Schäuble - Krugman: Begegnung über dem Atlantik

Die deutschen Medien stellen sich in der Finanzpolitik vorbehaltlos hinter die neoliberale Austeritätspolitik der Bundesregierung. Abweichende Meinungen kommen selten vor. Das gilt insbesondere für die rabenschwarze NULL bei der Schuldenaufnahme. Europa macht mit - aus Überzeugung oder auf Druck in einem Zwangskorsett, weiß man nicht so genau. Der B-S versucht immer mal wieder abweichende Meinungen deutlich werden zu lassen, so auch hier bei Kommentaren in der BZ und der TAZ.

Gegensätzlicher hätte es nicht sein können, nicht nur beim Flug. Der Eine - Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, flog nach Washington, um dort hochrangige Vertreter des Finanzestablishments zu treffen und der Andere - Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman, gleichzeitig nach Europa. Es könnte nicht die Flugrichtung unterschiedlicher sein, denn Krugman hat für die neoliberale Austeritätspolitik des Herrn Schäuble nichts übrig. Er wundert sich über das Paralleluniversum von Schäuble, das nur scheitern könne. Ulrike Herrmann von der TAZ berichtet über den Besuch in Brüssel.

Auf der anderen Seite wird Schäuble gleichzeitig in Washington mit Komplimenten bedacht, so sinngemäß die Braunschweiger Zeitung in einem Kommentar von Miguel Sanches, der hier dargestellt wird.

Schäuble genießt, nach Sanches, international hohes Ansehen, er diskutiert mit mehreren Nobelpreisträgern für Wirtschaft - ob kontrovers wird nicht geschrieben. In seinem Vortrag erklärte er mal wieder Europa, vom nachhaltigen Wachstum, Strukturreformen und Abkehr von der Schuldenpolitik. Krugman ist nicht der einzige Ökonom, der diese Politik falsch findet. Viele US-Ökonomen teilen Krugmans Ansicht, aber außerhalb der akademischen Welt (wahrscheinlich in der politischen) stößt Schäuble auf mehr Verständnis.

Die Eurozone steht hinter Schäuble - fast. Denn da ist noch das kleine, widerspenstige Griechenland, die Wiege unserer Kultur und sein charismatischer Finanzminister Varoufakis. Danach befragt äußert sich Schäuble zögerlich: "Natürlich ist klar, dass die Sache sich verschlechtert".