Zu viel Reichtum kostet Wachstum: Die Kritik am Kapitalismus nimmt zu

Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer. Sogar Ökonomen der Wall Street sind jetzt besorgt. Die Konzentration von Geld in den Händen Weniger kostet Wirtschaftswachstum. Ist die Marktwirtschaft noch zu retten? Theoretisch ja.

Die Wohlstandsdiskrepanz in den USA ist riesig. Die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung besitzen drei Viertel (74,4 Prozent) des landesweiten Vermögens. Dieselben zehn Prozent halten auch 80 Prozent der Aktien. Das massive Gelddrucken der amerikanischen Zentralbank hat die Einkommensunterschiede nur noch vergrößert. Wirtschaftsexperten beobachten diese Entwicklung mit Sorge. Das soziale Gefälle gilt nicht nur als übertrieben und ungerecht, es fördert auch die sozialen Spannungen. Was passiert, wenn sie sich entladen, ist zurzeit im US-Bundesstaat Missouri zu beobachten. Die Ungerechtigkeiten drohen die Gesellschaft und damit auch das herrschende Wirtschaftssystem zu zerreißen.
Die Kritik am Kapitalismus an sich ist nicht neu. Neu ist aber, dass jetzt auch die Ökonomen der Wall Street in die Debatte eingestiegen sind. Ausgerechnet die Ratingagentur Standard & Poor's, ein Kernbestandteil des westlichen Wirtschaftssystems, warnte vor wenigen Tagen vor der ungleichen Verteilung von Einkommen und Vermögen in den USA. Die Analysten sind zum Schluss gekommen, dass sie nicht nur ungerecht ist, sondern auch das Wachstum der Wirtschaft drosselt.

Vereinfacht gesagt: Die Reichen haben so viel Geld, dass sie nicht wissen, was sie damit anfangen sollen. Den Armen dagegen fehlen die Mittel zu konsumieren. In den USA verdienen fast 50 Millionen Menschen so wenig Geld, dass sie Lebensmittelkarten beziehen müssen. Was das für eine Volkswirtschaft bedeutet, die zu 70 Prozent auf den Ausgaben der Verbraucher basiert, lässt sich schnell ausmalen. Zerstören die Auswüchse des Kapitalismus unser Wirtschaftssystem? Oder kann es gebändigt werden, damit es endlich mehr Chancengleichheit und möglichst viel Wohlstand für möglichst viele Menschen gibt?
Quelle: n-tv