Die Wildbiene und ihre Hauptstadt

Auch diese Pflanzen im Rinnstein der Strasse sind wichtig für den Bienenschutz Foto Uwe Meier

 

1. Zur Wildbiene

2. Zur Wildbienenhauptstadt Braunschweig

Wildbienen, im Naturhaushalt unentbehrlich, sind durch die Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt, die besagt, dass Wildbienen nicht gefangen, nicht getötet und ihre Nahrungsgrundlagen und Niststätten nicht beeinträchtigt oder zerstört werden dürfen.

Wie die Honigbienen sind auch die Wildbienen eng an Blüten gebunden. Alle ernähren sich von Pollen und Nektar und tragen diese mit speziellen Organen zur Versorgung ihrer Nachkommen in Bruträume ein.

Die erwachsenen Bienen aller Wildbienenarten besuchen Blüten, um Nektar zu saugen, gewissermaßen als "Flugbenzin". Der Pollen ist die Eiweißquelle für die Brut.

Auch der Mensch profitiert von dieser Sammeltätigkeit, denn dabei werden Blüten bestäubt, besonders auch Blüten der Obstgehölze. Hauptsächlich da, wo Honigbienen fehlen, können Wildbienen die entstandenen Bestäubungslücken füllen.

Wildbienen bestäuben besser als Honigbienen, da sie bereits bei niedrigeren Temperaturen fliegen und sich nicht so weit von ihren Nestern entfernen. Eine Wildbiene kann pro Tag bis zu 5000 Blüten bestäuben. Aufgrund des Körpergewichtes einer Hummel (auch eine Wildbiene) muss diese besonders energiesparend fliegen und fliegt deshalb Blüten in relativ kurzen Abständen an. Hummeln fliegen Blüten im gleichen Zeitraum 3- bis 5-mal häufiger an als Honigbienen. Weil sie bessere Bestäuber sind, werden sie auch in Gewächshäusern zur Befruchtung von Gurken, Paprika und Tomaten eingesetzt. Quelle:  "Das Spannungsfeld Honigbienen - Wildbienen"

Beim Deutschen Imkerbund e.V. findest man dafür folgende Leistungen der Honigbiene:

  • Rund 80 % der 2.000 – 3.000 heimischen Nutz- und Wildpflanzen sind auf die Honigbienen als Bestäuber angewiesen.
  • Der volkswirtschaftliche Nutzen der Bestäubungsleistung übersteigt den Wert der Honigproduktion um das 10- bis 15-fache. Dies sind rund 2 Milliarden Euro jährlich in Deutschland und 70 Milliarden US-Dollar weltweit.
  • Damit sind Bienen eine der 3 wichtigsten Nutztiere neben Rind und Schwein.
  • Auch Obst und Gemüse profitieren deutlich, denn Erträge und Qualitätsmerkmale wie Gewicht, Gestalt, Zucker-Säure-Gehalt, Keimkraft, Fruchtbarkeit und Lagerfähigkeit werden deutlich gesteigert.

Für viele wildwachsende Blütenpflanzen, die oft auch vereinzelt vorkommen und somit für die Honigbiene ohne Bedeutung sind, sind Wildbienen wichtige Bestäuber. Aufgrund ihrer großen Artenanzahl und verschiedener Sammelarten nutzen sie ein viel größeres Spektrum an Blüten als die Honigbienen. Wildbienen sind daher für die florale Biodiversität von hochstem Wert.

Dagegen sind rund 30 % der Wildbienenarten "oligolektisch", das heißt, sie bevorzugen nur wenige oder nur eine Pollenquelle, sammeln Pollen ausschließlich an einer Pflanzenfamilie, im Extremfall nur an einer Pflanzenart. Weil sie nicht auf andere Pflanzen als Futterquelle ausweichen können, sterben sie, wenn die Trachtpflanze fehlt, lokal aus, auch wenn ideale Nistplätze vorhanden sind.

