SPD-Spitzenkandidat Stephan Weil trifft Präsidenten der TU Jürgen Hesselbach
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- Veröffentlicht: Freitag, 03. August 2012 08:16
- Geschrieben von Frieder Schöbel
Der Spitzenkandidat der SPD für Niedersachsen Stephan Weil „traf“ am 30.08.2012 im gut gefüllten „Haus der Kulturen“, das immer noch kein Nummernschild hat, nicht zufällig den Präsidenten der TU Jürgen Hesselbach. Christoph Bratmann moderierte, um als SPD-Landtagskandidat bekannter zu werden.
Weil sucht passende Themen und natürlich WählerInnen für seinen Landtagswahlkampf. „Wir helfen der Wirtschaft, dass es ihr gut geht“, so stellte sich der TU-Präsident vor. Weil definierte sein Ziel: „Ich will zu den richtigen Themen die richtigen Leute zusammenbringen.“ Na, allgemeiner und oberflächlicher ging es beim Einstieg eigentlich gar nicht.
Doch bald kam man zu anderen, allerdings längst abgearbeiteten Themen. Hesselbach fragte – worauf er eigentlich selbst eine Antwort wissen müsste -, wie man denn kleinere Betriebe ansprechen könnte, um auch diese zu fördern. Da springen natürlich kaum Drittmittel heraus. Keine überzeugende Antwort.
Also ab in die Bildungspolitik! Muss dabei wirklich noch immer und immer wieder betont werden, dass die Frühförderung der Kinder ganz wichtig sei? Das ist doch allen bekannt. Die ersten umstrittenen Maßnahmen sind ja beschlossen. Von hier machten die Diskutanten gleich den großen Sprung in die Universität. Was dazwischen liegt, kam nicht zur Sprache. Das sind immerhin acht bis neun Jahre, für die WiederholerÌnnen sogar zuweilen zehn. Brauchts da keine Verbesserungen?
Sollen Sitzenbleiben, Klassengrößen, Lehrer-Schüler-Quotienten, Eliteschulen, Auslese, Nachhilfeunterricht, Belastungen für die Eltern, Hemmnisse für Gesamtschulen, marode Gebäude weiter bestehen bleiben?
Präsident Hesselbach sprach nur von der Frühkindförderung und den Hochschulen. „An der TU haben wir 200 Mio Sanierungsstau.“ Und dort müssten vor allem die Studiengebühren bestehen bleiben und deren Verwendung werde ja durch die Studierenden mitbestimmt. Und er hat Angst vor noch mehr Studierenden. Dabei fordert er „erst mal mehr qualifizierte Schüler“.
Dass es eine große Ungerechtigkeit ist, nur noch in zwei Bundesländern die Studierenden bzw. deren Eltern bezahlen zu lassen (nur Bayern und Niedersachsen!), sieht er nicht. Das deutete Stephan Weil wenigstens an. Das zu ändern, könne nur durch gerechtere Steuern erreicht werden.
Vor allem bei den Technikstudierenden, so Jürgen Hesselbach, gebe es eine hohe AbbrecherInnenquote. Genauso bei den JuristInnen. 50 % Durchfallquote beim Bachelor. Sinkende Bereitschaft für Auslandssemester.
Ja, woher kommt das denn? Haben die Studierenden nie das lebenslange Lernen gelernt? Offensichtlich nicht. Zu viel Verschulung, Leistungsstress und Prüfungen töten nämlich die Bereitschaft zum Weiterlernen. Dies scheint Stephan Weil verstanden zu haben. Jürgen Hesselbach beklagte die Bologna-Reformen als „flächendeckenden Menschenversuch“. Da müsste man aber fragen: Wieso waren die deutschen Universitäten denn so zurück geblieben? Wieso haben fast alle Staaten inzwischen die Gesamtschule als Regelschule?
Am Schluss mehr offene Fragen als Antworten.
0 #2 Andre 2012-08-06 14:19
Leider sehr treffend.
Wer, wie ich, hierzulande neben der Uni jobben muss um seine Krankenkasse, Studiengebühren und andere laufende Kosten zu decken, der macht sich einfach kaum Gedanken über ein Auslandssemester.
Die Regelung und Verteilung der Studiengebühren verstehe ich bis heute nicht. Alles was ich davon wiedersehe sind 100 Freikopien die mir zustehen, welche allerdings nach der ersten Woche an der Uni verbraucht sind. Von qualitativ hochwertiger Lehre kann sich leider auch nicht sprechen lassen. Würde das Geld in Sanierungsarbei ten fließen, könnte man etwas davon merken. Allerdings bekam ich bislang nur das notdrüftige "flicken" des Audimax mit. Der Plan einer gemeinsamen Bibliothek am Campus-Nord wurde leider wieder verworfen.
Als Student hat man wenig vertrauen in die Politik, so kündigte bereits Herr Wulff damals bei der Niedersächsisch en Landtagswahl an, die Studiengebühren abzuschaffen. Diesen Worten folgten keine Taten. Ich bin daher gespannt ob, wann und wie gehandelt wird.
Sehr gut auf den Punkt gebracht, Herr Schöbel.