Schlachten trächtiger Rinder

Diese Bio-Kühe dürfen noch Hörner tragen. Sie werden nicht geschlachtet, wenn sie trächtig sind.

Kommentar: Markus Pahlke

"Es werden immer trächtige Tiere zum Schlachter gehen"

Möglicherweise gibt es Fässer, die man besser nicht aufmacht. Weil sie, wie die Büchse der Pandora, nur Übles entlassen. Man muss sich aber auch fragen lassen, ob bestimmte Sachverhalte deshalb nicht angesprochen werden, weil man dafür nur Prügel beziehen kann. Ein solches Thema ist die Schlachtung von trächtigen Tieren. Hier sind die Wogen in den letzten Monaten so hochgekocht, dass kaum noch einer Stellung beziehen will. Und wenn doch, dann werden nur die möglichen Konsequenzen genannt, die Landwirten drohen sollen, wenn sie entsprechende Tiere abliefern.

Schlachten trächtiger Tiere auf ein Minimum bringen

Dabei wird die Diskussion so geführt, als sei es per se ein Verbrechen, trächtige Tiere zu schlachten. Das wiederum zeigt, wie sich die Wahrnehmung in den letzten Jahren verändert hat. Und das ist das eigentlich Bedenkliche. Man wird diesem Konflikt nicht dadurch ausweichen können, dass man das Fass nicht aufgemacht. Denn damit ist der eigentliche Sachverhalt, nämlich dass es immer wieder trächtige Schlachtkühe geben wird, noch nicht aus der Welt geschafft.

Das Fass aufmachen bedeutet aufzuzeigen, inwieweit das Schlachten trächtiger Tiere in den Betrieben auf ein Minimum vermindert werden kann. Und hier gibt es mittlerweile einige Möglichkeiten, mit denen Landwirte es verhindern können, trächtige Tiere zum Schlachter zu geben. Aber dies gilt eben nicht für alle trächtigen Tiere, wobei deutlich gesagt werden muss, dass tatsächlich gerade einmal 0,8 Prozent aller Schlachtrinder im letzten Drittel der Trächtigkeit auf die Schlachtbank kommen. Und dass es in früheren Zeiten und heute noch in anderen Ländern durchaus mehr waren und sind.

Nutztiere dienen einem Zweck

Der Berufsstand und seine Vertreter müssen offensiv klarmachen, das Nutztiere nun einmal einem Zweck dienen, sei es – im Fall von Rindern – Milch zu geben oder eben geschlachtet zu werden, um Fleisch zu liefern. Und es ist auch keinesfalls verwerflich, beispielsweise den Schlachtwert einer Milchkuh durch auffleischen zu verbessern, auch wenn das Tier hierdurch in seiner Trächtigkeit fortschreitet. Dass es nicht einfach ist, eine solche Diskussion zu führen, sei unbestritten, doch ebenso unbestritten ist, dass wir sie führen müssen.

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