Bericht aus Bumsdorf XII

Die 70er Jahre gingen ihrem Ende entgegen, als meine Eltern auf die unglückselige Idee kamen, mich in einen Sommerurlaub zu entführen. Sie packten mich, die Badehosen und meine jüngste Schwester (die anderen beiden blieben verschont und zu Hause) in den Mittelklassewagen und fuhren mit uns nach Damp 2000 an der westdeutschen Ostsee. Hier gab es ein ganz spezielles Urlaubsfeeling, den besonderen Kick, denn Damp 2000 war neu und modern, der Ort war innerhalb kürzester Zeit aus dem Boden gestampft worden. Ein beschaulicher Hafen mit Fischerbooten? Eine gemütliche Altstadt mit Seefahrerromantik? Alles unnötiger Quatsch. Hier gab es die knallharte Erholung ohne irgendwelchen traditionellen Schnickschnack.

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Ehrenmord auf europäische Art

(Leserbrief; Braunschweiger Zeitung v. 15.05.08)
In Österreich hat ein Familienvater aus finanziellen Grürnden seine Familie einschließlich der Eltern und des Schweigervaters mit der Axt erschlagen (Braunschweiger Zeitung vom 15.5.08). Das ist die (mittel-) europäische Variante des islamischen Ehrenmords, bei der es nicht um Jungfräulichkeit, sondern um Geld geht: Einer, der aus bestimmten Grürnden nicht mehr weiterleben will, entscheidet dann kraft seiner Stellung als Familienvater im Alleingang, dass dann auch die ürbrigen Familienmitglieder kein Recht auf Weiterleben haben, und vollzieht diesen „Richterspruch“ mit eigener Hand. Wahrscheinlich werden die Stammtische jetzt wieder mitfürhlend von einer „Familientragödie“ reden. In Wirklichkeit handelt es sich um einen Skandal, der um kein Haar besser ist als die islamischen „Ehrenmorde“.

Kunstgenuss mit Landleben

Wenn Sie am Sonntag (04. 05. ab 12:00) noch nichts vor haben, Ihnen aber der Sinn nach Stadtflucht steht, dann: auf nach Jerxheim-Bahnhof!. Alle Türen stehen Ihnen dort offen.

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Erinnerungen an das friedlichere Amerika - Martin Luther King

Texte von und ürber den Nobelpreisträger, vorgetragen von der Literaturgruppe des Friedenszentrums

Nach den Jahren des George W. Bush klingt es wie eine halb vergessene Sage: das friedlichere, das gerechtere Amerika. Es gab einmal einen schwarzen amerikanischen Prediger, der die Kluft zwischen den Rassen überwinden und dem Hass auf den Gegner Einhalt gebieten wollte durch Methoden, die er dem Menschenrechtler Mahatma Gandhi abgeschaut hatte, nämlich dem Repertoire des zivilen Widerstands, das dann von der studentischen Protestbewegung der sechziger Jahre in aller Welt nachgeahmt wurde. Der Gegner sollte nicht erledigt, sondern nur ausgebremst werden. Bewusst wollte King die Demütigung des Gegners vermeiden, damit eine spätere Versöhnung mit ihm immer noch möglich wäre.

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"New York(er) City"

Es gab mal eine kleine Provinzstadt, nicht ganz so bedeutend wie jene Stadt, die einige „New Babylon" oder „Big Apple" nannten. In dieser Stadt siedelte sich eines Tages ein größeres Unternehmen aus dem Norden des Landes an, just wenige Monate nachdem ein neuer Oberbürgermeister die Geschicke der Stadt für viele, viele Jahre leiten sollte. Dieses Unternehmen war überaus erfolgreich. Es expandierte dank einer klugen Geschäftspolitik und vieler fleißiger Hände, insbesondere in fernen Ländern. Schon bald wuchs es zu einem Unternehmen von internationalem Format.

Aus unerfindlichen Gründen verfügte das Unternehmen über ganz viel Geld, das es unbedingt in Immobilien anlegen wollte oder musste. Und da es im Immobilienbereich offensichtlich keine bessere Anlagemöglichkeit gab, als großflächig Häuser in der kleinen Provinzstadt aufzukaufen, wurden dort gleich blöckeweise Häuser gekauft. Diese wurden nämlich verramscht, weil keiner der alten Besitzer mehr so recht etwas mit ihnen anzufangen wusste. So war man froh, dass man endlich einen Käufer fand.

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Bericht aus Bumsdorf XI - Familienstreit

Das junge Glück denkt selten an die Spätfolgen, wenn es glitschig und verschwitzt die Nächte durchpoppt, nur an den aktuellen Spaß. Eigentlich denkt es während dieser Zeit gar nicht, weil ausschließlich die tierischen Triebe regieren.

