"Tiere essen"
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- Veröffentlicht: Samstag, 30. Juli 2011 17:10
- Geschrieben von Uwe Meier

Sauwohl fühlt sich das Riesen-Schwein im Sandbett von Watenbüttel
"Der brennende Hühnerstall und wie wir mit Tieren umgehen" war die erste Folge im Braunschweig-Spiegel aufgrund des Brandes in einer Hähnchenmastanlage in Üfingen/Alvesse. In diesem folgenden Beitrag geht es um Massentierhaltung und Verbraucher.
Die Abt Jerusalem Akademie wird unter dem Leitthema "Die Würde des Tieres" zur Massentierhaltung und zu Tierversuche im Herbst Veranstaltungen durchführen. Termine werden hier bekannt gegeben.
„Tiere essen“ heißt das aus dem Amerikanischen übersetzte Buch von Jonathan Safran Foer. Die massive mediale Diskussion über die „Massentierhaltung" wurde deutlich und fand auch im Spiegel (DER SPIEGEL 32/2010, 96) Beachtung: „Die Welt wird nicht gerettet, wenn 20 Prozent zu kompromisslosen Vegetariern werden. Aber die Probleme werden gelöst, wenn 90 Prozent die Entscheidung für Fleisch bewusst treffen“, so eine Behauptung.
Die Konsumenten trauen den Erzeugern mit ihrer "Massentierhaltung" nicht über den Weg, oder anders, sie trauen den Erzeugern alles zu. Wenn wir den Handel mit tierlichen Produkten betrachten ist Folgendes feststellbar: Die hohe Anonymität überwiegend unmarkierter Massenware begünstigt eine starke Niedrigpreispolitik, die zudem noch von Sonderangeboten geprägt ist. Die Macht des Handels und der intensive Wettbewerb führen zu einer starken Kosten- und Effizienzorientierung der Produktion – eben zur Massentierhaltung. Der Preis bestimmt einen Markt, der mit moralischen Ansprüchen durchdrungen ist.
Betrachten wir mal nicht die Moral, sondern Fakten: Mit der Zahl der gehaltenen Tiere steigen der Futterbedarf und der Ausstoß von Immissionen. Damit verschärft der Zuwachs an tierlicher Produktion den Anspruch auf die knapper werdenden Ressourcen, die von pflanzenbaulich nutzbaren Flächen kommen. Der höhere Konsum von Fleisch und anderen tierlichen Produkten, derzeit durch Massentierhaltung befriedigt, fördert den Konflikt zwischen Teller und Futtertrog, und das bei einer Milliarde Hungernder. Über die Hälfte des in Deutschland erzeugten Getreides wird derzeit verfüttert. Durch die Veredelung gehen ein Einweißverlust und ein Energieverlust einher. Sechs Teile pflanzliches Eiweiß erzeugen ein Teil tierliches.
Tierschutzorganisationen und viele Tierschützer argumentieren meistens moralisch mit dem Leid der Tiere in der Massentierhaltung. Es werden fleischfreie Tage gefordert und organisiert (z.B. Veggiday), viele Verbraucher verzichten bewusst auf Fleisch oder auf tierliche Produkte insgesamt (Veganer). Besonders gehobene Einkommensschichten leben zunehmend vegetarisch oder fleischreduziert. Der bewusste und kritische Fleischkonsum ist zu begrüßen, doch verändert er die Massentierhaltung hin zu besseren Haltungsformen? Hier sind Zweifel angebracht. Es werden bei geringerem Konsum einfach weniger Ställe gebaut, aber die Haltungsform wird sich kaum ändern. Es sei denn, der Verbraucher kann dem Markt bewusst machen, dass er gerne Fleisch ist, aber nur, wenn die Haltungsbedingungen dem Tierwohl angepasst werden. Der Konsum von Bio-Fleisch wäre ein solches Signal.
Die Haltungsformen werden verändert, wenn mehr „Bio-Fleisch“ oder „Neuland-Fleisch“ gekauft wird und wenn der Verbraucher auf der Verpackung deutlich erkennt wie das Fleisch produziert wurde. Eine Form, in der eine echte Beteiligung des Verbrauchers an den Zuständen in den Ställen zustande kommen kann, ist ein „Tierwohllabel“. Kurz gefasst soll zertifiziert werden, dass einzelne Haltungen einen deutlich erhöhten Standard von Tierwohl garantieren; das Label soll den Bauern einen höheren Preis ermöglichen. Dies wiederum bietet einzelnen Verbrauchern die Möglichkeit, Tierschutz finanziell zu honorieren.
Das Tierwohllabel ist allerdings kein Allheilmittel in Sachen Tierschutz bei Nutztieren. Aber es bietet dem engagierten und informierten Verbraucher die Möglichkeit, sein Bekenntnis in die Tat umzusetzen.
Ein „Europäisches Tierschutzlabel“ sollte folgenden Mindestanspruch im Verbraucherbereich haben: Der Verbraucher muss sicher sein, dass er tatsächlichen einen deutlichen Vorteil für das Tier bezahlt; dieser Sachverhalt soll sich aus einem sachkundigen Urteil ergeben und für ihn so erkennbar sein, dass er selbst nicht in die Prüfung dieser Sachverhalte einsteigen muss, er es jedoch kann.
