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Projekt Neue Burggasse – öffentlicher Appell

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Fraktionsvorsitzende,
 
gemeinsam wenden wir uns mit diesem Schreiben heute an Sie, um einen Appell zum Projekt „Neue Burggasse“ an Sie zu richten.
 
Seit gut zwei Jahren befasst sich die Stadt Braunschweig mit diesem zukunftsweisenden Projekt des renommierten Projektentwicklers DEVELOPMENT Partner. Auch wir haben früh den Kontakt zum Investor gesucht und pflegen seither einen regelmäßigen Austausch.
 
Von Anfang an war klar, dass das Projekt ohne einen Eingriff in die denkmalgeschützten, in Teilen erhaltenen historischen Fassaden nicht umsetzbar sein würde. Folgerichtig schlug die Stadt einen städtebaulichen Wettbewerb vor, um die Machbarkeit der ambitionierten Idee einer offenen Ladenstraße zu überprüfen.
 
Der Wettbewerb erbrachte überzeugende städtebauliche Konzeptideen für einen modernen Handelsstandort und sogar einen – wie wir finden – überaus gelungenen Kompromiss für die Gestaltung des Eingangs am Hutfiltern. Statt des zunächst überlegten, sehr weitgehenden Eingriffs in die Denkmalsubstanz sprechen wir heute nur noch über eine geringfügige Öffnung in der Vertikalen, im Gegenzug aber auch über eine denkmalgerechtere Gestaltung der Erdgeschossbereiche links und rechts des Eingangs. Die zusätzlichen Büro-, aber vor allem die Wohnflächen bereichern den innerstädtischen Nutzungsmix.

Die Jury entschied sich einstimmig für den Siegerentwurf, beteiligt waren Architekten als Experten, der Baudezernent und die untere Denkmalschutzbehörde sowie Vertreterinnen und Vertreter der Ratsfraktionen. Das Ergebnis wurde den Ratsgremien mittels Mitteilung, der Öffentlichkeit über eine Pressemeldung und öffentliche Ausstellung der Entwürfe in der Burgpassage vorgestellt – ein vorbildliches, transparentes Verfahren!
 
Seit über einem Jahr sind die Gestaltungsideen, auch die im Bereich der denkmalgeschützten Gebäude an den Zugängen, also nun öffentlich. Die Diskussion in der Bürgerschaft verlief nach unserer Beobachtung ruhig, zwischenzeitlich konnte man meinen, dass der Entfall der Überdachung offenbar stärker die Diskussion bestimmte, als die wohl auch von der Mehrheit der Bevölkerung als vertretbar wahrgenommenen Eingriffe in die Fassaden.
 
Die aktuell initiierte Online-Petition geht in ihrer Argumentation in der Sache fehl, stellt Zusammenhänge unzureichend dar und erhebt gar die Burgpassage zur Ikone. Bei allem Respekt für die vorgetragenen Sorgen bezüglich einer voreiligen und nicht mit Bedacht abgewogenen Entscheidung zum Eingriff in die Denkmalsubstanz wird dieses argumentativ einseitige Werben um Klicks der Komplexität der Fragestellung nicht ansatzweise gerecht. Auch ist der Zeitpunkt der aktuellen Wortmeldungen der Ratsfraktionen verwunderlich, vielleicht ist er tatsächlich angestoßen von der Petition.

Für uns unverständlich sind die plötzlich und völlig unvermittelt erhobenen Forderungen nach einer Priorität des Denkmalschutzes. Vielmehr muss es doch darum gehen, alle Belange miteinander abzuwägen und eine vernünftige und wirtschaftlich tragbare Entwicklung zu ermöglichen. Dies ist mit dem städtebaulichen Wettbewerb bereits gelungen. Nur so kann sichergestellt werden, dass authentische Baudenkmäler, attraktive Angebote für die Braunschweiger und die Besucher, städtebauliche Impulse und Wirtschaftlichkeit einer Investition sich nicht ausschließen.
 
Wir mahnen zur konstruktiven und ganzheitlichen Betrachtung dieses komplexen Vorhabens, das eine Schlüsselinvestition für die Zukunft der Braunschweiger Innenstadt ist. Die gutachterliche Stellungnahme der BBE Handelsberatung kommt hier zu deutlichen Einschätzungen, vor welchen Herausforderungen, aber auch Chancen unsere Innenstadt steht. Zudem macht sie deutlich, dass die Konzeption des Projektentwicklers den Anforderungen von Kunden und Handel an zukunftsweisend gestaltete Immobilien voll gerecht wird. Auch die weitere Öffnung der Eingangsbereiche wird als unbedingt notwendig für ein Funktionieren der Lage eingeschätzt.
 
Vor uns allen liegt die große Chance, mit einem professionellen Partner einen einzigartigen Impuls für die Innenstadtentwicklung zu geben. Während andere Städte um Konzepte ringen, den Bedeutungsverlust, Frequenzrückgänge und den Rückzug des Handels zu stoppen, teils auch mit der Überlegung Steuergelder einzusetzen, haben wir die glückliche Situation hierfür einen Eigentümer zu haben, der mit eigenem Geld und in enger Abstimmung mit der Stadt eine hochwertige städtebauliche Konzeption realisieren möchte. Davon sollten wir ihn nicht abbringen, sondern ihn dabei mit aller Kraft unterstützen!
 
Insofern erwarten wir von der Stadtverwaltung und dem Rat, dass nun eine schnelle Entscheidung für eine Genehmigung des Vorhabens zum Wohle der Innenstadt gefällt wird. Braunschweig hat sich auch in den letzten Jahrhunderten stets verändert, heute bewunderte historische Ensembles sind entstanden, in dem man Altes abgeräumt hat, um Zukunftsfähiges zu schaffen. So wie Handel immer schon Wandel ist, ist auch Stadt schon immer Wandel. Das sollte uns allen den entsprechenden Mut geben, diese Entscheidungen – gewiss nach reiflicher Überlegung – zu treffen. 
 
Mit freundlichen Grüßen

gez. Olaf Jaeschke (Vorstandsvorsitzender, Arbeitsausschuss Innenstadt Braunschweig e.V.)

gez. Dr. Bernd Meier (Hauptgeschäftsführer, Industrie- und Handelskammer Braunschweig)

gez. Mark Alexander Krack (Geschäftsführer, Handelsverband Harz-Heide e.V.)

gez. Bernd Weymann (1. Vorsitzender, DEHOGA Kreisverband Braunschweig-Wolfenbüttel e.V.)

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