Monate später ist er da, der kleine Matz, Fratz oder Spatz. Ja, und plötzlich stellt man fest, dass die guten Freunde und Mitbewohner Kinder ziemlich doof finden, denn so kann man nicht ordentlich kiffen und trinken, arbeiten und kämpfen. Nachts um eins volle Kanne Hardcore, Techno oder Death Metal hören geht auch nicht mehr: Der oder die Kleine soll ja schlafen.

Also lebt man sich auseinander, zieht aus der WG aus sowie mit dem Partner oder der Partnerin zusammen und dann passiert es: Die eigene Familie wird wieder wichtig. Denn zumindest die Großeltern sind begeistert und akzeptieren nun auf einmal und ohne mit der Wimper zu zucken, den stets schwarzgekleideten De-facto-Schwiegersohn oder die bunthaarige, benasenringte Quasi-Schwiegertochter, auch wenn der oder die so seltsame Ansichten hat. Immerhin ist das ersehnte Enkelkind nun da – und damit in der Regel alles gut!

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Bericht aus Bumsdorf X - Rauchen gefährdet Ihre Gesundheit

Es ist mir direkt ein wenig peinlich, aber ich muss zugeben, dass ich mal fast zu einem der wenigen westdeutschen Republik-Flüchtlingen geworden wäre.

Und das kam so.

Es war auf einem dieser Heavy Metal-Abende in einer der Dorfdiscos in der Lüneburger Heide im Zonenrandgebiet, 80er Jahre, als ich mir so richtig die Kante gegeben hatte. Wir kauften die „Neger“ (Cola-Rum-Mischungen) immer gleich tablettweise und schütteten das Zeug dann auf ex in uns hinein, während wir Metal-Songs grölten, uns angrunzten und überhaupt den lieben Gott einen guten Mann sein ließen.

Der DJ war neu und er kannte sich mit dem „Hard and Heavy-Zeugs“ noch nicht so aus, weshalb er sich dazu überreden ließ, „Pulling Teeth“ von Metallica aufzulegen – ein minutenlanges Bass-Solo des legendären Cliff Burton.

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Seit zehn Jahren treuer Leser der Braunschweiger Zeitungen

Matthias Bosenick beklagt jedoch „miserablen Stil“ und „unqualifizierte Aussagen“ einiger Redakteure

Er hat mehr Zeitungen gelesen, als die BZ-Redakteure rhetorische Stilmittel kennen: Matthias Bosenick (35). Seit gut zehn Jahren gehört auch die Braunschweiger Zeitung zu seinem Repertoire. Auf seinem – wie er versichert – bequemen Stuhl im Esszimmer liest er die BZ von vorne bis hinten komplett durch – jedenfalls war dies anfangs so.

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Bericht aus Bumsdorf IX - Persil für alle oder Es ist nicht leicht, ein Nazi zu sein

Der Sprecher der Braunschweiger Polizei, Joachim Grande, stellte fest: „Die beiden Beschuldigten werden aufgrund ihrer äußeren Erscheinung – einer ist kahlköpfig und auch der andere trägt seine Haare auffällig kurz – oft als Neonazis angesehen.“ Was aber nicht zutreffe: „Dazu fehlt ihnen ganz einfach das politische Verständnis.“ Das politische Verständnis? Reicht es nicht, mit den Worten „Scheiß Ausländer“ auf zwei aus Syrien stammenden Menschen zuzugehen, auf sie einzuschlagen und schließlich mit einem Stein auf einen der am Boden Liegenden einzudreschen, um zumindest rassistische Beweggründe zu vermuten? Nein, denn zwar nähmen „Angriffe auf offener Straße zu“, jedoch „oft aus nichtigem Anlass.“ Natürlich, das Eingeständnis, dass hier Rassisten am Werk gewesen sein könnten, würde ja das Eingeständnis beinhalten, dass es auch Rechtsextremisten gibt, also Nazis. Und diese sind bekanntlich vor gut sechzig Jahren urplötzlich ausgestorben.

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Bericht aus Bumsdorf VIII - Bosse und sein Gefangener

„Der Gefangene hat uns angegriffen! Wir müssen ihn töten!“ Kalt und teilnahmslos spricht Bosse diese beiden Sätze aus, die mein Todesurteil bedeuten. Die anderen Kinder nicken begeistert.
„Das ist eine infame Lüge!“ erwidere ich empört, denn einen braveren Häftling als mich kann es gar nicht geben. „Und doofe Kriegspropaganda!“
Als Bosse, ein Junge aus Neles Kindergarten, mit seinem Holzschwert vor meinen Augen herumfuchtelt, reicht es mir dann doch, denn mein Leben ist wohl nicht ernsthaft in Gefahr, aber mein Augenlicht scheint tatsächlich bedroht zu sein.
Ich ziehe meine Arme aus der Schlinge, die um meinen Bauch gewickelt ist und nehme ihm das Schwert weg.
„Der Gefangene versucht zu fliehen!“ schreit Bosse wütend. Währenddessen pieksen mich die anderen Kinder mit ihren Fingern in den Rücken.

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