Conducta – Wir werden sein wie Che
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- Veröffentlicht: Freitag, 08. Januar 2016 00:15
- Geschrieben von Anke Schneider, Cuba Si
Das Universum-Filmtheater zeigt in Kooperation mit Cuba Sí den preisgekrönten kubanischen Spielfilm.
*Gast: Elena Aragón (Kuba) *
*OmdU; Eintritt: 8,00 Euro, ermäßigt 7,00 Euro
Einführung zum Film, Mojitos,
anschließendes Publikumsgespräch im Kino-Restaurant „abspann“*
Der elfjährige Chala ist ständig in Bewegung, treppauf und treppab, auf den Dächern Havannas, wo er sich mit der Versorgung von Brieftauben und
Kampfhunden etwas Geld verdient, mit Freunden auf dem Schulweg, zwischen Bahngleisen, auf dem Malecón, schwimmend in der Hafeneinfahrt, mit der erkrankten Lehrerin, der er die Einkaufstasche trägt, in der heimischen Wohnung, wo er sich liebevoll um seine drogenabhängige Mutter kümmert,
der das Leben längst entglitten ist.
Das sind nicht die besten Voraussetzungen für einen Musterschüler. In der Schule glänzt der aufgeweckte Junge durch Späße und vorwitzige Sprüche. Aber seine schon ergraute Lehrerin Carmela kämpft dafür, dass er an der Schule bleiben kann und nicht in eine Erziehungsanstalt abgeschoben wird, wie es das an Disziplin mehr als an Verständnis orientierte, mehrheitlich regelfixierte Lehrpersonal für angebracht hält.
Mit Studenten und einem offenen Konzept hat Regisseur Ernesto Daranas den Film entwickelt, der in Kuba zu einem Publikumsliebling wurde. Dazu
haben sicher nicht nur seine so warmherzige wie mutige Bilderbuchlehrerin und sein quicklebendiger Hauptdarsteller, sondern auch zahlreiche kritische Seitenhiebe beigetragen. Das ungeschönte Bild zerrütteter familiärer Verhältnisse und der dargestellte Konflikt mit den jungen, smarten Repräsentantinnen des Schulsystems, die methodische Effizienz und kleinliche Vorschriftsmäßigkeit als Richtlinien ihrer Pädagogik betrachten, bezeugen eine sympathische Parteinahme für die Bedrängten. Eine Fülle von Details, Motiven und Beobachtungen bilden ein dichtes Gewebe, das uns einen realistischen Blick auf den kubanischen Alltag ermöglicht – und noch immer eine Ahnung vom einstigen Schwung eines idealistischen Aufbruchs vermittelt.
/RTV Comercial, Instituto Cubano del Arte e Industrias Cinematigráficos (ICAIC), Ministerio de Cultura, Kuba, 2014; Darsteller: Alina Rodríguez
† (Carmela), Armando Valdés Freire (Chala), Silvia Águila (Raquel), Yuluiet Cruz (Sonia) u.a.; 108 Min.; Verleih: Kairos-Filmverleih, Göttingen, FSK: ab 12; Preise: Große Koralle (Bester Film), Havanna 2014, Bester Jugendfilm, Lucas 2015, Preis der Ökumenischen Jury, Zlín 2015/
Elena Aragón
Elena Aragón ging gleich nach dem Sieg der Revolution, als Jugendliche, als Aktivistin der Alphabetisierungskampagne in sie Sierra Maestra, wo sie gemeinsam mit vielen anderen unter schwierigen Bedingungen, aber mit großem Enthusiasmus der Landbevölkerung Unterricht im Lesen und Schreiben erteilte. Später hat sie in Kuba jahrzehntelang als Lehrerin gearbeitet und kann daher bestens über das kubanische Bildungssystem und seine Entwicklung Auskunft geben. Sie ist eine der Protagonistinnen aus dem Dokumentarfilm „Zucker und Salz“ (T. Kriele, M. Broschwitz, 2010).