Woher kommt der Niedergang der gedruckten Medien?

Die Auflagen der Regionalzeitungen von DuMont sind in den letzten zehn Jahren um 43,5 % zurückgegangen, von 1.072.220 auf 605.633, und das mit zunehmender Geschwindigkeit.

„Während sich viele fragen, wie lange die Funke Mediengruppe noch die Kraft hat, die Lasten des vor gar nicht langer Zeit ausgebauten Printgeschäfts zu tragen, hat man bei DuMont kürzlich eingesehen, ein totes Pferd zu reiten. Man plant Verkäufe, wobei man sich Fragen darf, ob der Begriff „Verkauf“ richtig gewählt wurde, oder ob man nicht dem Erwerber noch ein paar Mark mit auf den Weg geben sollte. Wie heißt so eine Transaktion eigentlich? Bezahltes Verschenken? Viel Fleisch ist nicht mehr am Knochen verblieben.“ (Internetzeitung CashKurs)

Woran liegt das? Eine Studie der Uni Mainz gibt da interessante Hinweise.

Auf die Frage „Wie ist es, wenn es um wirklich wichtige Dinge geht, wie sehr kann man da den Medien vertrauen“ antworteten 2018 genau 22% „man kann eher nicht/überhaupt nicht vertrauen“, 34% antworteten „teils teils“ und 44% „man kann eher/voll und ganz vertrauen“. Betrachtet man zusätzlich die Entwicklung von 2008 bis 2018, so fällt auf, dass diejenigen, die den etablierten Medien nicht vertrauen, von 9 auf 22% gestiegen sind, und diejenigen, die ihnen vertrauen, von 29% auf 44% gestiegen sind.

Die Interpreten dieser Zahlen trösten sich teilweise damit, dass gerade die politisch in der Mitte stehenden das größere Vertrauen haben. Aber es sind die ehemals treuen Zeitungsleser, die den Zeitungen zu hunderttausenden weglaufen und diese gehören bestimmt nicht zu denen mit dem großen Vertrauen. Und letzteres ist eine extrem solide Datenbasis.

Zunehmende Entfremdung der Bürger von den etablierten Nachrichtenmedien

Diesem Thema widmet die Untersuchung einen eigenen Block, der auch hier nicht nur die gedruckten Medien betrachtet.

Der Ansicht „In meinem persönlichen Umfeld nehme ich die gesellschaftlichen Zustände ganz anders wahr, als sie von den Medien dargestellt werden“ stimmen 42% zu und 32% „teils, teils“ zu.

„Die Medien haben den Kontakt zu Menschen wie mir verloren“: Dem stimmen 27% zu und 33% meinten „teils, teils“.

„Die Themen, die mir wichtig sind, werden von den Medien gar nicht ernst genommen“: Dem stimmen 27% zu, während 37% wiederum meinten „teils, teils“.

„Die Meinungen, die in den Medien vertreten sind, sind ganz anders, als meine eigenen“: Dem stimmen 27% zu und 49% antworteten mit „teils, teils“.

Lässt die Konkurrenz des Internets die Verkaufszahlen sinken?

In der schon genannten Studie liegt das Vertrauen in soziale Medien, Videoplattformen und Weblogs/Foren im einstelligem Prozentbereich. Von den befragten 1200 Personen konnten nur 999 für die Fragen zum Internet berücksichtigt werden.

Auf die Frage nach Alternativen Nachrichtenseiten antwortete die größte Gruppe von den 999 mit 41% „weiß nicht“. Von denen, die geantwortet haben, habe ich, wegen der geringen Datenbasis, die letzten beiden Jahre zusammengefasst: 22% antworteten, die Seiten seien „sehr/eher vertrauenswürdig“ und 33% sagten „sie seien nicht vertrauenswürdig“. Diese Zahlen stellen kein Lob für das Internet dar. Obgleich ich einen großen Teil meiner Informationen aus dem Internet beziehe, hätte ich die Fragen nicht beantworten können. Ich würde mir vorkommen wie jemand, der einen Bettler und einen Milliardär vor sich hat und gefragt wird, ob die beiden reich oder arm sind. Die Qualität der Informationen, die man aus dem Internet beziehen kann, ist mit Gewissheit sehr, sehr unterschiedlich. Selbst Wikipedia ist auf politischem Gebiet eine unseriöse Quelle (dazu ein späterer Artikel). Um sich im Internet gut zu informieren, muss man sich erst einmal die Kenntnis von seriösen und guten Seiten aneignen. Die einfachste Methode ist es, wenn man eine gute Seite hat, zu beobachten, welche Seiten die dortigen Redakteure verlinken. Darüber hinaus benötigt man mehrere Internetseiten, um sich gut zu informieren. All das ist aufwendig. Mein Fazit: Es ist viel wahrscheinlicher, dass das Zeitungssterben hausgemacht ist, als dass das Internet die Leser weglockt.

Die sinkende Qualität der Medien ist wahrscheinlich die wichtigste Ursache!

Gegen die Umsonstmentalität vieler Internetnutzer kommt man nur mit Qualität an und genau an der mangelt es meines Erachtens. Die Manager der großen oder noch großen Verlagshäuser denken wahrscheinlich, man könne die Qualität senken, ohne dass der Leser es bemerkt. Man könne „Synergieeffekte ausnutzen“ oder anders ausgedrückt: Abschreiben ohne zu recherchieren.

Wenn man sich anschaut, wie dünn die Informationsbasis vieler Zeitungen bei wichtigen umstrittenen Fragen heute ist, kann man nur stöhnen. So werden Nachrichten von internationalen Nachrichtenagenturen ohne jede Recherche von den etablierten deutschen Medien übernommen. Da auch alle anderen das Gleiche veröffentlichen, entsteht bei Vielen der Eindruck, die Nachricht wäre richtig. Wenn sich später herausstellt, dass die Information falsch war, interessiert es niemanden mehr diese zu korrigieren. Ja es werden sogar über die Jahre hinaus die falschen Informationen immer wieder aus der Schublade gezogen. Die Gleichheit der etablierten Medien wäre auch eine Erklärung dafür, dass sowohl das Vertrauen bei einem Teil der Befragten sinkt, als auch bei einem anderen Teil steigt, wobei die Gruppe, die Teils teils angeben, kleiner geworden ist.

Heute, etwa 20 Jahre nach dem Beginn des Jugoslawienkrieges, werden noch die Ereignisse von damals aufgedeckt, wie die Serie von Andreas Matties im Braunschweig-Spiegel zeigt.

„Früher bedeutete Pressefreiheit die Freiheit der Journalisten ohne staatliche Zensur zu berichten und zu kommentieren. Nachdem viele diese Freiheit nutzten, um als erweitertes Sprachrohr des Regierungssprechers zu fungieren, hat sich das Bild gewandelt. Die Leser entdecken ihre Art der Pressefreiheit. Die besteht darin, keine Zeitung mehr zu kaufen. Warum sollte man das auch tun, wenn man das, was man denken soll, auch in ein paar Minuten staatlicher Radionachrichten erfahren kann.“ (CashKurs) Cashkurs zeigt, dass man auch mit einer kostenpflichtigen Internetzeitung Geld verdienen kann.

Quellen:

Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Internetzeitung CashKurs