Sind die neuen „sozialen Bewegungen“ politisch?

Dieser Beitrag ist  von Wolfgang Lieb und aus den Nachdenkseiten entnommen worden auf denen der vollständige Text steht.

Die Antwort ist nicht einfach. Das Bild ist noch zu diffus. Die neuen „sozialen Bewegungen“ könnten zu einer politischen Bewegung werden, wenn es gelingt, dass sie ihre (politischen) Ziele klar definieren und nachvollziehbar begründen können, sodass man weiß wohin die Bewegung gehen soll. Offene Diskussionen sind gut, Aktivismus ist gut und soziale Bewegung ist gut, aber irgendwann müssten die Diskussionen zu einer Meinungsfindung kommen, irgendwann müsste man wissen, was die Aktivisten konkret wollen und irgend müsste man vor allem auch wissen, wohin oder in welche Richtung die Bewegung geht.


Eine Nachbetrachtung über (eine Veranstaltung, Red.) das „#sbsm Camp – Soziale Bewegungen und Social Media“ in der letzten Woche im Haus des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) in Wien.

(Auszug) Das weitgehend übereinstimmende Grundmotiv der Diskutanten könnte man vielleicht grob so zusammenfassen: Es gibt ein massives Unbehagen an der herrschenden Politik, die politische Elite (also Parteien, Verbände oder sonstige gesellschaftliche Großorganisationen) genießt kein Vertrauen mehr, sie gilt als von der gesellschaftlichen Basis abgekoppelt und getrieben von mächtigen Finanz- und Kapitalinteressen (z.B. den Banken und der Finanzwirtschaft, dem reichen einen Prozent in der Gesellschaft eben). Die Rituale in den etablierten Organisationen sind erstarrt, demokratische Teilhabe oder Mitbestimmung funktionieren nicht mehr, das Mitmachen in Organisationen (also Parteien, Gewerkschaften, Kirchen) bewirkt nichts.

Kurz: Es sind „Empörte“, die gegen die bestehenden Zustände „aktiv“ sind oder werden wollen und die Veränderung nur noch durch Bewegungen von unten, „basisdemokratisch“ von „sozialen Bewegungen“ erhoffen. Und man sucht nach (radikal-) alternativen Formen – vor allem über das Internet verbreitete Kommunikationsformen – zur Überwindung der Herrschafts- bzw. (allgemeiner) Systemstrukturen.