Wildbienen und Einsiedlerwespen sind in der Öffentlichkeit kaum bekannt. Doch verdienen diese Tiere aufgrund ihrer großen Bedeutung für den Naturhaushalt und Überlebensfähigkeit der Menschheit unsere volle Aufmerksamkeit und unseren besonderen Schutz. Die Bienen stellen die meisten Blütenbesucher - ohne sie könnten Obstbäume keine Früchte und Blumen keine Samen bilden. Vom Frühjahr bis zum Herbst sorgen bei uns fast 500 Wildbienen-Arten für die Bestäubung unserer Blütenpflanzen. Mit Körperlängen zwischen 2 und 30 mm sind die emsigen Blütenbestäuber eng an ihre Nahrungspflanzen angepasst. Einsiedlerwespen und Schwebfliegen dagegen sind als biologische Bekämpfer von Blattläusen, Raupen und Fliegen besonders wichtig.

Dem großen Unwissen beim Bau oder Kauf von Insektenhäusern sollte entgegengewirkt werden. Es sollten nachfolgende Ausführungen beachtet werden.  PDF-Datei mit Informationen ansehen!

 

Wird die Stadt nun endlich Einfluss nehmen auf die Baugenossen und deren Balkonkastenwettbewerb und auch ökologische Kriterien berücksichtigen? Das wird ein Indikator sein, ob Braunschweig zur Wildbienenhauptstadt taugt. Foto Uwe Meier

2. Wildbienenhauptstadt Braunschweig

Stadt Braunschweig und das Julius-Kühn-Institut wollen Braunschweig zur „Wildbienenhauptstadt“ machen: „Das wäre ein richtig großer Wurf“, hebt Manfred Dobberphul, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion, in einer Pressemitteilung hervor. „Dass Land und Stadt bereit sind, rund sechs Millionen Euro in den Schutz von Wildbienen alleine in Braunschweig zu investieren, spricht eine deutliche Sprache. Hier wird über Umweltpolitik nicht nur geredet, hier wird auch gehandelt.“ Entsprechend unterstützt die braunschweiger SPD dieses Hauptstadtvorhaben.

Kommentar: Schön, dass sich die SOD nun auch für die Wildbienen einsetzen will. Naturschutz war bisher nicht unbedingt ihr Schwerpunktthema. Normalerweise haben die Stadt und ihre wissenschaftlichen Bundesinstitutionen nicht so viel Gemeinsames am Hut. Hier bietet sich jedoch ein gemeinsames Projekt an, das beachtenswert ist. Die Wildbiene ist es allemal wert. Gut, Bienen sind im Trend. Sie erfahren hohe gesellschaftliche Aufmerksamkeit, zumal sie auch ökonomisch wichtig sind. Und sobald etwas ökonomischen Wert hat in unserer Gesellschaft, hat es auch Bedeutung. Kein ökonomischer Wert hat im Umkehrschluss auch keine ökologische Bedeutung. Darum haben es auch die Wildpflanzen und die Wildbienen und damit die Biodiversität so schwer. Jede Hilfe ist willkommen - auch die der örtlichen SPD. Die CDU hat in Riddagshausen ja schon mal vorgelegt.

Wenn es um Biodiversität in unserer Stadt geht, fallen einem zunächst die ökologischen Sündenfälle der Stadt ein: Schlossparkvernichtung, Bebauung eines Kleinparks unter der Braunschweig Zeitung, Versiegelung von offenen Flächen, Habitatvernichtung mit hoher ausgewiesener Biodiversität im Querumer Forst zur Landebahnerweiterung, Vernachlässigung umfassender Ersatzpflanzungen. Zukünftig wird auch noch das offene Innenstadtgelände um die Petrikirche bebaut.

Aber, dort wo das Land ökonomisch keinen Wert hat, wird umweltorientiert investiert. Wie z.B. im Bereich Wabe /Mittelriede zwischen Riddagshausen und Gliesmarode in Feuchtbiotope und Hochwasserschutz. Gut so, weil vom Todholz auch die Wildbiene profitiert.

Die nächste Ausgabe der Braunschweiger Umweltzeitung wird das Thema Biodiversität iaufgreifen. Mal sehen, welche Vorschläge die SPD und die Stadt aus den Impulsen der UWZ umsetzen wird. Angekündigt wurde es. Vielleicht gibt es ja bald einen Plan zur Umsetzung, damit die Wildbienenhauptstadt Braunschweig Realität wird.