Was „1913“ wirklich brachte
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- Veröffentlicht: Mittwoch, 22. Januar 2014 00:02
- Geschrieben von Ingeborg Gerlach
Andreas Matthies zog Bilanz in einer Veranstaltung des Friedenszentrums und Arbeitskreises „Jetzt schlägt´s dreizehn“
Am 17. Dezember hatten OB Hoffmann und Kurator Stölzl ihre Bilanz des „Themenjahres“ 1913 gezogen und sich gegenseitig an Lobpreisungen überboten (Braunschweig-Spiegel“ berichtete).Andreas Matthies, der für den Victoria-Luise-kritischen Arbeitskreis „Jetzt schlägt´s dreizehn“ im Rahmen der Veranstaltungsreihe des Friedenszentrums „Wege zu einer Kultur des Friedens“ seinerseits Bilanz zog, knüpfte an diese vorweihnachtliche Jubelfeier an und stellte fest, dass es ihr an Zahlen gefehlt habe. Denn eine Bilanz drücke sich nicht zuletzt in Zahlen aus. Er erinnerte daran, dass Hoffmann im vergangenen Jahr einen dreifachen Anspruch an das „Themenjahr“ 1913 gestellt habe: Es solle Braunschweigs „Identität“, Ausstrahlung und touristischen Zulauf steigern.
Ob das „Themenjahr“ diesem Anspruch gerecht geworden sei, versuchte Matthies nun selbst zu eruieren. Er bezweifelte, dass die Bürger sich tatsächlich alle von dem Adelsspektakel angesprochen gefühlt hätten. Was die Ausstrahlung betrifft: Hoffmann hatte auf einen opulenten Pressespiegel verwiesen. Matthies hatte sich erlaubt, ihn anzufordern und machte die Erfahrung, dass es sich um 13 Feuilletons von unterschiedlicher Länge handelte. Eines, in der „Bunten“, war überschrieben „Der Adelt jubelt“. Von republikweiter Resonanz keine Spur.
Und die Touristenzahlen? Kulturdezernentin Frau Hesse reagierte nicht auf Matthies´ Mails, und Herr Leppa vom Stadtmarketing verwies auf Frau Hesse, die in dieser Angelegenheit federführend gewesen sei. Mangels anderer Informationen zitierte Matthies aus seiner Hotelzeitschrift, die ein Stagnieren der Besucherzahlen in Braunschweig konstatierte.
Die mangelnde Kommunikationsfähigkeit der Stadt, die sich hier zeige, habe das ganze „Themenjahr“ angedauert, kritisierte Matthies. Es habe keine Diskussionen nach den Veranstaltungen und keine Reaktion der „Offiziellen“ auf die Veranstaltungen der freien Träger gegeben. In diesem Zusammenhang wurde nochmals auf das finanzielle Missverhältnis zwischen 1,2 Mill. für das „offizielle“ Programm und nur einen Bruchteil dessen für die freien Träger hingewiesen..
Ihnen sei aber der eigentliche wissenschaftliche Gewinn des Jahres, nämlich die Vortragsreihe in der Evangelischen Akademie Abt Jerusalem zu danken. Die Historiker Ludewig, Küssner und Roloff hätten hier, indem sie die – höchst problematische - Rolle der Kirche im herzoglichen Braunschweig herausarbeiteten, Neuland betreten.
Die Diskussion nach Matthies´ mit reichlich Beifall bedachtem Vortrag wandte sich rasch dem Thema „Erster Weltkrieg“ und der höchst überraschenden Ehrung Christopher Clarks zu, durch welche Hoffmann seine eigene Intention konterkarierte, den Ersten Weltkrieg von „1913“ thematisch fernzuhalten.