"Das Bio-Deutsche" des Björn Höcke (AfD)

Der Braunschweig-Spiegel (B-S) hat von der AfD-Demonstration vor der Schlossfassade nicht berichtet. Das taten die Braunschweiger Zeitung und andere Zeitungen ausführlich.Was nicht berichtet wurde, aber auffällig war: Bei den Gegendemonstranten waren außergewöhnlich viele jungen Menschen. Das kam auch auf der Bühne zum Ausdruck, wie auf den Fotos unten zu erkennen ist.

Herr Dr. Michael Gläser, der für die BIBS für den Rat kandidiert, hat jedoch Fotos von der Demo gemacht und dem B-S zur Verfügung gestellt. Einige dieser Fotos werden nun hier veröffentlicht mit zwei Berichten über die Demo "Der Bio-Deutsche Björn Höcke in Braunschweig". Aufschlussreich ist, dass die AfD neuerdings auch Kupplerin sein könnte zwischen SPD und DIE LINKE.

Hier nun einige Fotos von der Anti-AfD-Demo

 

Der Redner auf dem Podium vor der Schlossfassade ist Björn Höcke. AfD-Fraktionsvorsitzender im Thüringer Landtag.

Auf Sprache kommt es an. Das Hauptwerkzeug aller Gesellschaften ist Sprache, ein Kulturprodukt. Menschliche Gesellschaften sind Kultur, nicht Natur. Schon aus diesem Grund wirkt ein Wort besonders seltsam, das in die Öffentlichkeit zunehmend einwandert: „biodeutsch“. Bestimmte Menschen werden als „biodeutsch“ bezeichnet, andere sind dadurch automatisch „nicht biodeutsch“. Die Biodeutschen fürchten sich angeblich zunehmend vor denen, die nicht-biodeutsch sind, also von außen zu ihnen kommen.

Von den wenigen Zuhörern waren es hauptsächlich ältere Männer vor dem Podium der AfD. Vermutlich waren das alles "Biodeutsche", aber wahrscheinlich auch ehemals Flüchtlinge oder deren Abkömmlinge mit wahrscheinlich bio-slawischem "OstBlut", wie bei dem "Bio-Ostpreussenblut" des Herrn Höcke. Da fragt sich doch jeder echte deutsch-braunschweigische "Bioblütling": Woll`n wir das auf dem deutsch-braunschweigischen Schlossplatz mit all den dort sich tummelnden  "Bio-Fremdblütlingen" dulden?

Biodeutsch: Ich weiß nicht. Was soll das bedeuten? Gemeint scheint im Kern, dass jemand zur alteingesessenen Bevölkerung gehört, also zu denen, die schon lange in Deutschland sind, also dort, wo sie jetzt sind. Als Großgruppe nennen sich solche Bevölkerungen seit dem 19. Jahrhundert gern eine „Nation“. Damit man sie erkennt, und nicht mit anderen verwechselt, halten die dann eine Fahne in der Hand - eine Deutschlandfahne, oder die gelb-weiße von Niederschlesien oder die Reichskriegsflagge. Und damit man sie hört, gibt es das Deutschlandlied, natürlich nur mit der ersten Strophe.

Die Bühne von "Bündnis gegen Rechts". Moderator der Veranstaltung war Axel Uhde, seit Jahren ein Kämpfer gegen Rechtsextremismus.

Theoretisch gehört man von ganz allein und ohne Mühe zu einer Nation, wenn viele Vorfahren innerhalb von deren Territorium ihre Geburt erlebten. Für Menschen, die nicht von sich aus und selbstverständlich zur Großgruppe zählen, werden immer neue Bezeichnungen gefunden und legitimiert: Fremde, Ausländer, Asylanten, Gastarbeiter, Immigranten, Migranten, Zuwanderer, ausländische Mitbürger, Asylbewerber und schließlich, seit einigen Jahren, der nach geplagtem Nachdenken klingende Terminus „Menschen mit Migrationshintergrund“.

SambAttac durfte diesmal nur begrenzt auftrommeln. Es war offiziell nur begrenzt gewollt.

Parallel zu dieser neuen Gruppe sind als deren Pendant „die Biodeutschen“ entstanden. Der Begrifft suggeriert, es handle sich bei den Biodeutschen um reine und unverfälschte Einheimische. Also Natur pur. Dagegen wäre das Nicht-Biodeutsche nicht Natur, und pur schon gar nicht. Irgendwie sind sie nicht natürlich, nicht auf deutschem Blut und Boden durch tradiertes Blutsrecht zur Nation gewachsen.

Der Begriff ist ein Symptom für den staatsbürgerlich unreifen Diskurs der Gegenwart und schlicht ein Witz in einem Wort – jedoch als politischer Kampfbegriff für schlichte Köpfe allemal verwendbar. Begrifflich wie sozial kann daraus nichts werden.

Nachdem die Reform des Staatsbürgerschaftsrechts in Deutschland im Jahr 2000 das Geburtsortprinzip gegenüber dem Abstammungsprinzip gestärkt hatte, weicht ein Begriff wie „biodeutsch“ die rechtliche Trennschärfe wieder auf. Und das soll es wohl auch, wenn die Ideologie von Nazideutschland bei einigen AfDlern wieder in den Köpfen sitzt. Ein Verständnis gegenüber unserer Verfassung ist bei den selbsternannten sog. "Biodeutschen" nicht erkennbar. Mit Bioeiern, Biotomaten oder gar Biobauern hat das Ganze insofern zu tun, indem "bio von Biologie abgeleitet ist und ‚Leben' bedeutet. Indem bekanntlich unsere Flüchtlinge die Flucht überlebt haben, scheinen die besonders lebenstüchtig zu sein.

Viele junge Leute gegen AfD und rechte Gesinnung

 

Alles blieb friedlich. Die Reiterstaffel musste nicht eingreifen und hielt sich dezent im Hintergrund.