Es ist aus vielen Gründen sinnvoll, wenn sich Verbraucher für immer weniger Fleischkonsum entscheiden. Bei 260 Millionen Verbrauchern in der EU, wird das an der Massentierhaltung nichts ändern (aber man wird sich persönlich besser fühlen). Die Politik ist gefragt, dem Konsumenten die Freiheit der Wahl durch deutliche Deklarierung der Ware zu ermöglichen. Das marktradikale und gleichmacherische Einerlei auf dem Fleischmarkt, wie wir es derzeit haben, muss beendet werden. Ohne politische Rahmengesetzgebung wird sich nichts ändern. Das kürzlich verabschiedete neue Verbraucherschutzgesetz hat auf Druck der Lobby diese Chance vertan. Und dafür ist Druck auf die Politik erforderlich. Sie darf sich nicht mit dem Hinweis auf die „Verbrauchermacht“ aus ihrer Verantwortung stehlen, wohl wissend, dass sie selbst dem Verbraucher das Entscheiden unmöglich macht.
0 #3 Sven Wöhler 2011-08-03 13:12
Es gibt eine Szene in Douglas Adams' "Per Anhalter durch die Galaxis", in der in einem Restaurant ein sprechendes Schwein an die Tische der Gäste kommt und ihnen sein eigenes Fleisch schmackhaft macht: "Seht doch wie wunderbar mein Kotelett aussieht. Bitte esst mich, ich werde gerne geschlachtet!" An diese Szene musste ich denken, als ich den Begriff "Tierwohllabel" las. Der Grundgedanke, dass sich an der Massentierhaltung etwas ändern lässt, wenn man bewusst auf den Kauf und Verzehr von Fleisch aus dieser Massenproduktion verzichtet, ist ja richtig. Aber auch Biofleisch kann einen wesentlichen Aspekt des Fleischverzehrs nicht aus der Welt schaffen: auch hierfür müssen Tiere getötet werden. Und mit dem Begriff "Tierwohllabel" den Eindruck erwecken zu wollen, dass es im "Wohl" der Tiere liegt, geschlachtet zu werden, ist zutiefst zynisch.
0 #2 Wilma 2011-07-30 22:46
Hier kann man sich anhören, wie unser Fleischkonsum die Erde bedroht_www.br- online.de/bayer n2/radiowissen/ rad...-ID131002 4491435.xml__Auszug aus der Radiosendung:__ Die globale Fleischindustrie verbraucht 1/3 der Landfläche unserer Erde_1/2 der gesamten Agrarfläche wird für den Anbau von Tierfuttermitte l genutzt.__Fress en wir unsere Zukunft auf?_Ist essen Privatsache?_Gr oßes Fressen auf Kosten zukünftiger Generationen ohne Sinn und Moral?__99% des Fleisches, das wir essen, stammt aus Massentierhaltung,_nur 1,6 % des Fleisches stammt von Biobauern!__Herz- und Kreislauferkrankungen sind durch unseren hohen Fleischkonsum zu Volkskrankheiten geworden_Statistisch ißt jeder Deutsche 1,5 kg Fleisch pro Woche, das 5-fache von dem, was die DGE empfiehlt._Das führt zu u.a zu_Herz- und Kreislauferkrankungen, Diabetes- jeder 2. Deutsche ist übergewichtig,_ jeder 6. Deutsche krankhaft fettleibig__Mit 1 Milliarde pro Tag subventioniert die Politik die globale, industrielle Landwirtschaft_ _Die Tiere produzieren 130x soviel Abfall als wir Menschen__Regenwälder werden für die Sojaproduktion (Futtermittel) vernichtet__Um 1 kg Rindfleisch herzustellen verbraucht man 15.000 ltr Wasser__50 % des weltweit geernteten Getreides gelangt in Rindermägen-__bei Soja sind es 90%!__51% der Treibhausgase werden durch die globale Massentierhaltung verursacht- durch die Änderung des Eßverhaltens könnte man die Klimaerwärmung wirkungsvoller stoppen, als von der Umkehr von fossilen auf erneuerbare Energien!__Nur 1,6%- 1,3 Mill Bürger ernähren sich in Deutschland vegetarisch!___
0 #1 Wilma 2011-07-30 22:43
Na klar- es ist wieder Druck auf die Politik erforderlich, damit man selbst als Verbraucher nichts an seinem Verhalten verändern muss?
Warten, bis die Politik etwas ändert......... .da muss man lange warten- falls sich überhaupt etwas verändert!
Aber warum nicht sofort etwas ändern?
Wenn weniger Fleisch aus Massentierhaltu ng gekauft wird, wird auch weniger produziert!
Als Verbraucher kann man sofort damit beginnen, kein Fleisch mehr aus Massentierhaltung zu kaufen und wie früher nur
einmal die Woche BIO-Fleisch von "glücklichen Tieren" essen!
Oder: Vegetarier werden!
Hier kann man sich anhören, wie unser Fleischkonsum die Erde bedroht:
www.br-online.de/bayern2/radiowissen/rad...-ID1310024491435.xml