Auf den Gipfel ohne Ergebnis folgt der Gipfel der Heuchelei

Ein Gipfel, bei dem man sich auf eine „Freihandels“-Formel verständigt, unter der jeder alles verstehen kann, und auf dem die Kanzlerin es als besonderen „Erfolg“ herausstellt, dass man in der Klimafrage einen „Dissens“ benannt habe, den alle Welt kannte, war ein überflüssiges Spektakel und eine sinnlose Verschleuderung von Steuergeldern.

Zum Ereignis – vor allen Dingen für die Boulevard-Presse – wurde der Gipfel, weil Straftäter und Krawallbrüder aus Deutschland und Europa Polizisten verletzt, Autos angezündet, Geschäfte geplündert und die Anwohner in Angst und Schrecken versetzt haben. Wenn solche Gewalttäter sich als „links“ bezeichnen, zeigt das nur, dass sie nicht wissen, was der Kern linker Politik ist: Die Achtung der Menschenwürde. Daher können die Straftäter von Hamburg niemals den Begriff „links“ für sich in Anspruch nehmen. Denn sie sind eher die nützlichen Idioten und unfreiwilligen Hilfstruppen der herrschenden Cliquen, die an dieser ungerechten Welt nichts ändern wollen. Die Verletzung der Menschwürde - und das beginnt bei der Ausbeutung in der Arbeit und endet bei der Anwendung von Gewalt und der Missachtung des menschlichen Lebens – ist vielmehr der Kern „rechter“ Politik.

Der Gipfel der Heuchelei ist es zudem, wenn sich nun vor allem diejenigen über die Gewalttäter empören, die, wenn es um völkerrechtswidrige Kriege, Drohnenmorde oder den Abwurf von Streubomben geht, keinerlei Skrupel haben, solchen Terror (Terror ist nach deutschem Recht die rechtswidrige Anwendung von „Gewalt als Mittel zur Durchsetzung international ausgerichteter politischer oder religiöser Belange“) zu rechtfertigen. Auch hier geht es letztendlich um die Mitmenschlichkeit und die Achtung der Menschenwürde, die bekanntlich von einer Reihe von Gipfel-Teilnehmern, täglich mit Füßen getreten wird.

Zur neoliberalen Weltordnung gehört der Kampf um Rohstoffe und Absatzmärkte, gehören die Öl- und Gaskriege, die der Nährboden des islamistischen Terrors sind. Die eigentliche Verwüstung, die der Neoliberalismus angerichtet hat, ist der Verlust der Mitmenschlichkeit und des Mitgefühls. Hier liegt die eigentliche Ursache der Gewalt. Eine schreckliche Form der Gewalt ist es beispielsweise auch, wenn die reichen G20-Gipfelteilnehmer Millionen Menschen teilnahmslos verhungern lassen und es nicht schaffen, die Mittel bereitzustellen, die notwendig wären, um diese Menschen zu retten. Diese alltägliche Gewalt fasste Papst Franziskus in dem Satz zusammen: „Diese Wirtschaft tötet.“

Wenn diese ungerechte Weltordnung nicht überwunden wird, wird Friedrich Schiller jeden Tag bestätigt: „Das eben ist der Fluch der bösen Tat, dass sie, fortzeugend, immer Böses muss gebären.“