"Überschreiten" und "Alternative Gesellschaftsformen" im Kunstverein Wolfsburg

"Pressemitteilung"

Überschreiten
Aline Alagem, Patrycja German, Sebastian Neubauer, Jie Jie Ng, Florian Slotawa, Kuratiert von Justin Hoffmann
Eröffnung     24. November 2016, 19 Uhr
Ausstellung     25.11.2016–05.02.2017

In der Ausstellung „Überschreiten“ werden künstlerische Arbeiten zusammengeführt, die das Überwinden von vorhandene Barrieren und Grenzen thematisieren. Das Überschreiten kann als Symbol, ja als Prüfstein für eine liberale demokratische Gesellschaft verstanden werden, die auch Minderheiten schützt. Grenzen zu überschreiten und zu überwinden ist ein utopischer Moment in unserer alltäglichen Lebenspraxis. Es kostet große Energie, seine eigenen Grenzen (z. B. im Sport) zu überwinden, und gilt deshalb als besondere Leistung. Im politischen Sinne kann es die Überwindung starren Denkens, im individuellen Kontext ein Voranschreiten, ein persönliches Weiterkommen bedeuten.

Im Zusammenhang mit dem Jahresthema 2016 des Kunstverein Wolfsburg, „Sexualität in der digitalisierten Kultur“, wird sich die Ausstellung auch mit Gender-Fragen beschäftigen. Die digitalen Medien können mit visuell-künstlerischen Mitteln dazu beitragen, der Diskriminierung von queeren sexuellen Lebensformen entgegen zu wirken. Der Erfolg des Social Media Fotoprojekts „InstaPride“, initiiert von Popstar Miley Cyrus beweist, dass eine Internet-Plattform, in diesem Fall Instagram, durchaus gesellschaftliche Effekte erzielen kann. InstaPride ruft Transsexuelle dazu auf, auf dieser Bilderplattform ihre Porträts hochzuladen und sich stolz öffentlich zu zeigen. Dass unkonventionelle Lebensformen immer mehr breite Zustimmung erhalten, bewies zudem der Sieg von Conchita Wurst, des österreichischen Travestiekünstlers, beim Eurovision Song Contest 2014. Auch in der Modebranche haben transsexuelle Models längst Eingang gefunden.
Bildende Künstler/innen plädieren immer wieder mit ihren künstlerischen Arbeiten für ein offeneres Verständnis von individuellen, außergewöhnlichen Lebensverhältnissen. Die Ausstellung „Überschreiten“ zeigt vielfältigen Formen des Überschreitens von Barrieren, die persönliche Freiheiten von Menschen einschränken.
Die Produktion des Films von Sebastian Neubauer wird in der Ausstellung zum ersten Mal zu sehen sein.

und im Raum für Freunde:

Alternative Gesellschaftsformen, Übung II: Widerstand
Lotte Lindner & Till Steinbrenner
Eröffnung: 24/11/16 um 19 Uhr
Ausstellung: 25/11/16-08/01/17

Das in Hannover lebende Künstlerpaar Lotte Lindner & Till Steinbrenner ist mit seinen temporären Eingriffen zwischen Performance und Installation verortet. Sie thematisieren dabei den jeweiligen Ausstellungsort, verändern den Raum aber nicht nur ästhetisch, sondern erweitern seine Grenze. So beziehen die Eingriffe, die sie vornehmen, den Besucher oft aktiv mit ein. Dies verweist auf einen nicht abgeschlossenen Werkbegriff der beiden Künstler, deren Arbeiten prozesshaft angelegt sind. Es verweist aber auch auf ein Spiel mit Macht bzw. Machtverzicht. Wenn sie etwa über Anweisungen den Besucher beeinflussen eine bestimmte Handlung auszuführen treten sie als gestaltende, als Künstler, in Erscheinung und geben gleichzeitig die Kontrolle ab. So sind viele der Arbeiten von Lotte Lindner & Till Steinbrenner mit Loslassen und dem Einlassen auf das Element des Zufalls verknüpft.
Im Raum für Freunde wird jetzt eine Serie weitergeführt, welche Anfang des Jahres in einer Ausstellung in Ecuadors Hauptstadt Quito begonnen wurde, die durch eine Handlungsanweisung für die Besucher auf einer Karte dokumentiert ist. Die dort durchgeführte Aktion hieß: Alternative Gesellschaftsformen – Übung I: Weltherrschaft. Die Besucher wurden aufgefordert folgenden Satz in ihrer Landessprache auf eine Leinwand zu schreiben: „Ich strebe die Weltherrschaft an." Im Raum für Freunde folgt jetzt mit der Übung II der Widerstand.