#unteilbar ist nicht #aufstehen

Ich wundere mich. Darüber, wie in Berlin 240000 Menschen, die meisten wohl Gefühlslinke, unter dem progressiv neoliberalen Logo #unteilbar (= #indivisible) mitlaufen. #indivisible wurde im Dezember 2016 in den USA gegründet und unterstützte Hillary Clintons Kandidatur. Diese Bewegung ist auf den progressiven Neoliberalismus (im Sinne der bekannten Feministin Nancy Fraser) eingeschworen. Unterstützt wurde #indivisible großzügig von dem Milliardär George Soros, einem Gegenspieler zu Trump. Beide sind jedoch lupenreine Neoliberale: der eine progressiv, der andere regressiv. Wenn Soros als echter Philanthrop solidarisch mit den Ärmsten wäre, warum hatte er nicht im Vorfeld Bernie Sanders unterstützt?

Und dann ist da noch das Motto "Offene Gesellschaft": Selbst wenn man den direkten Bezug auf den Philosophen Karl Popper nimmt, ist das alles, nur kein linker Slogan. Soros hat sich diesen Begriff von seinem Ziehvater Popper als Namen für seine Stiftungsgruppe "Open Society Foundations" (OSF) geliehen. Vor einem Jahr hat Soros 18 Milliarden US Dollar in diese OSF gesteckt. Nicht aus Menschenliebe, sondern um Einfluss zu nehmen. Das tat er schon tüchtig in Osteuropa und anderswo (https://heise.de/-3355962).

Warum haben die Initiatoren von #unteilbar diesen US-amerikanischen Abklatsch gewählt? Suchen sie die Unterstützung durch die OSF? Warum ließen sich sogar gefühlte Kommunisten in dieses neoliberale Gespinst einbinden? Man muss offenbar nur genügend Schrecklichkeiten, wogegen man gewiss demonstrieren soll, auflisten, um dann den Rest auch abzunicken. So funktioniert heutzutage Manipulation: Es wird einem etwas untergejubelt bzw. übergestülpt, was man bei näherer Betrachtung und nach intensivem Nachdenken, wirklich nicht unterstützen würde. ("Unteilbar ist die Liebe")

Sahra Wagenknecht hatte natürlich den Braten von Anbeginn gerochen ... Aber sie formulierte es in dem Freitag Interview ("Es geht nicht um Nation") mit Jakob Augstein vom 18. Oktober sehr diplomatisch. Trotzdem kann ich ihren Optimismus nicht wirklich nachvollziehen: Keine der Parteien, die sie anspricht, wird sich wohl ein Jota bewegen außer gegenzusteuern.

"'Solidarität kennt keine Grenzen' – so lautet der letzte Satz des Aufrufs 'unteilbar'. Gut so, wenn damit gemeint ist, dass wir verstärkt dort helfen sollten, wo das Elend gemacht wird. Auch von uns und unseren 'Freunden' im Westen" (https://www.nachdenkseiten.de/?p=46491).

Es steht zu hoffen, dass auf der geplanten Veranstaltung „#UNTEILBAR, AUFSTEHEN, AKTIV WERDEN FÜR EINE SOLIDARISCHE GESELLSCHAFT“ am 12. November 2018 um 18:30 Uhr im Haus der Kulturen (Am Nordbahnhof 1, 38106 Braunschweig) im Jubel über die Großereignisse nicht die kritischen Töne und Dissonanzen untergehen.