"Platz der Republik" oder die missbräuchliche Bezeichnung "Schloss" platz

Schlossfassade in Braunschweig. Ist das etwa kein Schloss und der Platz davor etwa kein Schlossplatz?  Foto Uwe Meier

Wenn Sie es genau lesen wollen was es mit dem "Schloss" auf sich hat, dann lesen Sie das: "Das wird keine Fassade für ein Einkaufscenter, das wird ein richtiges Schloss" (1. Folge)

 Denunzierung des Namens "Platz der Republik" und die miss-bräuchliche Bezeichnung Schloss durch Pastor a. D. Joachim Vahrmeyer in der BZ vom 12.10.18.

Heute habe ich im "Braunschweiger Schloss" ein Eis geleckt. Das ist in Schlössern strengstens verboten. Die "Schloss-Arkaden" haben eine Gesamtfläche von 55.481 qm, davon entfallen 13.300 qm auf Büroflächen, Stadtarchiv und -bibliothek sowie das Schlossmuseum. Vom Haupteingang gleich rechts ist ein Kiosk mit Lotto-Annahme, links ein CafeShop-Filialist und über 30.000 qm weitere Verkaufsflächen. Das Schlossmuseum mit 600 qm (1,1%) vermittelt in den "Schloss-Arkaden" ganz versteckt das Schloss-Ambiente.

Eine unvollständig rekonstruierte Schlossfassade und das wohl kleinste Schlossmuseum in Europa, als Schloss zu bezeichnen, ist irreführend. Es ist ein Konsumpalast fürs Volk. Einmalig in Europa. Wo es kein Schloss gibt, gibt es auch keinen Schlossplatz, den es auch auf historischen Stadtplänen nie gegeben hat.

Als Herzog Ernst August von Hannover (III.) am 8. November 1918 in Braunschweig als erster herrschender Souverän abdankte, wurde das braunschweigische Volk der neue Souverän und der Freistaat Braunschweig die erste legale Republik im Deutschen Reich.

Daran dauernd zu erinnern eignet sich gut, den "Schlossplatz" als "Platz der Republik" zu benennen, auch um mit der Irreführung der Öffentlichkeit ein Ende zu machen. Für Braunschweig wäre es die ehrwürdigste Platzbezeichnung.

In der Weimarer Republik wurde 1926 der "Königsplatz" vor dem Reichstagsgebäude in Berlin auf Betreiben der Sozialdemokraten in "Platz der Republik" umbenannt, um die Abschaffung der Monarchie auch an diesem prominenten Ort zu dokumentieren. 1933 wurde er auf Betreiben der Hohenzollern in Königsplatz zurückbenannt. August Wilhelm von Preußen, der vierte Sohn des Kaisers Wilhelm II., Bruder der Herzogin Viktoria Luise von Preußen und  SA-Obergruppenführer, seit 1930 NSDAP-Mitglied, hatte dabei mitgewirkt. 1948 bekam der Platz wieder auf Betreiben der Sozialdemokraten den republikanischen Namen. Auf dem "Platz der Republik" (West-Berlin) fand im Herbst 1948 eine Protestkundgebung mit  rund 300.000 Teilnehmern gegen die Berlin-Blockade statt, auf der Oberbürgermeister Ernst Reuter eine eindringliche Rede hielt. In der Nacht vom 2. zum 3. Oktober 1990 um Mitternacht wurde anlässlich der Deutschen Wiedervereinigung auf dem "Platz der Republik" die Fahne der Einheit gehisst, die seitdem Tag und Nacht weht (nachts wird sie angestrahlt) und mit 6 m × 10 m wahrscheinlich die größte Bundesflagge ist. Für  eine/n überzeugte/n Demokraten/in wohl der ehrwürdigste Platz in der Bundesrepublik Deutschland. (s. Wiki) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. ...(Art.20 Abs.2 GG)

Hier weitere Orte, die "Platz der Republik" im Straßenverzeichnis führen: Hamburg, Mönchengladbach, Wuppertal, Frankfurt (Main), Aachen ("Republikplatz"),in Ostdeutschland: Frankfurt (Oder), Leipzig, Gera, nicht Ost-Berlin. In Europa: Paris u.a. Städte in Frankreich, Rom u.a. Städte in Italien, Prag, Belgrad, Jerewan, u. a.