Auflösung der Historischen Kommission der SPD. Die Lösung ist unbefriedigend

Am 05. August schrieb im Braunschweig-Spiegel, Christina Morina vom Duitsland Instituut in den Niederlanden, über die Entscheidung der SPD die "Historische Kommission", die einst Willy Brandt gegründet hatte, aufzulösen. Sie initiierte eine Unterschriftenaktion mit einem Offenen Brief. Nun schreibt Frau Morina über das Ergebnis der Aktion:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

 inzwischen hat der Offene Brief gegen die Auflösung der Historischen Kommission mehr als 1100 Unterschriften generiert. Vielen Dank (nochmals) für Ihre Unterstützung! Nachdem ich den Brief samt der Unterschriften heute noch ein drittes Mal an Frau Nahles und den Parteivorstand geschickt habe (Anlage 1), erreichte mich kurz darauf die beiliegende Antwort (Anlage 2). Auch wenn diese Antwort vom PV unzufriedenstellend ist und darin auf das Anliegen des Offenen Briefes nicht wirklich eingegangen wird, schließe ich nun die Online-Petition. Das Dokument und die eindrückliche Unterschriftenliste bleiben aber vorerst unter der bekannten Adresse einsehbar.

Das direkte Gespräch hat der Parteivorstand bisher leider nicht gesucht. Dass es darüber hinaus in der Partei Überlegungen gibt, möglicherweise ein neues, anders strukturiertes Beratungsgremium zu schaffen, weiß ich nur aus Gesprächen mit Dritten. Es haben mich in den vergangenen Wochen viele Zuschriften aus diversen Gremien und Landesverbänden erreicht, die eigenständige Anträge an den PV gesandt haben und sich mit dem Auflösungsbeschluss weiterhin nicht zufrieden geben wollen. Es bleibt zu hoffen, dass nicht zuletzt dieser innerparteiliche Druck doch noch etwas bewirken wird.

Schließlich möchte ich Ihnen gern mitteilen, dass es auf dem 52. Historikertag in Münster eine Gelegenheit für einen Gedankenaustausch zu diesem Thema geben wird. Sie findet am 27.9.2018, 17-19 Uhr, im Fürstenberghaus, Domplatz 20-22, Raum F2, statt. Unter dem TitelKeine Zukunft ohne Geschichte. Bericht und Gedankenaustausch zur Auflösung der Historischen Kommission beim SPD-Parteivorstand soll der Versuch unternommen werden, die, Ihre mit dem Brief manifest gewordene Mitwirkungsbereitschaft aufzugreifen und es nicht bei Protestworten zu belassen. Nach einem kurzen Bericht zum Stand der Dinge soll es um die Frage gehen, wie man sich in Zukunft – mit oder ohne reformierte HiKo, mit oder ohne Parteibuch – für die Erneuerung der (Sozial-) Demokratie und die Bewältigung der geschichts- und gesellschaftspolitischen Herausforderungen der Gegenwart einsetzen könnte; und nicht zuletzt darum, welche Rolle wir als Historikerinnen und Historiker (bzw. GeisteswissenschaftlerInnen) in solch einem weit über die SPD hinausreichenden Prozess spielen können und wollen. Hier der Link zur Veranstaltung: https://www.historikertag.de/Muenster2018/programm/keine-zukunft-ohne-geschichte-bericht-und-gedankenaustausch-zur-aufloesung-der-historischen-kommission-beim-spd-vorstand/

Sie sind herzlich eingeladen, sich für diese Veranstaltung bei mir direkt anzumelden; der Historikerverband und die Tagungsleitung des Historikertages waren so freundlich es zu ermöglichen, dass Sie, falls Sie nur für diesen Gedankenaustausch nach Münster kommen möchten, weder eine Teilnahmegebühr zahlen noch formal für den Historikertag angemeldet sein müssen.

Ich würde mich freuen, die eine oder den anderen von Ihnen dort persönlich zu sprechen.

Mit herzlichen Grüßen,

Christina Morina

DAAD-Fachlektorin/Visiting Assistant Professor