Der Minusmultiplikator: Im Teufelskreis des Staatsschuldenabbaus

"Das sich abzeichnende Scheitern der deutschen Schuldenbremse und des EU-Fiskalpakts hat einen entscheidenden Grund: Die gesamtwirtschaftliche Rolle und damit die Verantwortung des Staates in der Gesamtwirtschaft wird mit dessen Reduktion auf einen einzelwirtschaftlichen Akteur wegdefiniert. Zur Rechtfertigung muss der substanzlose Vergleich des Staates mit der dadurch auch noch diskriminierten „schwäbischen Hausfrau“ herhalten. Wenn in diesem Mikrohaushalt gespart wird, dann stellt sich nicht die Frage, welche Auswirkungen dieser Ausgabenverzicht auf die regionale bzw. gesamtwirtschaftliche Nachfrage hat. Reduzieren jedoch die Gebietskörperschaften ihre Ausgaben im Gleichschritt, dann wird den Unternehmen Nachfrage entzogen. Daran ändert sich auch nichts im globalisierten Kapitalismus. Im Gegenteil, wenn dies alle wichtigen Staaten tun, dann wird daraus eine Weltwirtschaftskrise.

Im Zuge mehrerer Einsparrunden zeigt sich der negative Multiplikator in Griechenland besonders stark. Die Austeritätsprogramme haben vor allem wegen der Belastungen der Binnenwirtschaft den Absturz der Ökonomie erzeugt. Das Bruttoinlandsprodukt ist 2010 um 4,9% und 2011 um 7,1% geschrumpft Für dieses Jahr wird mit einem erneuten Produktionseinbruch von 7,9% gerechnet. Eine Modellrechnung zeigt, dass sich im kommenden Jahr der Absturz mit knapp 9% fortsetzen wird. Der vollständige Artikel von Rudolf Hickel.