Das war ein Vorspiel nur - dort, wo man Bücher verbrennt ...
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- Veröffentlicht: Donnerstag, 14. Mai 2009 20:08
- Geschrieben von Sigrid Probst
Ein kleines Häuflein, vielleicht 30 Menschen, sammelten sich vor dem Seitenflügel des Einkaufsschlosses und hörten interessiert den Sprechern, zwei Pastoren, und Herrn Prof. Dr. h. c. Biegel zu. Ein Violinist spielte sehr schöne kleine Kompositionen von Johann Sebastian Bach. Es war die erste der Braunschweiger-Andachten unter dem Titel "Denkmal".
Dahinter stand ein Anliegen, endlich dort an dieser Stelle ein Denkmal zu errichten, das auf die schreckliche Kulturentgleisung aufmerksam macht. Herr Welge sowie Herr Anton lasen Texte von Kurt Tucholski und Heinrich Heine und es wurde unter einer Gänsehaut deutlich, wie klar diese Autoren voraussahen, wohin der Weg des menschenverachtenden Nazi-Regimes gehen wird. Herr Pastor Welge forderte ebenfalls ein Denkmal an diesem Platz ein, seine Worte machten nachdenklich.
Zum Wort am Ort beschrieb Herr Biegel, dass diese Barbarei aus den Zentren des Geistes, den Universitäten und Hochschulen kam. Zitat: "Gegen den moralischen Verfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat!" rief der Vorsitzende der Braunschweiger Studentenschaft. "Ich übergebe der Flamme die Schriften von Heinrich Mann, Ernst Glaeser und Erich Kästner." Ähnliche Sprüche folgten. Hinter der Bücherverbrennung standen Professoren und Hochschullehrer. Sie war schon länger vorbereitet.
Hakenkreuzbannerträger marschierten auf, eine SA Kapelle spielte. Im Vorfeld wurden auf Plakaten und Aushängen 12 Thesen angekündigt, eine lautete: Unser gefährlichster Widersacher ist der Jude und der, der ihm hörig ist.
Dem Feuer fielen zum Opfer: 640 Bände aus TU – Bibliotheken, ca. 240 Bände aus der Bücherei des Studentenwerkes, 117 Bände aus der öffentlichen Bücherei. Ebenso ist manche Privatbibliothek „gesäubert" worden. Vertreter der Behörden und der nationalen Verbände waren anwesend.
Ganz erschreckt konnte man zur Kenntnis nehmen, dass der Börsenverein des Deutschen Buchhandels von den Verbrennungen wusste und sie offensichtlich billigte.