabei besonders kundenunfreundlich. Hat sie doch vor kurzer Zeit erst ihr Filialnetz massiv ausgedünnt und erhebt inzwischen für sämtliche Vorgänge Gebühren.

„Banken wollen Geringverdiener nicht haben. Dass Konten von Banken mit öffentlichem Auftrag für Gutverdiener kostenlos sind, aber für Bezieher von Sozialleistungen kostenpflichtig – das ist schon ein kleiner Skandal“, findet Kai Bursie, SoVD-Regionalleiter  in Braunschweig. Es mache den Eindruck, als ob die Banken für Kunden mit geringem Einkommen oder Sozialleistungen unattraktiv sein wollten. Oder diese Kunden gar nicht haben wollten, so Bursie.

Bundesweit sieht es dabei nicht anders aus. Weitestgeht sind ähnliche Bedingungen an ein kostenloses Konto geknüpft. Junge Leute, die gewisse Bedingungen erfüllen, haben bei allen Banken die Möglichkeit, ein kostenloses Konto einzureichen. Das liegt aber weniger an der Freundlichkeit der Banken, als an der Strategie, die junge Zielgruppe bereits früh zu binden, um diese dann im Berufsleben mit allerhand gewinnbringenden Bankprodukten zu versorgen.

Wer bei einer „lokalen Bank“ in Braunschweig ein kostenloses Konto ohne Geldeingang-Bedingungen haben möchte, muss sich an die PSD-Bank Braunschweig wenden – bloß bei Papierüberweisungen fällt eine Gebühr von einem Euro an. Die Sparda Bank Hannover bietet ihr Konto sogar komplett kostenlos an. Es fallen jedoch 12 Euro für die EC-Karte an, dafür kann man aber fast bei allen Geldautomaten abheben, was bei einer genossenschaftlichen Bank normal nicht der Fall ist.

 „Unbedingt das Kleingedruckte lesen“

Kai Bursie vom SoVD in Braunschweig kritisiert weiter, dass gerade mit kostenlosen Girokonten viel Werbung gemacht werde. Diese aber tatsächlich an bestimmte Bedingungen geknüpft sind. Er appelliert an die Eigenverantwortung von Kunden. Der Sozialberater empfiehlt gerade Geringverdienern das Kleingedruckte der Preis- und Leistungsübersichten genau zu lesen. Auch Vergleichsangebote anderer Banken sollten Neukunden unbedingt einholen.